Silberband 037 - Arsenal der Giganten
bildete mit den
Ereignissen kurz vor seiner Entführung logische Kette.
Die Terraner wußten nicht, wo er sich befand.
Er erinnerte sich, daß seine Entführung in aller Hast vor sich gegangen war. Es schien sich
nicht um ein sorgfältig geplantes Unternehmen, sondern vielmehr um eine Art Husarenstück
gehandelt zu haben, von wagemutigen, todesverachtenden Terranern unternommen, die womöglich über
den eigenen Erfolg verblüfft waren und sich plötzlich in einer Lage befanden, für die sie keine
Pläne gemacht hatten. Die Anlagen, die Aser Kin gesehen hatte, bevor er in den Transmitter
geschoben wurde, waren nicht terranischer Herkunft. Sie waren älter und entstammten einer
Technologie, die sich von der gegenwärtigen terranischen unterschied. Es war durchaus
vorstellbar, daß die Terraner den Stützpunkt erst vor kurzem entdeckt und noch keine Ahnung
hatten, wo sich der Gegenpol des Transmitters befand, in den man ihn hineingestoßen hatte.
Aser Kin hatte keinen Grund, an der Richtigkeit dieser Hypothese zu zweifeln. Es beruhigte ihn
zu wissen, daß er bei dem langwierigen Experiment, das er durchzuführen beabsichtigte, eine
Störung von seiten der Terraner nicht zu befürchten hatte.
Die Methode, die sein Plangehirn zur Entfernung der Terkonit-Stahlfesseln entwickelt hatte,
hing eng mit der Physik seines Körpers zusammen.
Die Verwandlung der Körpersubstanz von weicher, organischer in diamantharte, anorganische
Materie war ein Prozeß, in dessen Verlauf die Entropie des Systems um einen ansehnlichen Betrag
verringert wurde und der daher einen gewissen Energieaufwand erforderte. Diese Energie wurde von
einem Transformationszentrum im Innern des mächtigen Körpers geliefert und aus dem normalen
Stoffwechselprozeß des Zweitkonditionierten bezogen. In umgekehrtem Sinne wurde bei der
Rückverwandlung der Körpersubstanz in organische Materie die Entropie vergrößert und ein
beachtlicher Energiebetrag freigesetzt. Die freigesetzte Energie äußerte sich als Wärme, und
darauf baute Aser Kins Plan.
Die Terkonitbänder, so eng an den Körper geschmiedet, daß sie vorzüglichen Kontakt hatten,
würden infolge ihrer vorzüglichen Leitfähigkeit den größten Teil der freigesetzten Wärme
aufnehmen und sich um einige Millimeter ausdehnen. In einem Zeitraum von mehreren Sekunden nach
der Transformation der Körpersubstanz von kristallinharter zu akristallinweicher Materie, bevor
die Stahlbänder die plötzlich absorbierte Wärme an die Atmosphäre des Kuppelraumes weitergeben
oder sie in Aser Kins Körper zurückleiten konnten, würden die Fesseln also weiter sein als im
Normalzustand.
Das war alles, was Aser Kin brauchte. Die paar Sekunden genügten ihm, um wenigstens einen Arm
oder gar ein Armpaar um einige Zentimeter zu bewegen. Er konnte den Versuch beliebig oft
wiederholen, bis er eine Hand frei hatte. Er zweifelte nicht daran, daß es ihm, sobald er Hand an
die Stahlbänder legen konnte, gelingen würde, die Fesseln entweder zu zerreißen oder so lange zu
drehen, bis sie brachen.
Er begann sofort.
In Bruchteilen von Sekunden verwandelte sich der riesige Körper in einen starren, harten
Klotz. Ein paar Augenblicke später erfolgte die Rückverwandlung. Aser Kin spürte, wie Wärme ihn
durchflutete und fast augenblicklich verebbte, als die Stahlbänder sie absorbierten.
Er spürte, wie der Druck der Fesseln sich verringerte.
Sein rechter Greifarm bewegte sich unter der krampfhaften Anstrengung der Muskeln. Der Versuch
gelang! Als der Wärmeausgleich hergestellt war, befand sich das Handgelenk um mindestens vier
Millimeter weniger weit vom Rand der Terkonit-Fessel entfernt als zuvor.
Aser Kin schöpfte neue Hoffnung.
Auf Triton kam die Beratung, wie man dem verschollenen Aser Kin am wirkungsvollsten
helfen konnte, zu einem Ende ohne Ergebnis.
Man glaubte eines zu wissen: Die Terraner entführten einen Schwingungswächter nicht, um ihn zu
töten. Dafür war er zu wertvoll. Er lebte also noch, befand sich aber in einem gut gehüteten
Versteck.
Für das weitere Vorgehen gegen Terra gab es daher nur die Direktive: Eine angemessene
Zeitspanne zu warten, ob sich nicht doch noch eine Spur von Aser Kin zeigte, der man folgen
konnte. Und dann – nachdem entweder die angesetzte Spanne ereignislos verronnen oder aber
Aser Kin befreit worden war – Terra anzugreifen.
Unmittelbar, ohne weitere Umschweife.
Die Rückschläge der jüngsten Vergangenheit hatten Tro Khon von
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