Silberband 054 - Finale für Pluto
Man konnte sie zwar mit einem Desintegrator aufschießen, aber
nicht mit der Hand öffnen. Der Lärm würde ihn warnen. Die Rampe in der Polschleuse zog sich
wieder zurück, und einige Minuten später hatte Pontonac seinen Kampfanzug ausgezogen und stand
unter abwechselnd heißen und kalten Duschen. Er seifte sich sorgfältig ab, putzte sich ausdauernd
die Zähne und schüttete sich dann sehr viel Rasierwasser auf die Handflächen. Eine Viertelstunde
später hatte er neue Kleidung und bequeme Halbstiefel angezogen und kam wieder in die Zentrale
zurück. Noch war auf den Schirmen nichts zu sehen. Also war Ovaron beziehungsweise Vascalo noch
mehr als viertausend Meter vom Schiff entfernt.
Edmond wechselte zunächst beide Batterien in seinen Oberschenkeln aus; auch die kleine
Notbatterie war restlos erschöpft.
Dann schaltete er das Funkgerät und alle anderen Ortungsgeräte ein. Schließlich erwartete er
das Schiff der terranischen Wachflotte um Saturn.
Anschließend setzte er sich in einen Kontursessel der Steuerung, kippte das Fußteil nach oben
und ruhte sich aus. Die kleine Mahlzeit, die er zu sich genommen hatte, enthielt Weckmittel;
jetzt durfte er auf keinen Fall einschlafen. Gelassen drehte er den Sessel und betrachtete die
Szene außerhalb des Schiffes. So vergingen eine Stunde oder einige Minuten mehr; schließlich
bemerkte er die Gestalt im Raumanzug weit draußen am Horizont. Weniger als viertausend Meter.
Langsam näherte sich Vascalo der Krumme in Ovarons Körper. Auch er schien, sowohl körperlich
als auch geistig, sehr mitgenommen zu sein, denn er wankte, fiel oft hin und setzte dann den Weg
in Schlangenlinien fort. Trotzdem kam er dem kleinen Kugelschiff immer näher.
»Es wird Zeit, Edmond!« sagte sich der Terraner.
Er legte die entsicherte Waffe auf das Schaltpult und streifte sich langsam einen neuen
Kampfanzug über, den er aus einem Wandschrank holte. Dann klappte er den Kapuzenhelm nach hinten
um, testete das Schutzfeld und war zufrieden. Er nahm die Waffe wieder in die Hand und setzte
sich in den Sessel.
Er wartete auf den letzten Akt.
Als der Terraner die taumelnde Gestalt unter dem Schiff wußte – die
Bildschirme konnten diesen Winkel nicht zeigen, ohne daß er besondere Schaltungen vornahm –,
drückte er auf einen Knopf.
Die Schleuse öffnete sich, die Rampe schob sich hervor.
Der Cappin betrat das Schiff. Er ging genau den Weg, den Edmond bestimmte, indem er die Türen
öffnete und Lichter einschaltete.
Schließlich kam er in die Schleuse und fand sie leer.
»Werfen Sie die Waffe weg!« sagte eine Stimme dicht neben ihm.
Zu Edmonds Erstaunen wandte sich Ovaron nicht um, aber der Arm mit der Waffe sank herab. Dann
polterte die Waffe zu Boden, und Edmond, der blitzartig aus einem Vorratsschrank hervorhuschte,
bückte sich und nahm die Waffe an sich. Dann deutete er mit dem Lauf seines Strahlers auf einen
Sessel und sagte:
»Schalten Sie Ihr Schutzfeld aus, und setzen Sie sich. Ich habe nicht vor, Ovarons Körper zu
vernichten. Die Waffe ist nur zu meinem Schutz da.«
Wortlos gehorchte der Cappin. Oder tat er nur, was er für den Augenblick als richtig
ansah?
Edmond setzte sich in den anderen Sessel. Zwischen ihnen war ein Abstand von weniger als zehn
Metern. Edmond ließ sein Schutzfeld eingeschaltet und zielte mit dem Lauf der Waffe auf den Kopf
seines Gegenübers.
»Wer sind Sie?« fragte er leise.
Ovarons Lippen bewegten sich, und Vascalo sagte: »Sie wissen es, scheint mir.«
Edmond nickte. »Vascalo, den man den Krummen nennt, im Körper des Ganjos. Richtig?«
»Richtig.«
»Warum sind Sie geflohen?« fragte Pontonac halblaut.
»Was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
Ohne daß er es bewußt wollte, nahm Edmond mit seiner Sonderbegabung die feinen Schwingungen
der Angst auf. Er begann zu ahnen, daß der Mann vor ihm nach einem Ausweg suchte.
»Ich möchte diesen Körper verlassen!« sagte der Cappin leise.
Er war nicht verzweifelt, sondern bemühte sich, das Problem zu analysieren und die
Möglichkeiten der Auswege zu übersehen und daraus den günstigsten auszusuchen.
»Ihr Körper ist auf Ihrem Sammler zurückgeblieben und beherbergt Ovaron«, stellte Edmond
trocken fest. »Und es gelingt Ihnen nicht, Ovaron zu zwingen, diesen Körper wieder zu
verlassen!«
Der Takerer hob den Kopf und blickte Edmond überrascht in die Augen.
»Woher wissen Sie das?«
»Ich spüre, daß Sie solche und ähnliche Überlegungen
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