Silberband 047 - Die Cappins
Merkur, Atlan! Dort ist der Hauptgezeitenwandler; ein Objekt, das einen Anschlag der Cappins geradezu herausfordern muß!«
»Ihr Argument klingt logisch. Behalten Sie also Tifflor in Haft, bis wir mehr wissen. Danke, und entschuldigen Sie die Störung.«
»Ich bin morgen in meinem Büro. Sie können mich dort jederzeit erreichen.«
»Bis dann«, sagte Atlan und unterbrach die Verbindung.
»Hm«, machte Rhodan und probierte den Obstsaft Guckys. »Wer weiß, wer morgen verhaftet wird. Der Cappin, sollte er wirklich in Tifflor stecken, hat ja genügend Zeit, sich nach einem anderen Opfer umzusehen.«
»Und das kann jeder von uns sein«, stellte Atlan nüchtern fest und sah Rhodan gerade ins Gesicht. »Jeder!« wiederholte er.
Rhodan erhob sich, nachdem er sein Glas geleert hatte.
»Ich möchte die erlauchte Runde nicht länger stören. Schließlich platzte ich so einfach hier herein, ohne mich anzumelden. Weiß jemand, wo Bully steckt? Gucky, auch du nicht?«
Gucky konzentrierte sich einige Sekunden, während die anderen gespannt zusahen. Dann schüttelte der Mausbiber den Kopf und machte ein verlegenes Gesicht.
»Tut mir leid, Perry, aber ich würde doch davon abraten, jetzt Bully aufzusuchen. Du wirst es nicht glauben, aber er ist nebenan im Bungalow. Hast du denn kein Licht gesehen, als du kamst?«
»Nein, alles war dunkel.«
Gucky kicherte.
»Der alte Genießer. Dabei ist er zu Hause. Aber nicht allein …«
Rhodan ging zur Tür und drehte sich noch einmal um.
»Diskretion ist noch nie deine besondere Stärke gewesen, Gucky«, stellte er fest und verbiß sich das Grinsen. »Wir sehen uns dann morgen im Hauptquartier. Wir können Tiff nicht in der Patsche sitzen lassen.«
Erst als sich Rhodans Schritte auf dem Kiesweg entfernten, kam das Gespräch wieder in Gang. Gucky meinte:
»Ob er was gemerkt hat?«
Atlan schüttelte den Kopf.
»Wie sollte er? Natürlich kam ihm die Versammlung verdächtig vor, aber niemand kann uns verbieten, hier in Guckys Bungalow eine Party zu feiern.«
»Eine Party mit Obstsaft wirkt immer verdächtig«, stellte Ras Tschubai fest. »Wir hätten Wein haben müssen, Schnaps und einige Mädchen. Das wäre Perry normal vorgekommen. Aber so …?«
Gucky räusperte sich.
»Ich werde mich um beides kümmern – zur Tarnung. Aber nicht mehr heute.« Er sah sich forschend um. »Will noch jemand Himbeersaft?«
Sie schüttelten entsetzt die Köpfe.
Am anderen Tag besuchten Atlan und Gucky Julian Tifflor. Natürlich gelang es ihnen nicht, etwas Verdächtiges festzustellen, aber sie stellten einige Fragen. Im Verlauf der Unterhaltung kristallisierte es sich dann heraus, daß Deighton in seiner Eigenschaft als Abwehrchef durchaus richtig gehandelt hatte. Jeder andere hätte Tifflor ebenfalls verdächtigen müssen.
»Ja, mein lieber Julian, da kann man nichts machen. Bleiben Sie ruhig hier, da sind Sie sicher. Niemand kann Ihnen etwas anhaben, aber wenn tatsächlich ein Cappin in Ihnen stecken sollte, wird er der Gefangenschaft sehr bald überdrüssig werden und sich verziehen. Wir haben leider keine Möglichkeit, ihn bei Ihnen festzustellen. Üben Sie sich in Geduld.«
Tifflor beherrschte sich.
»Deighton ist ein Rindvieh«, stellte er lediglich fest. »Er kann nichts dafür, zugegeben, aber ich müßte schließlich doch wissen, ob mich ein Cappin übernommen hat oder nicht.«
»Das ist eben nicht möglich«, berichtigte ihn Atlan.
»Dann bis später, Julian«, sagte Gucky und gab seinem Freund die Hand. »Im Augenblick können wir leider nichts für dich tun. Perry wird dir auch noch einen Besuch abstatten.«
»Freut mich zu hören«, bemerkte Tifflor mißmutig.
Draußen im Innenhof des Hauptgebäudes blieb Gucky plötzlich stehen.
»Besuchen wir Deighton doch mal«, schlug der Mausbiber vor. »So geht das doch nicht weiter. Überall werden inzwischen Menschen verhaftet, weil sie sich angeblich verdächtig machten. Danach zu urteilen, müßte es nicht nur ein einziger Cappin sein, der sich bei uns verborgen hält, sondern ein paar tausend. Ich finde, Deighton ist zu gründlich, viel zu gründlich.«
»Das ist seine Pflicht«, verteidigte Atlan den Abwehrchef.
Gucky warf ihm einen schiefen Blick zu.
»Seine Pflicht – natürlich. Aber das weiß der Cappin auch.«
Atlan ging weiter.
»Besuchen wir nun Deighton, oder lassen wir es sein? Ich finde, man sollte ihn nicht unnötig warnen – beziehungsweise den Cappin, der vielleicht in ihm wohnt. Er würde dadurch nur
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