Silberband 056 - Kampf der Immunen
Öffnungsmechanismus für die Zellentür ohne Energie war. Kurz entschlossen holte er den handlichen Strahler hervor, den er ständig unter seiner Bluse mit sich trug, und feuerte auf das Schloß. Das Metall glühte auf, schmolz und tropfte zu Boden. Wenige Sekunden später sprang die Tür auf. Torston ergriff sie am oberen, nicht erhitzten Rand und zog sie ganz auf.
»Kommen Sie schon!« rief er Armstrong zu, der an der gegenüberliegenden Wand stand. »Ich habe Ihnen versprochen, Sie hier herauszuholen. Jetzt ist es soweit. Wenn Sie sich aber nicht beeilen, dann treffen die Krankenwärter ein und machen uns einen Strich durch die Rechnung.«
Plötzlich kam Leben in Armstrong. Er lief aus der Zelle.
»Danke, Kamerad«, sagte er.
Aber Torston eilte bereits die Treppe hinunter. In der zweiten Etage wurde er von Armstrong eingeholt.
»Und was ist, wenn sich uns jemand in den Weg stellt?« wollte Armstrong wissen, während sie, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die nächsttiefere Etage erreichten.
Torston drückte ihm wortlos den Paralysator in die Hand. Armstrong lachte zufrieden.
»Halt! Stehenbleiben!«
In der Halle waren plötzlich zwei Krankenhelfer aufgetaucht, die mit schweren Narkosestrahlern bewaffnet waren. Torston hob automatisch die Waffe, erkannte aber im letzten Moment, daß er den tödlichen Strahler in der Hand hatte.
Er warf sich zu Boden und rief Armstrong zu: »Schießen Sie, Sie Narr!«
Aber dieser Aufforderung bedurfte es nicht. Armstrong hatte bereits abgedrückt. Die beiden Krankenhelfer brachen unter den paralysierenden Strahlen zusammen.
Armstrong und Torston ließen die Psychiatrische Klinik hinter sich und suchten in einem abgelegenen Raum Zuflucht.
»Wie soll es nun weitergehen?« erkundigte sich Armstrong. »Sie haben mich doch nicht aus reiner Nächstenliebe befreit.«
»Vielleicht doch«, sagte Torston und erzählte dem Verdummten ersten Grades in kurzen Zügen seine Version von den Geschehnissen in Quinto-Center. Er fügte hinzu: »Oberst Tiesch ist für diese Vorgänge wahrscheinlich nicht verantwortlich zu machen. Er unterliegt einfach dem schlechten Einfluß einiger Personen. Zu diesen gehört auch der Cheborparner, der einer Ihrer speziellen Freunde sein dürfte.«
»Ich würde seine Teufelsvisage gerne einmal zwischen die Fäuste kriegen«, knurrte Armstrong.
»Das läßt sich arrangieren«, sagte Torston grinsend. »Ich werde Ihnen zeigen, welche Kabine er bewohnt.«
Vulgajosch und die fünf anderen Vulposen standen vor einem schwierigen Problem. Ihre Aufgabe war es, die achttausend Verdummten in Panik zu versetzen. Wenn diese Horde von verängstigten und geistig instabilen Geschöpfen erst in Quinto-Center ausschwärmte, dann würde die allgemeine Verwirrung ihren Höhepunkt erreichen.
Doch Oberst Korstan Tiesch hatte vorgesorgt und jene Wohnsektion, in der die Verdummten untergebracht waren, in einen Paratronschirm gehüllt. Der Paratronschirm war zwar kein homogenes Gebilde, sondern war vielfach unterteilt, füllte jedoch jeden Zugang und jede noch so unscheinbare Lücke aus. Die Vulposen hatten sogar versucht, durch den Hohlraum zwischen Boden und Decke eines Korridors zu den Verdummten vorzudringen. Doch dieser Versuch war fehlgeschlagen, weil auch dort der Paratronschirm ein unüberwindliches Hindernis bildete.
Dennoch dachte Vulgajosch nicht daran, seinen Plan aufzugeben.
»Wenn der Wolf den Köder in einer Falle begehrt«, erklärte er seinen Artgenossen, »sich selbst aber nicht in Gefahr bringen möchte, dann greift er sich den Fallensteller und läßt ihn das Hindernis beseitigen.«
Vulgajosch wußte von Admiral Tai-Hun, daß rund um die Hauptzentrale 38 Kernkraftwerke angeordnet waren, die die Hauptenergieversorger von Quinto-Center waren. Da zur Errichtung eines Paratronfeldes ungeheure Energien nötig waren, nahm er an, daß es von diesen Kraftwerkstationen gespeist wurde. Weiter vermutete er, daß die Kraftwerkstationen von Fachpersonal betreut wurden.
Bevor sich Vulgajosch jedoch dorthin auf den Weg machte, ließ er von seinen Artgenossen aus einem der Waffendepots eines der schweren, auf Antigravfeldern schwebenden Desintegratorgeschütze heranschaffen. Eine kurze Anfrage bei Admiral Tai-Hun wies den Vulposen den Weg zu der Schaltstation.
Zu Vulgajoschs Überraschung genügte ein kurzer Punktbeschuß mit dem Desintegrator, um das einzige Hindernis – ein dünnwandiges Schott aus Terkonitstahl – beiseite zu räumen. Danach konnten sie
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