Silberband 054 - Finale für Pluto
unmöglich wurde. Doch selbst dann, wenn er eine solche Beschädigung reparieren konnte, stand noch
längst nicht fest, ob er überhaupt starten konnte. Zu viele technische Faktoren spielten mit. Er
konnte froh sein, wenn die übrigen Anlagen des Schiffes noch arbeiteten und ihm so das Überleben
ermöglichten.
Langsam und nachdenklich kehrte er zur REALFIN zurück.
Für morgen plante er einen längeren Ausflug.
Während der Nacht, die hier nur symbolische Bedeutung besaß, überprüfte er
sämtliche Anlagen. Er konnte keinen Ausfall registrieren. Lediglich der Hauptantrieb reagierte
nicht. Der Aufprall mußte eine der wichtigen Leitungen unterbrochen haben. Vielleicht würde er
die schadhafte Stelle finden, vielleicht auch nicht. Es spielte keine große Rolle, denn wenn er
startete, würde er abermals in den energetischen Teufelskreis geraten und diesmal mit ziemlicher
Wahrscheinlichkeit den Tod finden. Da war es besser, in dem relativ sicheren Krater auf Hilfe zu
warten.
Der Schimmer des Energieschlauches, der die beiden Sonnen verband, war am östlichen Horizont
zu erkennen. Schoscholk wußte nicht, wie lange ein ›Tag‹ auf Moryma dauerte, aber er ahnte, daß
ein Funkverkehr – wenn überhaupt – nur dann möglich war, wenn beide Sonnen genau auf
der anderen Seite des Mondes standen. Dann würde er abermals versuchen, Kontakt mit der
Organisation aufzunehmen.
Er rüstete sich zu dem geplanten Ausflug. Es war weniger wissenschaftliche Neugier, die ihn zu
diesem Ausflug veranlaßte, sondern mehr die Hoffnung, etwas auf dem toten Mond zu finden, das
seiner Rettung dienen konnte. Vielleicht fand er auch das Wrack eines der anderen Schiffe, die in
diesem System verschwunden waren.
Moryr war höher gestiegen und nahm fast ein Zehntel des sichtbaren Teils des Himmels ein. Das
Licht, das er von beiden Sonnen reflektierte, reichte aus, jede Einzelheit auf der Oberfläche des
Mondes zu erkennen. Trotzdem nahm Schoscholk außer einer handlichen Energiewaffe noch eine starke
Stablampe mit, von der er noch nicht ahnte, welch wertvolle Dienste sie ihm leisten sollte.
Er wußte, daß er sich auf der Bodenebene eines riesigen Kraters aufhielt, dessen Durchmesser
fast fünfzig Kilometer betrug. Sein Ziel war der Kraterrand, hinter dem er zuvor felsiges und
unübersichtliches Gelände entdeckt hatte. Wenn es überhaupt noch etwas gab, das zu finden war,
dann dort.
Das Gehen fiel nicht schwer. Der Mond hatte nur ein Viertel jener Schwerkraft, die Schoscholk
von Kerchal her gewohnt war. Er kam schnell voran.
Innerhalb des Raumanzuges gab es Taschen, in denen er stark konzentrierte Vitaminpräparate
aufbewahrte. Er konnte die Hände aus den Ärmeln ziehen, so daß er bequem essen und trinken
konnte. Der Luftvorrat reichte für hundert Stunden.
Nach drei Stunden erreichte er den Kraterrand, der sich fast zweihundert Meter vor ihm
auftürmte. Ein großer Meteorit, der schräg aufgeschlagen war, hatte einen regelrechten Paß durch
das Miniaturgebirge geschlagen. Schoscholk erschien er wie ein Geschenk des Himmels, womit er ja
auch recht hatte.
Der Meteorit hatte die Mineralien des Kraterrandes freigelegt. Schoscholk untersuchte sie nur
flüchtig und stellte fest, daß sich ein Abbau nur dann lohnen würde, wenn man gefahrlos in das
System einfliegen und dort landen konnte. Unter den Umständen, unter denen er es kennengelernt
hatte, blieb sein Fund gegenstandslos.
Die Wände der Schlucht wirkten wie mit einem Messer geschnitten. Sie war knapp einen Kilometer
lang. Kurz bevor Schoscholk ihr Ende erreichte und damit den eigentlichen Krater hinter sich
ließ, entdeckte er eine Höhle. Der Meteorit hatte sie bei seinem Schrägeinschlag freigelegt.
Auf einem unbewohnten und atmosphärelosen Mond waren Höhlen keine Seltenheit. Sie entstanden
in diesem Fall nicht durch Verwitterung, sondern durch Erdverschiebungen, vulkanische Eruptionen
und Meteoriteneinschläge. Eigentlich kein Grund, deshalb auch nur stehenzubleiben.
Aber Schoscholk blieb stehen, und er konnte nicht ahnen, daß er durch seine Neugier die
Invasion einer anderen Galaxis in mehr als zweihunderttausend Jahren vorbereiten half.
Der Höhleneingang lag seitlich in der Wand der Schlucht, nur zwei Meter über dem Boden. Sein
Durchmesser betrug fast drei Meter. Schoscholk sprang und klammerte sich am Rand des Felsenloches
fest. Mit einem kräftigen Schwung landete er dann in der eigentlichen Höhle, die in Form eines
Ganges
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