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Silberband 053 - Die Urmutter

Silberband 053 - Die Urmutter

Titel: Silberband 053 - Die Urmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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weitersprechen, biß mir aber auf die Unterlippe. Würde der Terraner Terton überhaupt verstehen? Würde er begreifen, was der Dunkle war?
    Ich war schon entschlossen, Rhodan zu belügen, als er fragte: »Ist Terton nur eine Projektion?«
    Ich begann nachzudenken. Terton stand vor uns wie eine Statue aus poliertem Holz. Ich ergriff Rhodans Hand und führte sie über die Muskelpartien von Tertons Rücken.
    »Spüren Sie ihn?«
    »Natürlich!«
    »Er ist keine Projektion! Jedenfalls nicht im üblichen Sinn. Er kann nur hier existieren und auch nur dann, wenn ich zugegen bin.«
    »Was heißt das?«
    Meine Gedanken eilten in die Vergangenheit zurück. Als ich vor zweihunderttausend Jahren die Urmutter programmiert hatte, war auch Terton entstanden.
    »Warum willst du ihm alles erklären?« dachte Terton in diesem Augenblick.
    Ich ignorierte ihn.
    »Als ich die Urmutter fertiggestellt hatte, fertigte sie ein Psychogramm von mir an«, berichtete ich dem Terraner. »Sie lotete meinen Verstand und meinen Geist aus, kehrte mein Innerstes nach außen.«
    Ich legte dem Terraner eine Hand auf die Schulter.
    »Wie jeder Cappin habe ich Fehler. Ich bin unbeherrscht, schätze die Macht und bin abweisend gegenüber Intelligenzen, die mir unterlegen sind.« Ich hätte noch mehr aufzählen können. »Natürlich versuche ich schon immer, diese Dinge zu unterdrücken, aber sie existieren in meinem Unterbewußtsein. Und vieles andere mehr.«
    »Was hat das mit Terton zu tun?« erkundigte sich Rhodan.
    »Alles, was die Urmutter während des Psychogramms an unerfreulichen Dingen entdeckte, fügte sie zusammen. Aus all meinen negativen Charaktereigenschaften schuf sie Terton.«
    Rhodan staunte. Für ihn, den Realisten, konnte es ein Wesen wie Terton nicht geben.
    »Terton ist die Summe meiner Fehler«, fuhr ich fort. »Wenn Sie so wollen, ist er eine Energieprojektion, die ihre Existenz mir verdankt. Ich bin das Medium, ohne das Terton nicht existieren kann. Er ist mein Bruder – mein schwarzer Zwilling.«
    Rhodan trat dichter an Terton heran und berührte ihn. Er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen Tertons Körper. Es gab keine Geräusche. Rhodan packte Terton am Arm, aber er hätte ebensogut versuchen können, einen Berg zu bewegen.
    »Abgesehen davon, daß ich nicht verstehe, wie Terton entstanden ist, ist mir auch unklar, welchen Sinn er haben soll.«
    »Das ist leicht zu erklären«, gab ich zurück. »Ich ließ ihn zu meiner eigenen Sicherheit erschaffen. Die Urmutter ist ein ungeheures Machtinstrument. Ich kann sie benutzen. Sollte ich sie jedoch jemals mißbrauchen wollen, wird Terton mich daran hindern. Er ist der Sicherheitsfaktor, den ich mir wünschte. Ich kann die Urmutter niemals einsetzen, um meine unbewußten Wünsche zu befriedigen.«
    Ich wandte mich wieder Terton zu, denn ich spürte seine drängenden Gedankenimpulse.
    »Ich werde dich und deinen Freund durch die Urmutter begleiten«, dachte er. »Natürlich werde ich nur eingreifen, wenn du Fehler begehst. Aber ich warne dich.«
    Er bewegte sich rückwärts auf die Wand zu und verschwand darin. Wir konnten ihn nur noch als dunklen Schatten sehen.
    »Warte!« dachte ich hastig. »Wir müssen uns noch unterhalten. Wovor willst du mich warnen?«
    »Zweihunderttausend Jahre sind eine lange Zeit«, erwiderte er ausweichend. »Es hat sich viel verändert, Ovaron.«
    Damit erlosch die Wand. Terton war nur noch als dunkler Schatten zu sehen, der sich allmählich verflüchtigte.
    »Er ist weg!« stellte Rhodan lakonisch fest. »Glücklicherweise ist das Licht nicht ausgegangen. Jetzt finden wir vielleicht einen Durchgang nach unten.«
    »Er ist nicht weg«, korrigierte ich ihn. »Terton wird immer in unserer Nähe sein, solange wir uns innerhalb der Zentralstation der Urmutter aufhalten.«
    Wir warteten, denn obwohl wir mit unseren Blicken noch einmal alles abgesucht hatten, konnten wir keine Boden- oder Wandöffnung finden. Inzwischen hatte sich meine unerklärliche Furcht gelegt. Das Unbehagen jedoch war geblieben. Ich mußte erst wieder zu mir selbst finden.
    Eine Stimme ertönte. Es war nicht festzustellen, woher sie kam.
    »Die erste Identifizierung ist vorüber.«
    Rhodan und ich sahen uns an.
    »Das war die Urmutter«, sagte ich. »Sie beobachtet uns.«
    Der Raum, in dem wir uns befanden, begann nach unten zu sinken. Er schien sich durch den Obelisken zu bewegen. Es war nicht festzustellen, wieviel Meter wir auf diese Weise zurücklegten, aber es verstrich eine

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