Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums
Sekunden später tauchte er wieder auf.
»Glück gehabt!« teilte er atemlos mit. »Kommen Sie!«
Sie rematerialisierten in einer scheibenförmigen Halle von etwa Zehn Metern Durchmesser. Die Wände waren transparent, und die Männer konnten von ihrem Standort aus zahllose Energieaggregate sehen. Die Funktionen waren ihnen allerdings unbekannt.
Der Teleporter setzte sich in seinem Kampfanzug in Bewegung und marschierte unbeholfen auf die einzige Öffnung in der Wand zu. Dahinter lag ein langgestreckter Gang, und der scheinbar starre Boden setzte sich automatisch in Bewegung, sobald die Terraner ihn betraten.
»Der Service hier ist nicht zu verachten«, murmelte Ras.
Tschu Piao-Teh lächelte ironisch. Er blickte an Tschubai vorbei und beobachtete aufmerksam das vor ihnen liegende Gangstück. Die Geschwindigkeit ließ sich nur schätzen, aber offenbar wuchs sie kontinuierlich an.
Der Psychologe überlegte, wohin das Transportband führen konnte. Der Bereich der Energiestation mußte eigentlich längst hinter ihnen liegen. Folglich gab es noch andere Energiestationen.
Er schob sich näher an den Teleporter heran.
Die Männer schwiegen einige Minuten, während das Transportband mit ihnen schneller und schneller durch den Stollen glitt.
Plötzlich tauchte weit vor ihnen wieder ein heller Schein auf. Ras Tschubai griff nach Tschus Arm. Doch ihre Befürchtungen, es könnte sich um eine Todesfalle handeln, waren unbegründet.
Der Lichtschein kam von einer leeren Halle. Das Transportband verringerte seine Geschwindigkeit. Tschubai und der Psychologe verließen das Band nicht, als es quer durch die Halle glitt. Es führte anschließend in einen weiteren Tunnel, der jäh nach rechts abschwenkte und spiralförmig in die Tiefe führte.
Ras Tschubai lockerte seinen Strahler. Tschu Piao-Teh konzentrierte sich lediglich stärker. Er rechnete nicht mit einer Falle, bereitete sich aber dennoch darauf vor.
Der schnelle spiralförmige Abstieg machte die Männer benommen. Sie schwankten unwillkürlich, als das Band wieder geradeaus führte. Nach wenigen Sekunden kam es zum Stillstand.
Sie standen in einer großen Halle, unzweifelhaft einer Schaltzentrale. Schaltpulte von über drei Metern Höhe zogen sich an den Wänden hin. Ein schwaches Summen lag in der Luft.
Und noch etwas war da!
Das Gefühl drohender Gefahr. Es schien, als beobachteten zahllose Augen aus dem Verborgenen das Tun der beiden Terraner.
Professor Tschu räusperte sich und ging auf die Überreste eines Skeletts zu, wie sie überall in der Halle verstreut umherlagen. Ras sicherte mit schußbereitem Strahler.
»Eindeutig das Skelett einer Bestie«, stellte Tschu sachlich fest. Er bückte sich und versuchte, das bleiche Gerippe anzuheben. Ächzend gab er es auf. »Schwer wie ein Roboter.«
»Ob die Bestien von Ungeheuern umgebracht worden sind?« überlegte der Teleporter laut.
Tschu Piao-Teh antwortete nicht darauf. Er ging zu einem Schaltpult und zog sich daran hoch. Mit dem Fuß drückte er eine gelbe Schaltplatte nieder. Ein dumpfes Dröhnen erfüllte plötzlich den Saal.
»Machen Sie keinen Unsinn!« warnte Tschubai.
Der Psychologe zuckte die Schultern. Sein Fuß senkte sich auf die nächste Schalttaste. Geblendet schloß er die Augen, als in der Wand vor ihm ein gewaltiger Sektor aufleuchtete. Mit einem Sprung kehrte er auf den Hallenboden zurück.
Aus etwa zehn Schritt Entfernung ließ sich das Bild am besten erkennen, denn es war ein Bildschirm, den Tschu aktiviert hatte.
Auf der etwa sechs mal sechs Meter großen Fläche stand das dreidimensionale Abbild einer metallisch schimmernden Kugel. Eine Seite der Kugel hatte sich facettenartig geöffnet, und der halbfertige Körper eines Monstrums hing heraus.
Jetzt erst wurde den beiden Männern klar, wie groß der kugelförmige Behälter wirklich sein mußte, denn das halbfertige Monstrum glich auf erschreckende Weise dem Ungeheuer Clara …
»Das erinnert mich an die Geschichte vom Zauberlehrling«, murmelte Tschubai. »Kennen Sie die?«
Der Professor schüttelte den Kopf.
Ras seufzte.
»Es ist ein ziemlich makabrer Vergleich. In der bewußten Geschichte versucht ein Zauberlehrling in Abwesenheit seines Herrn, einen Besen in einen Wasserträger zu verwandeln, um sich die Arbeit zu ersparen. Es gelingt ihm auch, denn er kennt den entsprechenden Zauberspruch. Doch als er seinem Geschöpf Einhalt gebieten will, fällt ihm diese Zauberformel nicht ein. Sein Geschöpf waltet unermüdlich weiter
Weitere Kostenlose Bücher