Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 050 - Gruelfin

Titel: Silberband 050 - Gruelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
gestrafft.
    Nur die Augen waren nicht die eines vitalen Menschen. Für ihr Aussehen gab es nur eine Bezeichnung: blicklos.
    Gegen sie wirkten die Instrumente lebendig, denn sie reagierten, wenn sie etwas wahrnahmen. Bredels Augen aber hätten nicht einmal reagiert, wenn man mit der flachen Hand auf sie geschlagen hätte.
    Dennoch nahm Ingwar Bredel alles, was um ihn herum existierte, mit unnachahmlicher Klarheit wahr.
    Er – und das, was man das in seinen Geist projizierte Ich von rund zweihunderttausend Intelligenzen nennen konnte.
    Die Körper dieser zweihunderttausend Lebewesen existierten nicht mehr in der ursprünglichen Form. Sie waren schon vor langer Zeit zu einem bindungslosen und energetisch neutralen Zellbrei aufgespalten und zu geistig leblosen Androiden, zu Zombies, zusammengefügt worden.
    Aber die Ich-Anteile der Gemordeten waren nicht, einem unerklärlichen Automatismus folgend, auf eine dunkle und erinnerungslose Entelechie-Ebene zurückgestürzt, sondern durch das Können und Wissen eines uralten Volkes in zeitlose Erstarrung gebannt worden.
    Als ein Terraner namens Ingwar Bredel ahnungslos in die magische Formel der Namenlosen trat, wurde sein Ich blitzartig von dem gebannten Über-Ich angezogen.
    Der magische Einfluß brach zusammen, und das Über-Ich floß – nunmehr um das Ich von Ingwar Bredel angereichert – in den Körper des Menschen.
    Seitdem sie ihre organische Funktionsbasis hatten verlassen müssen, war für die zweihunderttausend Ich-Anteile keine Zeit vergangen.
    In und mit dem Ich-Anteil ihres Freisetzers mußten sie sich erst allmählich an den Gedanken gewöhnen, daß sie niemals mehr in ihre früheren Körper würden zurückkehren können.
    Sie hätten selbstverständlich die vegetativ lebenden Leichname übernehmen können, die von einer vollautomatisch arbeitenden Fabrik aus den neutralisierten Zellen ihrer ehemaligen Körper gebaut worden waren. Aber sie schreckten davor zurück, in plumpen Monstren gebunden zu sein.
    Da war ihnen der Körper dieses terranischen Menschen bedeutend lieber.
    Doch auch an ihm gab es vieles auszusetzen. Zweihunderttausend Ich-Anteile vereinigten zweihunderttausend unterschiedliche Vorstellungen in sich, wie ein intelligentes Lebewesen beschaffen sein sollte.
    Deshalb stand Ingwar Bredel, der eigentlich – wenn man vom unselbständigen Trägerkörper absah – nur noch zu einem Zweihunderttausendstel Ingwar Bredel war, vor dem Schaltpult der Fabrikationsanlage.
    Und wenn man davon absah, daß es Bredels Hände und Finger waren, die bewegt wurden, so war es nicht Ingwar Bredel, der über die Schaltungen des Pultes einen komplexen Mechanismus in Gang setzte.
    Irgendwo in den verzweigten Anlagen von TCR liefen die Maschinen eines Lagerraums an. Aus einem riesigen Wabensystem löste sich eine Erhaltungszelle. Eine warme, gelbliche Emulsion tropfte aus den abgetrennten Verbindungsleitungen.
    Die Erhaltungszelle glitt über Transportbänder zu einer blitzenden Zentrifuge. Dort öffnete sich die Zelle, und ein nackter humanoider Körper wurde von Greifhaken aus der Nähremulsion gehoben, von harten Wasserstrahlen abgespritzt, mit Warmluft getrocknet und unsanft in die Höhle der kugelförmigen Trennkammer befördert.
    Starke Maschinen liefen an. Langsam begann sich die Zentrifuge zu drehen. Die Trennkammer rotierte eigenständig, während sie am äußersten Ende des Stahlhebels um den Zentrifugenschwerpunkt gewirbelt wurde.
    Aus blauweiß glühenden Abstrahlprojektoren an der Decke des Raumes züngelte ein Strahlengewitter hernieder, hüllte die Trennkammer ein und vermischte sich mit dem Summen der Zentrifuge zu einem chaotischen Hexensabbat aus Bildern und Tönen.
    Bald war die Zentrifuge so schnell, daß ein menschliches Auge sie höchstens als leicht getrübten Luftwirbel gesehen hätte, als Zyklon mit der Schwerpunktsnabe als Auge.
    Später lief die Maschine aus. Die Zentrifuge kam zum Stillstand, die Trennkammer öffnete sich.
    Farblos glasiges Plasma ergoß sich in eine Transportwanne, gurgelte, schwappte und spritzte. Eine biologisch neutrale Energiefolie verschloß die Transportwanne. Ein Transportband übernahm die Weiterbeförderung dessen, was noch vor einer halben Stunde in der Erhaltungszelle des Wabensystems gewesen war.
    Wenn man von der Zustandsform absah, so hatte sich nichts verändert. Man kann festes H 2 0, auch Eis genannt, verflüssigen, chemisch bleibt es H 2 0, auch wenn man es dann im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher