Silberband 066 - Kampf der Paramags
Ich befürchte, daß sie überall schon zu Hunderten herumliegen. Offenbar vergessen sie in ihrem Arbeitseifer sogar das Essen.«
»Bringen Sie sie an Bord!« befahl ich Tolot. »Dort können sie untersucht werden. Wir wollen sichergehen, ob sie tatsächlich verhungert sind.«
Mühelos hob der Haluter die beiden Toten auf und raste mit ihnen davon.
»Was jetzt?« fragte der Renegat. »Wie wollen wir vorgehen?«
»Es besteht kein Grund, unsere Pläne zu ändern. Wir fliegen zum Dorf und sehen uns dort um.«
Wir hoben ab und flogen weiter. Ein paar Minuten später überquerten wir ein verödetes Feld. Ich ließ mich bis dicht über den Boden sinken. Es war deutlich zu sehen, daß hier einmal Stauden in großer Zahl gewachsen waren. Jetzt waren über die Hälfte davon vertrocknet. Die Früchte waren abgefallen und verfaulten am Boden.
»Niemand kümmert sich um die Ernte«, stellte ich fest. »Wenn es überall auf Asporc so aussieht, steht den Eingeborenen eine Hungerkatastrophe ungeahnten Ausmaßes bevor.«
»Glauben Sie, daß wir irgend etwas für die Asporcos tun können?« Mit dieser Frage bewies Bourax, daß er alles andere als ein gefühlloser Abenteurer war.
»Zunächst einmal müssen wir uns einen Überblick über das Ausmaß dieser unheilvollen Entwicklung machen.«
Wir überflogen eine Anzahl von Feldern, die sich alle im gleichen heruntergekommenen Zustand befanden. Hinter einer Flußbiegung sahen wir dann das Dorf. Es bestand aus sechs Gruppen von je zwölf kreisförmig um einen freien Platz angeordneten Gebäuden. Das Licht der schrägstehenden Sonne enthüllte gnadenlos den Zustand, in dem sich die Häuser der Asporcos befanden. Ich sah zerbröckeltes Gemäuer und in sich zusammengefallene Dächer. Die freien Plätze waren verschmutzt. Am Rande des Dorfes lag ein halbes Dutzend Leichen. Ein Asporco, der unmittelbar vor dem Verhungern war, schleppte sich gerade in eines der Häuser.
»Das ist ja schrecklich!« rief Bourax erschüttert.
Ich nickte verbissen.
Wir landeten vor der ersten Häusergruppe. Hier lagen die Toten. Ein paar davon waren bereits in Verwesung übergegangen, aber auch darum schien sich niemand zu kümmern.
»Rühren Sie nichts an!« warnte ich Bourax. »Wir sind zwar breitenimmunisiert, aber niemand kann sagen, welche Seuchen hier ausgebrütet werden.«
»Warum bestatten sie ihre Toten nicht?«
Darauf wußte ich keine Antwort. Vielleicht hatten die Asporcos auch dafür keine Zeit. Es war nicht ausgeschlossen, daß sie Tag und Nacht bis zur völligen Erschöpfung arbeiteten. Vom Raumschiff aus hatten wir beobachtet, daß an einer Stelle Leichen verbrannt worden waren, aber das war vielleicht nur ein Einzelfall.
Innerhalb des Dorfes roch es nach Tod und Verwesung. Es war eine unheimliche Umgebung, in der sich die Vorahnungen, die ich während des Fluges ins Rattley-System gehabt hatte, zu bestätigen schienen.
Wir drangen in eines der Gebäude ein. Durch das kreisrunde Loch im Dach fiel noch genügend Licht, daß wir zumindest den großen Vorraum übersehen konnten. Gleich hinter der Tür befand sich die Nahrungsmulde der Familie, die einmal hier gelebt hatte. Sie war jetzt ausgetrocknet. Ein toter Asporco lag darin.
»Die Zahl der Toten ist wahrscheinlich höher, als wir zunächst angenommen haben«, sagte ich.
Aus einem der anschließenden Räume drang ein schlurfendes Geräusch an mein Gehör. Ich sah, daß Bourax' Hand sofort nach der Waffe griff.
»Die werden Sie nicht brauchen, Bourax! Das ist wahrscheinlich ein halbverhungerter Eingeborener.«
Ein junger Asporco, der uns offenbar gehört hatte, kam in den Vorraum gekrochen. Er war abgemagert und hatte nicht mehr die Kraft, sich aufrecht zu bewegen.
»Stützen Sie ihn!« befahl ich Bourax. Der untersetzte Mann ergriff den Asporco unter den Schultern und zog ihn hoch. Ich nahm ein Nahrungskonzentrat aus der Gürteltasche und hielt es dem Asporco entgegen. Er reagierte nicht.
Bourax fluchte. »Er muß doch merken, daß wir ihm helfen wollen!«
Ich hielt das Konzentrat vor meinen Mund und machte Kaubewegungen. Dann schaltete ich meinen vorprogrammierten Translator ein. Die Sprache war uns vom ersten Besuch auf Asporc her bekannt.
»Du mußt essen!« sagte ich. »Sonst wirst du sterben.«
Ich war sicher, daß der junge Eingeborene uns verstand, aber auch jetzt, als ich ihm das Konzentrat genau vor den Mund hielt, nahm er es nicht an.
»Wir werden ihn füttern müssen«, meinte Bourax. »Nötigenfalls mit
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