Silberband 034 - Die Kristallagenten
Mund.
»Aber wenn Sie meine Erfahrung …«
»Achtung, eine Durchsage!« krachten die Lautsprecher der Rundrufanlage dazwischen. »Die
Leutnants Berliter, Terminow, Bernardo und Shrimpf melden sich sofort mit voller
Raumeinsatzausrüstung bei Major Runete! – Ich wiederhole: Die Leutnants …«
»Himmel, Gesäß und Nähgarn!« fluchte Berliter.
Er sprang auf und sauste hinter Leutnant Shrimpf her, der im Sprintertempo auf den Ausgang des
Messeraumes zujagte.
Eine Minute später trafen sich die vier Aufgerufenen in ihrer Ausrüstungskammer.
Die Abrufmarken klapperten in die Schlitze der Robotautomatiken. Vier grüne Lampen leuchteten
auf, und kurz darauf fauchten die kompletten Ausrüstungspakete aus den Auswurfklappen in die
Fangkörbe.
»Möchte wissen, was der Monstrenjäger diesmal mit uns vorhat«, murmelte Leutnant Luigi
Bernardo, ein kleiner, lebhafter Typ mit dunklem Kraushaar.
Leutnant George Terminow drehte sich zu ihm um und verzog sein breitflächiges Gesicht zu einem
zynischen Grinsen.
»Was soll er schon vorhaben, Zwerg? Wahrscheinlich sollen wir draußen auf Protuberanzenjagd
gehen.«
Luigi musterte den kahlköpfigen Riesen von der Seite. Der schmale Backenbart, der entgegen der
klassischen Bartmode auch das Kinn bedeckte, gab Terminow ein verwegenes Aussehen. Und verwegen
war der Leutnant auch – außerdem war er ungeschlagener Karatemeister der
Imperiumsflotte.
»Ihre Antwort zeugt von bestechender Dummheit!« knurrte Bernardo.
Im nächsten Augenblick hüpfte er zur Seite, was gar nicht so einfach war, da er noch nicht
ganz in die Beine seines Raumanzuges gekommen war.
George Terminow schüttelte drohend die Faust.
»Ich breche dir das Genick mit dem kleinen Finger, Zwerg!«
»Aufgeblasener Riese!«
»Mini-Terraner!«
»Hirnloses Monstrum!«
Die beiden Streithähne verstummten jäh, als der Lautsprecher der Rundrufanlage ein lautes
Knacken von sich gab.
Kurz darauf erscholl Major Runetes kehlige Stimme.
»Leutnant Terminow und Leutnant Bernardo! Sie melden sich nach beendetem Einsatz in meinem
Dienstzimmer. Ende!«
Von da an kleideten sich die vier Leutnants schweigend an. Die letzten Magnetverschlüsse
wurden zugezogen, während sie bereits im Liftschacht nach oben schwebten.
Atemlos kamen sie vor Runetes Dienstzimmer an. Der Major wartete bereits auf sie. Mit keinem
Wort erwähnte er den Zwischenfall in der Ausrüstungskammer.
»Zur Zentrale!« befahl er knapp.
Die Leutnants rannten hinter ihm her, sprangen aus vollem Lauf auf das nächste Transportband,
wobei sie das langsame Band übergingen, und standen schließlich vor dem großen Panzerschott zur
Kommandozentrale.
Pandar Runete wandte sich noch einmal um und überflog seine Männer mit einem alles umfassenden
Blick. Trotz des schnellen Laufes über ein Dutzend Gänge und Bänder war auf seiner hohen, braunen
Stirn kein Tröpfchen Schweiß zu sehen.
Runete war Sikh und verzichtete deshalb selbst bei einem Einsatz nicht auf seinen Turban. Bart
und Haare waren zu winzigen Zöpfchen verflochten, und wäre der Raumanzug nicht gewesen, hätte man
sich in einen Sikh-Tempel im tiefsten Indien Terras versetzt fühlen können. Das harte, hagere
Gesicht paßte gut zu der großen Gestalt, deren Schlankheit jetzt freilich durch den Raumanzug und
die zahlreichen Ausrüstungsgegenstände verborgen wurde.
Seine Musterung schien zur Zufriedenheit auszufallen, denn er lächelte flüchtig.
Die Schotte glitten zur Seite, und mit wiegendem Gang betraten die fünf Raumfahrer den
Kommandoraum der CREST IV.
Nachdem Perry Rhodan sie kurz instruiert hatte, überreichte ein Freifahrer mit rotem Halstuch
ihnen je ein glitzerndes Netz.
Sie waren froh, daß nicht er die Gebrauchsanweisung gab, sondern dies dem Mann überließ, der,
gestützt auf einen reichverzierten Stockdegen, in würdevoller Haltung neben dem Großadministrator
stand. So hatten sie einen guten Grund, die sagenhafte Erscheinung Roi Dantons gebührend zu
begutachten.
Danach marschierten sie wieder zum Schott hinaus. Der Freifahrer Blake begleitete sie, um
ihnen die Spezialschaltungen der Space-Jet SANGLIER zu erklären.
»Fertig zum Ausstoß!« sagte Pandar Runete in das Mikrophon des Telekoms.
Aus dem Innern der Space-Jet drang das verhaltene Grollen der leerlaufenden
Triebwerksmeiler.
»X-Zeit läuft. X minus zehn Sekunden!« schallte es zurück.
Danach das monotone Ticken des Robotzählers. Die Druckhelme der Männer klackten in
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