Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
alldem zu entgehen.
Sandal riß seine Waffe aus der Tasche und steckte die Mündung in den Mund.
»Nein!« kreischte der Knöcherne.
Sandal drückte entschlossen ab, einmal, zweimal. Nichts geschah. Dann hatte der Knöcherne das letzte Halteseil durchgeschnitten und warf sich auf Sandal. Er riß Sandal die gesicherte Waffe aus der Hand, holte weit aus, und Sandal schnellte sich nach vorn. Er ergriff das Handgelenk des Freundes und prallte mit dem Schädel gegen die Brust des anderen. Es war, als habe er einen Felsen umstoßen wollen.
»Du bist wahnsinnig!« schrie der Knöcherne.
Die Echse bewegte die Flügel, ein Ruck ging durch die Schuppen des Rückenpanzers, und der Knöcherne wäre beinahe abgestürzt. Sandal griff mit der anderen Hand gegen den Knöchel und rief:
»Wir sind beide wahnsinnig. Die Strahlung!«
Plötzlich schien ihn Tahonka nicht mehr zu hören. Sie kämpften einen lautlosen, erbitterten Kampf auf dem Rücken des Sauriers, und sie hätten sich gegenseitig zumindest Verletzungen beigebracht, wenn nicht der Flug bockend und unregelmäßig gewesen wäre.
Die Echse landete.
Schließlich bewegte sie sich aus dem Fokus des hypnotischen Strahls heraus, und der Strahl wanderte weiter. Die Freunde kamen zur Besinnung, als das Tier mit einem fürchterlichen Aufprall landete. Sandals Strahler flog in hohem Bogen davon und verschwand zwischen den Hornplatten.
Sandal schrie: »Hinunter! Ich suche die Waffe.«
Er war plötzlich wieder vollkommen normal und frei von dem diktierten Aggressionstrieb des Strahls.
»Verstanden!« sagte Tahonka. »Ich verstecke mich dort drüben in dem Knochenberg.«
»Ich werde dich finden!« rief Sandal.
Tahonka warf sich die beiden Gepäckbündel auf den Rücken und richtete sich auf. Von seinem Gurt baumelten die Reste der Bast-Halteseile herab. Er bewegte sich zwischen den hornigen Erhebungen wie zwischen übermannsgroßen Felstrümmern in die Richtung des Schwanzes, der unaufhörlich durch die Luft pfiff.
Sandal sah seitlich von sich verschiedene Tiere, meist Echsen absonderlicher Form. Von seinem Platz aus sah er auch, daß sie zu seinem und Tahonkas Glück mit den Kadavern von Tieren beschäftigt waren – das Mahlen und Reißen riesiger Kiefer und spitzer Zähne schallte über den etwa zehn Kilometer breiten Sandstreifen, hinter dem sich wie eine unendlich hohe Mauer der Energieschirm erhob. Während die Echse einen trompetenden Laut ausstieß, der Sandal in den Ohren gellte, warf sich das Tier nach vorn und rannte auf die Beute zu.
Tahonka machte einen Panthersatz, überschlug sich und raste wie ein Wahnsinniger in den gewaltigen Knochenhaufen.
»Wo ist der Strahler … er ist unersetzlich!« rief Sandal und suchte in der Richtung, in der er ihn vermutete. Er kletterte zwischen dem Horn umher, stolperte und fluchte, schließlich fand er die Waffe in einem kleinen Spalt.
Er steckte sie ein, lief schnell im Zickzack zwischen den aufragenden Flügeln hoch und sprang dicht neben dem wirbelnden Schwanz zu Boden.
Neben ihm ragte wie ein Baum der Hinterfuß der Echse in die Luft.
Schaudernd rannte Sandal auf den Knochenberg zu, blieb neben Tahonka stehen und sagte: »Wir haben unser Ziel erreicht. Jetzt müssen wir nur noch durch die Kuppel eindringen.«
Vor ihnen hatten sich etwa fünfzig Tiere versammelt, die an rund zehn gewaltigen Fleischmassen zerrten und sich um die fetten Brocken stritten. Sie machten achtungsvoll Platz, als die Riesenechse kam.
Sandal sagte: »Solange sie fressen, werden sie genügend abgelenkt. Ein speisender Wächter paßt nicht auf!«
Der Knöcherne entgegnete bissig: »Wenn du nicht prahlen kannst, fühlst du dich unglücklich, wie?«
Sandal lachte übermütig, schlug dem Knöchernen zwischen die Schulterblätter. »Noch fünftausend große Schritte, und wir sind neben dem Schirm. Los! Ehe die Sonne sinkt …«
Sie blieben in der Deckung des Knochenberges und entfernten sich in südwestlicher Richtung auf den schmalen Grünstreifen zu, der zwischen den auslaufenden Wellen des Strandes und dem gigantischen Schirm wuchs.
Eine Stunde später standen sie schwer atmend im Schatten eines Baumes, dessen Rinde bis zu den untersten Ästen abgefressen war.
»Das ist die Insel der Glücklichen. Wir haben sie lebend erreicht«, sagte Sandal als einzigen Kommentar.
Während sie vor den fressenden Tieren flohen und der Wand aus reiner Energie immer näher kamen, hatten Sandal und Tahonka-No folgendes festgestellt:
Auf dem rund zehn
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