Silberband 051 - Vasall der Mächtigen
Natürlich, das wäre die einzige Methode, um die Vasallen zum Gehorsam zu bringen. Aber wie kamen Sie darauf?«
»Mein terranischer Freund hat ein Gedächtnis wie ein Schwamm«, warf Atlan ein. »Es saugt alles auf, und manchmal gibt es auch wieder etwas von sich.«
Ras hatte gar nicht zugehört. Er massierte aufgeregt sein Kinn und bemerkte:
»Aber meine Theorie und ihre Anwendung sind zweierlei Dinge. Ich kann dem Ganjo unmöglich meine gesamte Theorie darlegen. Das würde ihn nur verwirren. Außerdem ist die Erarbeitung einer spezifischen X-Logik ein zweischneidiges Schwert. Eine einzige falsche Formulierung – und die Vasallen bringen den Ganjo um.«
Perry musterte den Afroterraner leicht spöttisch.
»Ovaron ist kein Kind, Ras. Als Zweidenker dürfte er in der Lage sein, eine Theorie folgerichtig in der Praxis anzuwenden. Teleportieren Sie zu ihm und machen Sie ihm anhand einiger Beispiele klar, was unter X-Logik zu verstehen ist. Anschließend kann Ovaron daraus eine spezielle X-Logik für die Vasallen ableiten.«
Ras bestätigte und entmaterialisierte. Diesmal brauchte er Gucky nicht dazu, denn inzwischen kannte er ja die Position Ovarons.
Perry wandte sich an seine übrigen Begleiter.
»Ich vermute, daß es in der Nähe von Bironaschs Grabstätte die meisten Geheimnisse dieser Unterwasserstadt zu finden gibt. Nicht ohne schwerwiegenden Grund haben wir hochqualifizierte Abwehrmechanismen ausgelöst, als wir die Grabkammer betraten. Ich glaube nicht, daß diese Abwehr nur dem Schutz von Bironaschs mumifiziertem Leichnam gilt. Vielmehr bin ich zu dem Schluß gekommen, daß der ehemalige Taschkar auch nach dem Tode über seine Geheimnisse wachen wollte, gewissermaßen als symbolischer Hüter. Der Herrscher über ein riesiges Sternenreich mag mit Hilfe von Aberglauben regieren, aber er wird bestimmt intelligent genug sein, um seinen sterblichen Überresten keine große Bedeutung beizumessen.«
»Es sei denn, um seinem Erben einen besseren Start zu ermöglichen. Die Verehrung einer Mumie …«
»Aha!« sagte Perry voller Sarkasmus. »Du hast also deinen Denkfehler selbst bemerkt, Kleiner. Ein verborgener Leichnam kann nicht zum Gegenstand eines Kultes gemacht werden.«
Ras Tschubai rematerialisierte zwischen Gucky und Rhodan und meldete:
»Ovaron ist aufgeklärt worden.« Er bemerkte das Grinsen auf Rhodans und Atlans Gesicht und fuhr fort: »Wie die X-Logik aufgebaut wird.«
Er atmete schwer.
»Ich mußte mich unter seinem Sessel verstecken und mit ihm flüstern, denn die verrückten Vasallen waren zurückgekehrt. Sie schwirrten und krochen um den Ganjo herum wie Insekten. Noch eine halbe Stunde länger, und mein Geist hätte sich total verwirrt.«
Perry Rhodan nickte ernst.
»Genug der Scherze!« rief er. »Also, wir lassen uns von den Teleportern in die Nähe von Bironaschs Grabkammer bringen und werden uns von dort aus, notfalls mit den Strahlern, einen Weg nach unten bahnen. Ich möchte ungefähr einhundert Meter unter der Grabkammer herauskommen. Klar?« Er blickte Ras und Gucky fragend an.
Gucky kicherte nervös und sagte zu Ras:
»Unser Großadministrator glaubt nämlich, daß der tote Biernascher auf seinen Geheimnissen sitzt wie eine Glucke auf einem Nest voller Ostereier.«
Perry überhörte die geistlose Witzelei geflissentlich. Er kannte die Symptome nur zu gut. Sie traten jedesmal auf, wenn ein riskanter Einsatz unmittelbar bevorstand. Es war der Versuch des Unterbewußtseins, die bewußt erkannten Gefahren zu überspielen. Ohne diese Fähigkeit des Unterbewußtseins wären viele Leistungen unmöglich gewesen.
»Zuerst Atlan und mich!« befahl er. »Dann Merkosh, Takvorian und den Paladin!«
Ras legte ihm die Hand auf die Schulter, dann verschwand der Maschinensaal. Ohne Zeitverlust rematerialisierten sie, gleichzeitig mit dem Mausbiber und Atlan, in einem aus dem Fels gebrannten Gewölbe. Es war dunkel, deshalb setzten sie ihre Elektronenaugen auf. Ras und Gucky verschwanden sofort wieder.
»Eigenartig«, flüsterte der Arkonide.
»Was ist eigenartig?« fragte Perry, der nichts entdecken konnte.
Atlan lächelte undefinierbar.
»Der Fels sieht aus, als wäre er erst gestern bearbeitet worden. Keine Oxydationserscheinungen, kein Belag.«
Perry konnte nicht sofort antworten, denn der Rest seiner Mannschaft materialisierte im Gewölbe.
»Mir ist unheimlich«, sagte Merkosh.
Perry Rhodan wurde ungeduldig. »Was zeigen die Ortungsgeräte des Paladins, General
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