Silberband 047 - Die Cappins
aus dem neuartigen YT-Stahl, einer Ynkelonium-Terkonit-Legierung, schimmerte in zartem Flamingorosa. Buchstaben- und Zahlengruppen kennzeichneten die von roten Kreislinien markierten Start- und Landefelder und die Hangardeckel. Die grauen Kuppeln von Transformstellungen und anderen Abwehrforts, die roten Blöcke der Hyperantennen und die mit der Schnittfläche nach innen gerichteten Halbkugeln verschiedenartigster Projektoren rahmten den Raumhafen ein. Was sich an der Oberfläche zeigte, waren jedoch nicht einmal 25 Prozent der gesamten technischen Anlage; unter der YT-Decke ragten die Bauten teilweise dreihundert Stockwerke tief in die Planetenkruste.
»Vierzigtausendsechshundert Milliarden Solar …«, jammerte der Kaiserliche Sekretär neben Argyris.
Der Kaiser der Freifahrer wandte sich um und musterte den kleinen blonden Mann zu seiner Linken lächelnd.
»Was ist schon Geld«, entgegnete er vorwurfsvoll, »wenn man es nicht nutzbringend anlegt!«
»Aber das hier ist kein Umschlaghafen, sondern dient der bloßen Repräsentation!« widersprach Phyl Amant mit schriller Stimme. »Majestät, es ist meine Pflicht, Sie auf Ihre Fehler hinzuweisen, und hier haben Sie zweifellos einen Fehler begangen. Dieser Raumhafen bringt uns keinen Soli ein, sondern ist ein Vampir, der beständig an unserer Staatskasse saugen wird.«
Anson Argyris lächelte nachsichtig und strich sich liebevoll über seinen kohlschwarzen Kräuselbart.
»Sie sind ein guter Kaufmann, Amant, aber von galaktischer Politik verstehen Sie nicht sehr viel. ›Ragnarök Space Port‹ wird zum Symbol werden, das die Gegner der Menschheit lähmt und ihre Freunde mit Hoffnung beflügelt.«
Phyl Amant verzog das Gesicht.
»Ragna … wie?«
Der Freifahrerkaiser lachte dröhnend, so daß die Instrumentengläser in der unbesetzten Überwachungskuppel klirrten.
»Ein Begriff aus dem Eddalied Voluspá, übrigens eine hervorragende Schöpfung der terranisch-indogermanischen Völker, ein Mythos von Weltentstehung und Weltuntergang. ›Ragnarök‹ bedeutet darin soviel wie ›Weltuntergang‹, ›Schicksal der Götter‹ oder ›Götterdämmerung‹: Die Sonne verlischt, die Erde verbrennt und sinkt ins Meer. Danach aber steigt die Erde ewig grünend erneut aus dem Wasser. Meinen Sie nicht, daß dieser Symbolismus die Freunde der solaren Menschheit hoffen und die Feinde fürchten läßt?«
Der Kaiserliche Sekretär erschauerte.
»Wahrhaftig! In der gesamten Galaxis wird man sich die Köpfe darüber zerbrechen, was mit der symbolischen Benennung gemeint ist.«
»Und man wird es zumindest bald ahnen, Amant. Ich habe nämlich dafür gesorgt, daß schon vor einem halben Jahr eine sehr preiswerte Ausgabe über die alten Schriftkulturen Terras verbreitet wurde – in siebentausend Milliarden Exemplaren. Die Einweihung von Ragnarök Space Port durch die Landung der INTERSOLAR mit Perry Rhodan an Bord, wird die Bedeutung des Namens noch unterstreichen.«
Phyl Amant lächelte und rieb sich die Hände.
»Majestät, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Ihr Plan ist so genial, daß ein einziges Gehirn eigentlich nicht ausreicht, ihn zu entwerfen.«
Er wurde ja auch nicht von einem Gehirn entworfen! dachte Argyris bei sich. Sondern von einer Kompakt-Positronik und posbischem Zellplasma-Komprimat, in meinem Brustkorb durch Bioponblöcke zu einer Funktionseinheit zusammengeschaltet. Wenn du wüßtest, daß unter meiner Schädeldecke nur Ortungsgeräte sitzen …!
Das Summen des Hyperkoms unterbrach seine Gedankengänge. Anson Argyris eilte zu dem Gerät und aktivierte es durch einen Schalterdruck, obwohl ein Funkimpuls aus seinem Ortungskopf genügt hätte.
Das Gesicht des Funkchefs des neuen Raumhafens formte sich auf dem 3-D-Bildschirm.
»Majestät, Anruf von der INTERSOLAR. Sie ist soeben aus dem Linearraum gekommen und wird in einer halben Stunde über Olymp eintreffen.«
»Danke, Oberst Marsala«, erwiderte Argyris. »Informieren Sie den Chef des Protokolls, daß ich in wenigen Minuten bei den Titanen eintreffe.«
Er gab seinem Sekretär einen Wink und ging voraus zum Transmitter. Die beiden Männer, von denen nur Phyl Amant wirklich ein Mann war, materialisierten in der Hauptschaltstation des Kaiserlichen Palastes. Sie führten noch einige Hyperkom- und Telekomgespräche, erfuhren, daß die Zuschauermassen bereits zu den Tribünen strömten, und begaben sich anschließend – wiederum per Transmitter – in die Halle der
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