Silberband 060 - Die Cynos
Planeten. Es sind alarmierende Meldungen eingetroffen, meine Freunde.«
Der Ton, der aus dem versteckten Lautsprecher des Bildwürfels kam, war scharf, aber er schlug plötzlich um. Irgendwie unecht und salbungsvoll, fand Sandal Tolk. No übersetzte weiter.
»Fremde sind eingedrungen und haben auf dem Planetoiden …«, es folgte ein unübersetzbarer Name, »… gewaltige Schäden hervorgerufen. Es besteht die Gefahr, daß sie sich auch hier sehen lassen. Ich fordere alle Wachtruppen sämtlicher Städte auf, ununterbrochen und sehr sorgsam ihren Dienst zu versehen. Wir müssen die Fremden fangen und töten: Sie stören unsere Sicherheit und die Ordnung des Schwarms.«
Atlans Hand schoß nach vorn und schaltete den Würfel ab. Der Arkonide fragte Sandal mit großer Verwunderung: »Woher hast du diesen aufsehenerregenden Fund, Sandal?«
Sandal grinste und berichtete, wie er zu diesem Würfel gekommen war. Als er endete, wußten sie alle, daß innerhalb kurzer Zeit ihre Anwesenheit entdeckt werden würde. Aber niemand würde sie hier in diesem Labyrinth aus erstarrtem Kalk suchen.
»Schalte das Ding wieder ein, ja?« bat Ras Tschubai.
Sandal drückte den Knopf, und wieder sahen die Terraner einen der Herren des Schwarms.
Er richtete seine Botschaft an die Sklavenvölker.
Tahonka-No übersetzte die nächsten Sätze, die der Götze sprach.
»Es ist uns allen klar, daß unser Planet drei wichtige Aufgaben zu erfüllen hat. Wir stellen die Behälter her, mit deren Hilfe wir unsere Freunde auf Welten bringen, auf denen sie sich in Ruhe reproduzieren können.
Wir rüsten Schiffe aus, mit denen jene sechskantigen Behälter transportiert werden. Auch das ist nicht weniger wichtig als die erste Aufgabe, die unsere Robotwerkstätten haben.
Außerdem stellen wir Nahrungsmittel und verschiedene Hilfsgüter her, die von unseren Freunden während ihres Teilungsvorganges gebraucht werden. Schon allein aus diesen Gründen müssen wir wachsam sein und dürfen uns nicht von den Fremden beobachten lassen.
Ich fordere jeden von uns auf, rücksichtslos vorzugehen. Wir müssen uns gegen diese Wesen wehren, die unser Staatsgefüge und den Ablauf unserer lebensnotwendigen Prozesse stören. Bekämpft sie, wo immer sie zu treffen sind!
Eine vierte Aufgabe ist dazugekommen. Wir müssen die Verladearbeiten schneller vorantreiben. Von den …« wieder folgte für Tahonka-No ein unübersetzbarer Begriff, der aus wenigen Vokalen und vielen Konsonanten bestand, »… kommen Güter, die in alle Richtungen verteilt werden müssen. Dabei geht es um unsere sich teilenden Freunde. Diese Umladearbeiten sind schnellstens durchzuführen.
In einigen Tagen, wenn die Aktion vorbei ist, werde ich mich an Ort und Stelle davon überzeugen und die Verantwortlichen belohnen oder bestrafen. Das ist im Augenblick alles.«
»Fertig!« sagte Tahonka abschließend.
Das Bild auf dem Würfel wurde abermals größer. Jetzt zeigte es den Kopf des Götzen in Großaufnahme. Er war kugelrund, aber die riesigen Facettenaugen machten aus diesem Kopf eine unverhüllte Drohung. Wenigstens kam es den Terranern so vor; Icho Tolot beispielsweise mochte einen anderen Eindruck haben. Diese Formen und Ausdrucksweisen waren archetypisch; niemand konnte sich gegen den Eindruck wehren.
Das Bild erlosch. Die fünf sichtbaren Flächen des Würfels wurden nacheinander dunkel.
»Das war einer der Fürsten des Schwarms«, sagte Sandal. »Wir finden ihn in der Stadt auf der Halbinsel. Was hast du vor, Freund Atlan?«
Er drängt dich in eine vorschnelle, schlecht überlegte Entscheidung! wisperte das Extrahirn.
»Ich weiß es noch nicht. Heute Nacht werden wir – Icho Tolot und ich – alles auswerten. Gucky hat eine Menge Material aus der Stadt auf der Halbinsel mitgebracht.«
»Das bedeutet … morgen oder übermorgen einen harten Einsatz in dieser Stadt?«
»Unter Umständen. Wir sind elf. Dort wohnen Tausende oder Zehntausende. Unter anderem auch Lacoons, Sandal«, erinnerte ihn Atlan.
»Ich verstehe. Und ich bin, merkwürdigerweise, müde genug, um deinen Entschluß völlig richtig zu finden«, sagte Sandal.
Trotzdem kamen sie in den nächsten Stunden nicht zur Ruhe.
Alle eingesetzten Mutanten und auch jene, die von den Teleportern mitgenommen worden waren, gaben ihre Berichte ab. Zahlreiche weitere Aufnahmen wurden begutachtet und kommentiert. Schließlich waren sie alle müde und erschöpft. Ein Tag war beendet, ihre Mission war es nicht.
Sie alle wußten
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