Silberband 049 - Welten in Angst
Ausrüstungspaket.
Mit einem Schlag verstand ich, warum er sich an mein Lager geschlichen hatte. Er war nicht gekommen, um mich zu töten, sondern um mich zu bestehlen.
»Gaahk-gaahk-gaahk!« machte Merkosh aufgeregt, als gäbe es kein anderes Wort in einem solchen Augenblick.
Ich schaltete den Translator ein, den ich immer bei mir trug.
»Ruhe!« schrie ich den Oproner an.
Die Spannung fiel von mir ab. Ich ließ mich zurücksinken, damit der Gläserne mein Zittern nicht sehen konnte.
»Leg den Beutel zurück!« befahl ich dem Oproner.
Sein Rüssel, den er bisher völlig in die Mundpartie eingezogen hatte, begann zu zucken.
»Wage nicht, deine Trompete auch nur einen Millimeter auszufahren!« schrie ich ihn an und hob drohend den Strahler. »Wenn du das tust, drücke ich sofort ab.«
Er krächzte und wackelte mit dem Kopf. Sein Oberkörper begann wieder zu schwanken. Er sah so mitleiderweckend aus wie ein großer Vogel mit gebrochenen Flügeln. Ich beobachtete sein Gesicht. Der Oproner war zu keiner Mimik im menschlichen Sinne fähig. Nur mit seinem Rüssel konnte er Gefühle ausdrücken. Nicht allein das – dieser Rüssel befähigte ihn auch, katastrophale Zerstörungen anzurichten. Von dort kam die ›Böse Stimme‹.
»Warum wolltest du meine Ausrüstung stehlen?« fragte ich und gab mir Mühe, in ruhigem Ton zu sprechen. »Du weißt doch, daß ich alle meine Waffen am Körper trage.«
»Ich bin krybscher«, erklärte Merkosh mit seiner Reibeisenstimme. »Und wenn ich krybscher bin, dann bin ich nicht zu korbschen.«
Jedem, der Merkosh zum erstenmal gegenüberstand, wären bei solchen Worten, noch dazu in gräßlichstem Ton ausgestoßen, die Augen aus den Höhlen getreten. Ich dagegen hatte mich in den wenigen Tagen unseres Zusammenseins einigermaßen an dieses ›Stimmwunder‹ gewöhnt.
Ich klopfte mit den Knöcheln gegen den Translator.
»Wähle andere Worte!« befahl ich. »Dieses Kauderwelsch kann kein Mensch verstehen.«
Sein acht Zentimeter langer Hals, beweglich wie der eines Vogels, formte sich zu einem großen S; Merkosh starrte auf mich herab. Er sah aus wie ein alter wohlwollender Lehrer oder Richter, obwohl er völlig haarlos war. Er schwieg.
»Ich kann mir vorstellen, daß du scharf auf meine Ausrüstung bist, du dürrer Teufel!« schrie ich ihn an. »Aber wenn ich dich noch einmal erwische, strahle ich dir ein Loch in deinen kahlen Schädel. Hast du das verstanden?«
»Merkwürdigerweise«, gab er zurück. Es hörte sich an, als würde er gleichzeitig mit großen Felsbrocken gurgeln.
»Und jetzt legst du meine Ausrüstung wieder an ihren Platz. Schön vorsichtig und ohne eine falsche Bewegung!«
Diesmal kam er meinem Befehl nach.
»Was interessiert dich so sehr an meiner Ausrüstung, mein Freund?« Ich fuchtelte mit der Waffe vor seinem Gesicht herum, um meiner Frage Nachdruck zu verleihen.
»Wissenschaftliche Neugier«, röhrte er. »In der Tat.«
Ich stand langsam auf, denn ich zitterte nicht mehr.
Ich stieß ihm den Lauf des Strahlers dort gegen den Körper, wo einige schwarze Linien durch die Haut schimmerten. Vielleicht handelte es sich um Rippen.
»Du willst ein Wissenschaftler sein? Daß ich nicht lache! Ich habe dich beobachtet, als wir gemeinsam diese Station untersuchten. Du findest dich mit den Schaltungen in keiner Weise zurecht.«
Er nickte traurig.
»Kein Wrrrrunder! Ich bin ja auch in Maasbar geboren. Dort sieht alles anders aus.«
Ich zog die Beine an, so daß ich im Schneidersitz auf meinem Bett hockte. Der Gläserne stand vor mir und wartete darauf, daß ich eine Entscheidung treffen würde.
Ich packte meine Ausrüstung und riß am Öffner. Alles, was ich besaß, lag vor unseren Augen. Wehmütig betrachtete ich die Gegenstände, die mich an eine andere, bessere Zeit erinnerten.
»Lorbalos!« krächzte Merkosh entzückt. »Einfach Lorbalos!«
Seine Arme bewegten sich unruhig. Ich wurde den Eindruck nicht los, daß er meine Sachen jeden Augenblick packen und damit davonrennen würde. Unter seinem Bett hatte er alle möglichen Gegenstände aus der Station zusammengetragen. Ich konnte nicht einmal ahnen, was er damit anfangen wollte. Ab und zu verließ er die Station durch die kleine Seitenschleuse und schleppte Teile seines Besitzes hinaus. Wahrscheinlich besaß er draußen zwischen den Felsen ein Versteck.
»Du bist ein Dieb, Merkosh. Und Diebe müssen bestraft werden.«
»Ich brrrin dein Freund!« beteuerte er.
»Hör zu, Merkosh! Wir wissen zu
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