Silberband 037 - Arsenal der Giganten
von unserem Standort aus Gegenstände erkennen, die wie eine halbe Tragfläche und
der Hecksektor einer Jet aussehen. Es muß angenommen werden, daß CAESAR-3 beim Aufprall
explodiert ist.«
Aser Kin schrak auf, als der rollende Donner einer fernen Explosion in die
Transmitterkammer drang. Er hatte schon vor einiger Zeit seine Bemühungen, die Fesseln
abzustreifen, wieder aufgenommen. Diesmal verfuhr er nach einem anderen Rezept. Jedesmal, wenn
der Körper in die Normalphase zurückgekehrt war und er den rechten Greifarm um ein paar
Millimeter weiter aus der sich ausdehnenden Fessel gezogen hatte, ruhte er ein paar Minuten lang
aus. Auf diese Weise sparte er auf lange Sicht Zeit, weil er nicht so rasch müde wurde wie zuvor
und keine zeitraubende Schlafperiode einzulegen brauchte.
Der Donner der Explosion warf seine Pläne über den Haufen. Mit Schrecken erkannte er, daß
seine wichtigste Annahme falsch war. Der Gegner wußte, wo er sich befand. Die Explosion bewies,
daß er auf dem Wege war, sich Zutritt zu der Anlage zu verschaffen, in deren Inneren er, Aser
Kin, sich befand.
Mit der Kraft der Verzweiflung ging der Zweitkonditionierte an die Arbeit. Erschrocken wie er
war, blieb ihm doch noch genug sachliches Urteilsvermögen, um zu erkennen, daß er immer noch eine
Chance hatte, wenn sie auch auf ein Minimum zusammengeschrumpft war. Die Explosion schien darauf
hinzuweisen, daß die Terraner auf Schwierigkeiten gestoßen waren. Was auch immer für eine Anlage
dies sein mochte, sie schien nicht unverteidigt zu sein.
Tro Khon horchte auf.
OLD MANs Meßgeräte und einer der sieben Koordinatoren seines Dolans hatten gleichzeitig einen
kräftigen Streuimpuls von Neptuns Oberfläche registriert. Nähere Untersuchung ergab, daß es sich
vielmehr um sechs Einzelimpulse handelte, die nahezu zur gleichen Zeit ausgesandt worden waren.
Eine Strukturuntersuchung der Impulse bewies eindeutig, daß sie von nuklearen Explosionen
herrührten.
Damit war eine wichtige Frage beantwortet. Der Gegner war nicht von OLD MANs Feuer vernichtet
worden. Er hatte es fertiggebracht, die Oberfläche des Methanplaneten zu erreichen.
Die Streuimpulse deuteten darauf hin, daß er auf Schwierigkeiten gestoßen war. Tro Khons
Planhirn hatte keine Mühe, sich die Situation auf Neptun in groben Zügen auszumalen.
Aser Kin war durch einen Transmitter von Triton fortgeschafft worden, soviel war als sicher
anzunehmen. Das Gegengerät, durch dessen Feld Aser Kin rematerialisierte, würde nicht irgendwo
auf Neptuns lebensfeindlicher Oberfläche herumstehen, sondern den Teil eines Stützpunkts bilden.
Das Planhirn verwarf die Möglichkeit, daß es sich um einen terranischen Stützpunkt handelte. Die
Terraner hatten sich zwar um die Monde der äußeren Planeten, aber nicht um die Planeten selbst
gekümmert.
Stützpunkte dieser Art besaßen eine Besatzung – halborganisch, halbrobotisch, solange sie
noch von ihren Konstrukteuren benutzt wurden. Und vollrobotisch, wenn diese Zeit vorüber war. Die
Roboter würden sich bemühen, sich die Eindringlinge vom Leibe zu halten. Die sechs
Kernexplosionen rührten entweder von Geschossen her, die die Roboter gegen die Terraner oder die
Terraner gegen die Roboter abgefeuert hatten.
An diesem Punkt der Überlegung war Tro Khon gezwungen, eine Entscheidung zu treffen. Es war
möglich, daß die Schlacht, die sich zwischen Terranern und Robotern irgendwo auf Neptun entspann,
Aser Kins Sicherheit beeinträchtigte. Die Zweitkonditionierten besaßen aber eine Körperstruktur,
die sie zu den absolut zähesten Lebewesen machte, die der Kosmos kannte. In der kristallinen
Körperphase überstand ein Zweitkonditionierter Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt ebenso
wie solche von zweitausend Grad. Er konnte ohne Atmosphäre auskommen. Er konnte im absoluten
Vakuum des Raums existieren. Er war so gut wie unverwundbar.
Allein die mörderische Energieentfaltung einer Kernbombe konnte ihn ernsthaft gefährden, unter
Umständen sogar umbringen. Wenn eine der Bomben in Aser Kins unmittelbarer Nähe explodierte, war
er verloren, hilflos, unzweifelhaft ohne die Unterstützung seines persönlichen Schutzschirms,
vielleicht sogar ohne Bewußtsein.
Die Frage, die Tro Khon zu beantworten hatte, war, ob er Aser Kin zu Hilfe kommen sollte. Seit
der Auswertung der Streuimpulse kannte er die Lage des Ortes, an dem der Kampf stattfand, mit
ausreichender Genauigkeit, um mit der Suche keine
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