Silberband 056 - Kampf der Immunen
bereitstehenden Besatzung von Quinto-Center näherte. Insgesamt waren es 146 Wesen.
Zwischen den Paradiessuchern und den USO-Spezialisten lagen noch zweihundert Meter.
Admiral Cadro Tai-Hun nutzte diese letzte Gelegenheit, um den neben ihm gehenden Leuten noch Instruktionen zu geben.
»Vergessen Sie nicht, Teetla, daß Sie sich um die positronischen und robotischen Anlagen zu kümmern haben«, sprach der Admiral die Tliagotin an, die mit geöffnetem Brustpanzer aufrecht neben ihm schritt. »Sie brauchen keine Skrupel zu haben, denn Sie zerstören nur Maschinen.«
»Aber es könnte sein, daß durch meine Manipulationen Menschenleben gefährdet werden«, warf die Insektenfrau ein.
»Wenn Sie Menschenleben nur gefährden, ist das nicht so schlimm«, zerstreute der Admiral ihren Einwand, »nur auslöschen dürfen Sie keine. Das mache ich zur Bedingung!«
Er wandte sich dem Ertruser zu.
»Sie, Yalinor, werden mit den anderen zehn Ertrusern jeden Widerstand mit Fäusten und Paralysatoren im Keime ersticken«, rief er ihm in Erinnerung. »Aber seien Sie zurückhaltend mit Ihrer Kraft und schreiten Sie nur ein, wenn Ihre Verkündungen eines besseren Lebens auf einer Paradieswelt auf taube Ohren stoßen. Ich möchte nicht, daß man uns nachsagen kann, wir hausten wie die Wandalen.«
Der Admiral blickte dann zu dem Wolfsmenschen hinauf, der zweieinhalbmal so groß war wie er selbst. »Wenn Sie und Ihre Freunde sich der Verdummten annehmen, dann vergessen Sie nicht, daß es sich um Menschen handelt. Es sind bemitleidenswerte Geschöpfe, denen unser ganzes Mitgefühl gehören soll. Wenn wir sie später, nach der Einnahme von Quinto-Center, evakuieren, möchte ich nicht feststellen, daß sie durch uns irgendwelchen Schaden genommen haben. Sie sollen die Verdummten zwar manipulieren, aber machen Sie keine Amokläufer aus ihnen.«
Der Vulpose zeigte sein scharfes Gebiß.
»Der Wolf ist kein Menschenfresser«, sagte er. »Er sieht im Menschen seinesgleichen – auch wenn es umgekehrt nicht der Fall ist. Sie können auf mich und meine Artgenossen bauen, Admiral.«
Die 146 Paradiessucher erreichten die Männer von Quinto-Center. Oberst Tiesch trat einige Schritte vor, und Admiral Tai-Hun kam ihm entgegen. Sie entboten einander den militärischen Gruß der USO, dann sagte Oberst Tiesch mit dröhnender Stimme:
»Es ist mir eine Ehre, Sie als Gast auf Quinto-Center begrüßen zu dürfen. Ich werde alles in meinen Kräften Stehende tun, damit Sie sich für die Dauer Ihres Aufenthaltes hier wohl fühlen.«
Obwohl Admiral Tai-Hun um gut zwei Köpfe kleiner war als der Ertruser, litt seine Erscheinung nicht durch diesen Größenunterschied. Er trug seine Gala-Uniform und strahlte Selbstbewußtsein und Würde aus. Er ging sofort zum Angriff über.
»Ich habe Ihre Aufforderung, Quinto-Center zu betreten, nicht als Einladung für einen kurzen Besuch aufgefaßt, Oberst, sondern als Kapitulation vor der Vernunft. Ich denke nicht daran, Quinto-Center zu verlassen, wenn es Ihnen paßt. Meine Leute und ich, wir werden so lange hierbleiben, bis wir die Mannschaft von Quinto-Center zu unseren Ideen bekehrt haben – oder bis man uns von einer gegenteiligen Meinung überzeugt hat. Aber das ist gewiß nicht der Fall.«
In Oberst Tieschs Gesicht begann es zu arbeiten. Aber er beherrschte sich.
»Ich habe Sie nach Quinto-Center eingeladen, Admiral, weil ich Ihnen die Chance geben wollte, Ihre Pläne und Absichten darzulegen«, sagte er mit erzwungener Ruhe. »Aber ich muß Sie daran erinnern, daß ich alleinige Befehlsgewalt in Quinto-Center ausübe. Roi Danton ist mein Stellvertreter, dessen Wort während meiner Abwesenheit das gleiche Gewicht zukommt wie meinem Befehl. Sollte ich Anzeichen von aufrührerischer Tätigkeit bei Ihren Leuten feststellen, dann erlischt die von mir gewährte Gastfreundschaft. Sie und Ihre Leute bekommen Unterkünfte zugewiesen, die Sie nur während der Dauer der Verhandlungen oder mit einer Sondererlaubnis verlassen …«
»Halt!« unterbrach Admiral Tai-Hun scharf. »Sie sprechen von Gastfreundschaft und stellen im gleichen Atemzug Bedingungen, die einer Gefangenschaft gleichkämen. Selbstverständlich verlange ich für mich und meine Leute absolute Bewegungsfreiheit!«
Es hatte den Anschein, als würde Oberst Tiesch die Beherrschung verlieren. Seine Hand hatte sich automatisch auf den Griff seines Paralysators gelegt, der im Halfter an seinem Gürtel steckte.
In diesem Augenblick hätte es nur eines
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