Silberband 041 - Die Konstrukteure des Zentrums
»Wissen Sie, anfangs fürchtete ich, Sie würden zu viele Skrupel haben.«
Der Captain blickte ihn ernst an.
»Sie haben mich nicht verstanden, Lordadmiral. Ich sprach von einer Vernichtung der Machtmittel, nicht von der Vernichtung der Bestien. Das ist ein kleiner Unterschied.«
Die KC-41 hatte selten so viel Leben um sich gesehen wie heute. Mindestens zweihundert Wartungstechniker und Ausrüstungsspezialisten wimmelten um, in und auf der sechzig Meter durchmessenden Korvette; dazu kamen noch etwa dreißig Spezialroboter.
Major Bob McCisom, Chef der fünften Korvettenflottille, war selten zu sehen, dafür aber um so öfter zu hören. Er überwachte die Arbeiten an dem Beiboot persönlich. Außerdem war er von Perry Rhodan dazu bestimmt worden, die Korvette während des Sondereinsatzes zu kommandieren.
John Marshall und Gucky materialisierten soeben auf der angefahrenen Ausrüstungsrampe. Sie winkten kurz zu Dr. Armond Bysiphere hinauf, der mit Tschu Piao-Teh und Captain Ladd auf der oberen Polkuppel saß.
Bysiphere winkte zurück. Danach lauschte er wieder den Erklärungen des Biotronikers.
»Vergessen Sie niemals«, sagte Kelly Ladd eindringlich, »daß die Identitäts-Modulatoren auf ihre Weise ebenso gefährlich sind wie Mikro-Atombomben. Sie töten zwar kein Leben, aber Sie und die anderen Männer des Einsatzkommandos dürfen nie in den Wirkungskreis der Idmos geraten.«
»Und die Bestien?« fragte der plophosische Hyperphysiker.
»Für die ist es nicht so schlimm. Sobald die Wirkung der Idmos nachläßt, finden sich die Bestien wieder unter ihresgleichen; ein beeinflußter Terraner aber verpaßt möglicherweise den Anschluß an die eigenen Leute und wird von den Bestien gefunden. Dadurch wäre er so gut wie tot. Klar?«
»Vollkommen, Captain.«
Der Captain lächelte schmerzlich.
»Zu schade, daß ich nicht mitkommen darf. Ich hätte den Einsatz der Idmos gern selbst organisiert.«
»Sie können sich ganz auf mich verlassen«, erklärte Bysiphere. »Was ich einmal verstanden habe, das vergesse ich nicht wieder.«
17.
Die KC-41 schoß aus der Dunkelzone hinaus in das trübe Leuchten der sogenannten Lebensblase. Die neunzehnköpfige Besatzung und ihr Kommandant verhielten sich schweigsam. Sie wußten, daß ihr Einsatz sich nur unwesentlich von einem Selbstmordkommando unterschied. Perry Rhodan hatte nicht versäumt, ihnen das ohne Beschönigung klarzumachen.
Immerhin sorgte allein seine persönliche Anwesenheit für einen kleinen Hoffnungsschimmer.
Tschu Piao-Teh sah von seinem Sessel aus interessiert zu Rhodan hinüber, der Gucky und Ras Tschubai letzte Anweisungen für ihren Separateinsatz erteilte. Dr. Armond Bysiphere stand wie unbeteiligt dabei.
Professor Tschu schnallte sich los und ließ sich vom Lift in einen der Lagerräume tragen. Hier erhielt der Paladin-Roboter von zwei Waffenspezialisten sozusagen den letzten Schliff. Der Lagerraum im untersten Deck des Metallgiganten war schon an Bord der CREST ausgeräumt worden. Anstelle der Nahrungsmittel, Ersatzteile und anderen normalen Ausrüstungsgüter erhielt er nun Waffen, Energiemagazine und Miniaturbomben, die für ein ganzes Einsatzkommando ausreichten.
Harl Dephin und seine ›Besatzungsmitglieder‹ hüpften und liefen zwischen den Terranern umher und überprüften ihren Paladin zum x-ten Male. Sie mußten dabei ständig auf der Hut sein, um nicht versehentlich unter die Stiefel der Waffenspezialisten zu geraten, was das Ende ihrer Laufbahn bedeutet hätte.
Der Kosmopsychologe zuckte zusammen, als ihn jemand anbrüllte. Er konnte den Sprecher nicht sehen. Erst als er sich bückte, erkannte er einen Siganesen neben seinen Füßen. Den Rangabzeichen nach konnte es nur USO-Spezialist Major Harl Dephin sein. Dephin benutzte ein Megaphon, um sich verständlich zu machen.
Tschu Piao-Teh kannte die besondere Mentalität der kleinen Leute von Siga – und er respektierte sie.
Er salutierte zackig.
»Herr Major …?«
»Lassen Sie ruhig den Titel weg, Professor«, sagte Harl Dephin. Der Stolz darüber, vom Chefpsychologen mit seinem militärischen Rang angeredet zu werden, war dennoch deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. »Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie aus einem bestimmten Grund hier unten sind.«
»Aus einem bestimmten Grund …?« echote Tschu. »Nun, zumindest nicht mit offiziellem Auftrag. Ich war nur der Meinung, ich wäre in der Zentrale überflüssig.«
»Aha!« Dephin nickte. »Und da suchten Sie bei mir Trost.
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