Silberband 038 - Verschollen in M 87
Verbindung zu treten.
»Es hat keinen Sinn«, sagte Rhodan. »Wir steigen jetzt aus.«
Roscoe Poindexter blickte sich in der Schleusenkammer um, die er in wenigen Augenblicken
verlassen würde. Er hatte nicht damit gerechnet, daß er bei dem Enterkommando sein würde, doch
Perry Rhodan hatte ihn zusammen mit einigen Wissenschaftlern und Technikern ausgewählt. Auch der
Telepath John Marshall und der USO-Spezialist Melbar Kasom gehörten zu den Männern, die die
FORKED TONGUE verlassen würden.
Wie alle anderen trug auch Poindexter einen flugfähigen Kampfanzug. Durch die Sichtscheibe
seines Helmes versuchte Poindexter die Gesichter der anderen Männer zu beobachten. Er fragte
sich, ob seine Begleiter von der gleichen inneren Unruhe wie er befallen waren.
»Schließen Sie Ihre Helme!« befahl Rhodan. »Der Druckausgleich wird hergestellt.«
Die Atemluft wurde aus der Schleusenkammer gepumpt, dann öffnete sich das äußere Schleusentor.
Poindexter konnte in den Weltraum blicken. Ein Teil des Walzenschiffs, an dessen Bord sie gehen
wollten, lag im hellen Licht der roten Riesensonne, der andere Teil verschwand in völliger
Dunkelheit. Poindexter atmete prüfend die Luft ein, die von dem kleinen Sauerstoffaggregat im
Rückentornister in den Helm strömte. Alles war in Ordnung.
»Denken Sie daran, daß wir unterwegs sind, um Freunde zu gewinnen«, klang Rhodans Stimme im
Helmlautsprecher auf. »Es darf nur im äußersten Notfall geschossen werden. Kasom und ich
übernehmen die Spitze. John, können Sie jetzt Gedankenimpulse intelligenter Wesen
feststellen?«
»Nein. Die Ausstrahlungen der Tiere sind zu stark.«
»Gut. Es geht los. Wir fliegen in vier Gruppen zu fünf Mann.«
Roscoe Poindexter sah die ersten fünf Männer davonfliegen. Er gehörte zur zweiten Gruppe. Als
seine Begleiter sich formiert hatten, stieß er sich vom Schleusenrand ab. Der Rückstoß seines
Flugaggregats trieb ihn dem fremden Schiff entgegen. Er flog, wie er es in der Weltraumakademie
gelernt hatte, die Arme eng an den Körper gepreßt und die Beine auseinandergestreckt. Er hatte
befürchtet, daß ihn Schwindel überkommen würde, aber er fühlte sich völlig befreit von allen
Ängsten. Der lautlose Flug durch den Weltraum hatte etwas Erhabenes, und Poindexter war plötzlich
von einer tiefen Dankbarkeit erfüllt, daß er das erleben konnte. Die schwache Anziehungskraft des
Raumschiffpulks machte sich bemerkbar, und Poindexter mußte seinen Kurs korrigieren.
Rhodan, John Marshall, Melbar Kasom und die beiden anderen Männer an der Spitze sahen wie
fliegende Pfeile aus. Das Licht der Sonne schien ihre Körper zu spalten. Das nahe Zentrum der
fremden Galaxis strahlte in einer von Poindexter nie gesehenen Farbenpracht. In einer Entfernung
von mehreren hundert Metern trieb ein Schwarm Spender vorbei, jene blauen, dreißig Zentimeter
durchmessenden Energiekugeln, die von einem unerklärlichen Gesetz gezwungen wurden, den
Mittelpunkt von M 87 anzufliegen.
Poindexter blickte zurück. Die KC-21 war noch so nahe, daß sie fast das gesamte Blickfeld
Poindexters beherrschte. Trotzdem hatte der Offiziersanwärter bereits die Hälfte der zu
überwindenden Strecke hinter sich gebracht. Unwillkürlich nahm Poindexter das fremde Schiff als
Bezugspunkt, so daß er feste Vorstellungen von ›oben‹ und ›unten‹ bekam.
Die Spitzengruppe hielt auf die mittlere Luftschleuse zu.
Poindexter fragte sich, ob Rhodan gewaltsam in das Schiff eindringen wollte. Es konnte sein,
daß sie die Schleuse aufschweißen mußten, um ins Innere zu gelangen.
Rhodan und die vier Männer, die gleichzeitig mit ihm losgeflogen waren, erreichten ihr
Ziel.
»Sehen Sie das große Handrad?« fragte einer von Rhodans Begleitern.
»Ja«, antwortete Rhodan knapp.
Melbar Kasoms Stimme brachte die Lautsprecher des Helmfunks zum Vibrieren.
»Das Handrad wurde nachträglich aufgeschweißt. Es dient offenbar dazu, die Schleuse vom
Weltraum aus zu öffnen.«
»Das beweist uns erneut, daß es in diesen Schiffen keine Energiequellen mehr gibt«, sagte
Rhodan. »Die Schleuse muß durch Körperkraft geöffnet werden.«
Poindexter kam neben der Schleuse an. Sie lag auf der der Sonne abgewandten Seite des
Schiffes. Im Licht der Helmscheinwerfer konnte Poindexter jedoch deutlich das Handrad sehen, von
dem Rhodan und Kasom gesprochen hatten. Es durchmaß etwa fünfzig Zentimeter. Drei dicke
Verstrebungen verbanden den äußeren Ring mit der
Weitere Kostenlose Bücher