Silberband 051 - Vasall der Mächtigen
Ovarons.
Erst nach zehn Minuten hatte der Ilt Erfolg.
Gucky atmete auf, kratzte sich hinter dem Ohr und sagte:
»Bei allen Dunkelnebeln! Das war vielleicht ein Gedankenchaos. Der gute Ganjo ist total verwirrt, wie mir scheint.«
»Sehen wir uns den Grund dafür an«, entgegnete Ras und griff nach Guckys Hand.
Sie rematerialisierten in einer Art Thronsaal. Der Fußboden bestand aus bläulich funkelndem, glasartigem Material, die Wände waren mit Goldplatten belegt und die transparente Decke verbreitete ein mildes orangefarbenes Leuchten.
»Willkommen im Palast des Ganjos!« sagte Ovaron. Seine Stimme klang bitter.
Der Ganjo saß in einem mit Schnitzereien reich verzierten mächtigen Sessel, einer nach vorn geöffneten Halbschale aus gehämmertem Silber, die reichlich gepolstert war. Ovaron trug ein in allen Farben schillerndes weites Gewand und an den Füßen edelsteingeschmückte Sandalen. Finger- und Zehennägel waren silbern lackiert, das Haar frisch geschnitten und getönt. Ovarons Gesicht strahlte förmlich vor Sauberkeit.
Ras Tschubai berichtete dem Ganjo, was sie seit der Trennung erlebt hatten.
Ovaron sah ihn deprimiert an.
»Dann müßte ich eigentlich dankbar dafür sein, daß mir nichts Derartiges widerfahren ist. Aber ich bin es nicht.«
Er machte eine den Raum umfassende Gebärde.
»Ich lebe zwar in kaum vorstellbarem Prunk, werde von meinen Dienern gehegt und gepflegt, gefüttert und gewaschen und was der Dinge mehr sind – aber ich komme mir dabei vor wie ein Luxustier in einem goldenen Käfig. Alle meine physischen Wünsche werden erfüllt, doch niemand gehorcht meinen Befehlen, wenn sie andere Dinge betreffen. Ich bin nichts anderes als das Fürsorgeobjekt von Robotern.«
Ras blickte unbehaglich über die Schulter zu dem Portal des Saales.
»Wo sind die Vasallen jetzt?« fragte er.
»Vermutlich suchen sie euch noch immer. Nur die vier normal gebliebenen Roboter halten sich zur Zeit in der Nähe auf. Soll ich sie rufen?«
»Lieber nicht«, meinte Gucky.
Ovaron sagte nachdenklich:
»Manchmal befürchtete ich, die Vasallen könnten aufeinander losgehen, aber sie kennen offenbar keinen Streit. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die Maschinen alle aus der gleichen Produktion stammen.«
»Und die gleiche Programmierung besaßen?« fiel Ras ein.
Der Ganjase schüttelte den Kopf.
»Vermutlich nicht. Ich denke, daß sie alle unterschiedlich programmiert gewesen waren und daß nur ihre Basisprogramme übereinstimmten. Nach allem, was ich bisher aus meinen intensiven Beobachtungen entnehmen konnte, müssen sie dazu bestimmt gewesen sein, den lange erwarteten Ganjo zu identifizieren, ihn zu bedienen und danach wahrscheinlich zu einem ganz bestimmten Ziel zu bringen.«
»Diese Prunkhalle hier?« fragte der Ilt.
»Wohl kaum«, erwiderte Ovaron. »Der amtierende Taschkar hat sie offenbar, wie eure Beobachtungen zu beweisen scheinen, vor einiger Zeit unter seine technische Kontrolle gebracht. Dabei müssen die wesentlichen Elemente des Basisprogramms gelöscht oder verstümmelt worden sein.«
»Das könnte zutreffen«, meinte Ras Tschubai. »Ich bitte Sie, alles zu tun, um die Vasallen unter Ihre Kontrolle zu bringen. Es wäre eine Katastrophe, wenn der Taschkar sie wieder in seine schalttechnische Gewalt bekäme.« Er stand auf. »Und nun müssen wir wieder gehen.«
Ovaron erhob sich und schüttelte ihnen die Hände.
»Ich werde tun, was ich kann«, versprach er. »Grüßt mir Perry und sagt ihm, er solle – wie sagt man es doch unter Terranern? – die Ohren steifhalten.«
19.
Als Ras und Gucky in der leeren Maschinenhalle rematerialisierten, waren die übrigen Personen schon aufbruchbereit.
Tschubai berichtete Perry Rhodan, was sie von Ovaron erfahren und mit ihm besprochen hatten.
Perry hörte nachdenklich zu.
»Das Grundproblem Ovarons«, sagte er, »besteht offensichtlich darin, daß die verrückten Vasallen seine Befehle entweder nicht ausführen oder genau das Gegenteil davon tun.«
Er blickte den Afroterraner scharf an.
»Ras, Sie haben vor Jahren eine wissenschaftliche Arbeit über Programmierungsfehler und Robotpsychologie geschrieben …!«
Tschubai lächelte bescheiden.
»Der Titel hieß genau ›Kybernetisch-psychiatrische Maßnahme bei alogischer Arbeitsweise von positronisch-robotischen Systemen‹.«
Sein Gesicht veränderte sich plötzlich, dann schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Warum bin ich nicht selber daraufgekommen! Die X-Logik!
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