Silberband 056 - Kampf der Immunen
werden, und dann sofort gehandelt. Es war nie seine Absicht, mit uns in ernsthafte Verhandlungen zu treten – dieser Verbrecher!«
Oberst Tiesch hieb mit der Faust auf die Platte eines Tisches, daß die Kunststoffverkleidung Risse bekam.
»Sie dürfen nicht so hart über Admiral Tai-Hun urteilen«, ermahnte Danton den Oberst. »Er mag ein Fanatiker sein, er mag verblendet und verirrten Geistes sein – aber ein Verbrecher ist er bestimmt nicht.«
Oberst Tiesch war verblüfft.
»Sie nehmen den Admiral noch in Schutz, obwohl Sie sehen, welcher Gewalttaten er fähig ist?«
»Ich verteidige keineswegs seine Handlungsweise«, erklärte Danton. »Aber ich kann seine Motive verstehen – und die sind keineswegs verwerflich. Man muß Admiral Tai-Hun anrechnen, daß er nur die besten Absichten verfolgt, wenn er sich in der Wahl der Mittel auch vergriffen hat.«
»Ich verstehe die Welt nicht mehr«, stöhnte Oberst Tiesch.
In diesem Moment knackte es in der Rundrufanlage, gleich darauf ertönte Admiral Tai-Huns befehlsgewohnte Stimme.
»An die Mannschaft von Quinto-Center und an deren Befehlsgeber! Ich rufe die Männer und Frauen aller Völker auf, die bisher so tapfer und doch aussichtslos den Kampf gegen das Chaos geführt haben: Legt die Waffen nieder, wendet euch gegen die, die euch auf diesen verlorenen Posten gestellt haben. Ihr jagt einem vergeblichen Traum nach, wenn ihr glaubt, den Zustand vor Eintritt der Verdummungswelle wiederherstellen zu können. Schließt euch uns Realisten an. Wir versprechen nicht die Wiederherstellung der alten Welt, denn das kann nicht verwirklicht werden. Wir wollen eine neue Welt aufbauen, eine neue Gesellschaft bilden, die sich aus Mitgliedern aller Völker der Milchstraße zusammensetzt. In der Zukunft, die ich euch biete, werden wir alle Brüder sein – Terraner, andere Humanoiden, Umweltangepaßte und Nicht-Humanoiden.
Wir sind alle Brüder! Wir scheuen die Gewalt. Wenn wir dennoch zu drastischen Mitteln greifen mußten, dann nur, weil es unser Selbsterhaltungstrieb verbietet, uns der allgemeinen Degenerierung unterzuordnen. Wir wollen leben, nicht dahinvegetieren.
Quinto-Center soll uns lediglich als Basis dienen. Hier sollen sich alle Wesen sammeln, die sich uns anschließen wollen. Gleichzeitig soll Quinto-Center das Sprungbrett zur Paradieswelt sein. Männer und Frauen, Brüder und Schwestern – Menschen –, legt die Waffen nieder und kommt auf unsere Seite.«
Roi Danton hatte, noch während Admiral Tai-Hun seine Rede hielt, versucht, über Interkom eine Verbindung zur Funkzentrale zu bekommen. Es gelang ihm schließlich, einen Akonen aus den Reihen der Paradiessucher davon zu überzeugen, daß er unbedingt mit dem Admiral sprechen müsse.
Wenige Minuten nach Beendigung seiner Rede kam der Admiral an den Apparat.
»Ich nehme gerne Ihre Kapitulation entgegen«, eröffnete er das Gespräch.
»Es tut mir leid, daß wir so grundverschiedene Meinungen vertreten und zu keiner Einigung auf diplomatischer Ebene kommen können«, sagte Danton mit echtem Bedauern. »Aber noch viel schlimmer finde ich es, daß es zum Ausbruch roher Gewalt gekommen ist. Wir hätten jeder die Meinung des anderen akzeptieren und einen Kompromiß schließen können. Wir sollten uns bemühen, eine friedliche Lösung des Problems zu finden.«
»Dafür ist es noch nicht zu spät«, entgegnete der Admiral. »Ich garantiere Ihnen und allen, die nichts von einer glücklichen Zukunft auf einer Paradieswelt wissen wollen, freien Abzug von Quinto-Center.«
»Paradieswelt – das ist nur ein Schlagwort«, sagte Danton abfällig. »Glauben Sie im Ernst, die Welt wäre wieder in Ordnung, wenn Sie sich mit einigen Auserwählten aus dem Chaos zurückzögen? Denken Sie an die unzähligen Lebewesen, die hier zurückbleiben und, auf sich allein gestellt, fast vollkommen hilflos sind. Wenn Sie von einer großen Verbrüderung aller galaktischen Völker sprechen, dann dürfen Sie die Verdummten nicht ausschließen, denn sie brauchen unsere Hilfe. In Wirklichkeit sind Sie es, Admiral, der einem Traum nachhängt. Perry Rhodan stellt sich mit seinen Männern der Realität. Ich bin überzeugt, daß es uns gelingen wird, die mittelbaren und unmittelbaren Folgen der Verdummungswelle abzubauen.«
»Dieser Meinung bin ich nicht«, erklärte der Admiral. »Perry Rhodan muß ganz einfach scheitern. Oder können Sie mir eine Möglichkeit nennen, wie dem Chaos beizukommen wäre? Nein, das können Sie nicht. Niemand
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