Silberband 068 - Anti-Universum
Kilometern nähern und dann erst das Feuer eröffnen. Nur aus diesem geringen Abstand konnte der Gefahrenrechner die einzelnen Salven so koordinieren, daß sie im richtigen Rhythmus die Feldschirme des Gegners bombardierten und sie schließlich zum Zusammenbrechen brachten. Ein Viertel der gesamten Feuerkraft mußte sofort nach der ersten Salve für die Abwehr der Wachschiffe abgezweigt werden. Es mußte also gleich mit der ersten Salve gelingen, das Flaggschiff des Diktators anzuschlagen – oder die Lage wurde aussichtslos.
Inzwischen waren aufgeregte Funksprüche vom Raumschiff der Kontrolleure eingetroffen. Man wollte wissen, mit wem man es bei dem plötzlich aufgetauchten Unbekannten zu tun hatte. Die MARCO POLO zog es jedoch vor zu schweigen. An Bord des Riesenschiffes brauchte man die ganze Konzentration für den bevorstehenden Kampf.
Der Abstand zwischen den beiden Raumgiganten schrumpfte schnell. Aus drei Millionen Kilometern Entfernung eröffnete das Flaggschiff des Diktators das Feuer. Die Feldschirme des Angreifers flammten in grellen Farben. Das Feuer war konzentriert; aber die durch das neue Kraftwerk verdichteten Schirme hielten mühelos. Wie ein Racheengel stürzte die MARCO POLO I auf den verzweifelt feuernden Gegner zu. Die Distanz von einer Million Kilometern wurde unterschritten. Inzwischen hatten sich die zwölf Wachschiffe in Bewegung gesetzt und näherten sich der Kampfzone mit hoher Beschleunigung.
Die MARCO POLO II hatte begonnen, um Hilfe zu funken. Mit höchster Sendeleistung strahlte ihr Hypersender den SOS-Ruf der Solaren Flotte in alle Richtungen ab. In einer Stunde würde es im Raumsektor Verko-Voy von Einheiten der terranischen Kriegsflotte wimmeln.
Ras Tschubai saß in einem Gliedersessel seitlich der Konsole des Feuerleitoffiziers. Er hielt sich zu besonderer Verwendung bereit. Noch wußte man nicht, wie die Schlacht im einzelnen verlaufen würde. Womöglich war eine Erkundung aus unmittelbarer Nähe erforderlich. Der Afrikaner trug eine Raumschutzausrüstung. Er konnte nicht wissen, wohin ihn sein Auftrag führen würde.
Die Spannung wuchs ins Unerträgliche. Die Feldschirme flammten unaufhörlich unter dem pausenlosen Feuer, das aus den Geschützen des Diktators auf sie einprasselte. Die Belastungsgrenze war weit überschritten. Unter normalen Bedingungen wären sämtliche Feldhüllen längst zusammengebrochen, und das riesige Schiff hätte sich in einen nuklearen Glutofen verwandelt. Nur das neue Kraftwerk brachte die Rettung.
Achthunderttausend Kilometer …!
Perry Rhodans Hand traf den Kommandoschalter. Aus den Tiefen des Schiffes war ein hohles, tobendes Brausen zu hören, als die mächtigen Geschütze zu verderblichem Leben erwachten und nach dem Programm des Gefahrenrechners todbringende Energien gegen den Gegner spien. Im Kommandostand ruhte jeder Blick gespannt auf den Anzeigen. Optisches Beobachten war unmöglich. Das Flackern der Schutzschirme verbot jeden Ausblick. Der Reflex des gegnerischen Schiffes war bislang ein scharf begrenzter Kreis gewesen. Jetzt plötzlich schien der Rand des Kreises sich aufzulösen. Wirbelnde Fahnen strömten wie die Protuberanzen einer Sonne nach allen Richtungen davon. Der Kreis begann zu pulsieren – blähte sich auf und schrumpfte wieder zusammen.
Triumphierender Jubel verwandelte den Kommandostand des Angreifers in ein Tollhaus. Die MARCO POLO II war getroffen! Die Protuberanzen zeigten den Zusammenbruch der Feldschirme an. Hilf- und haltlos verflüchtigten sich die gewaltigen Energien, die in den Schirmen gespeichert waren, in den Raum hinaus.
Die Geschütze der MARCO POLO I feuerten weiter, jetzt jedoch mit verminderter Leistung, da ein Teil der Reserven für das Eintreffen der Wachschiffe parat gehalten werden mußte. Auch der Gegner war noch lange nicht geschlagen. Er feuerte zurück. Und jetzt, nachdem er selbst schon halb geschlagen war, erzielte er endlich seinen ersten Treffer. Durch Punktfeuer gelang es ihm, an einer Stelle die mächtigen Schirmfelder des Angreifers zu durchbrechen und mit dem glühend heißen Plasmastrahl einer Transformgranate bis zur Wandung der MARCO POLO I durchzudringen. Das gewaltige Schiff schüttelte sich unter der Wucht des Treffers. Die Wandung wurde durchbrochen, und ein rußgeschwärztes, zackiges Loch gähnte in der südlichen Halbkugel des Flaggschiffes. Millisekunden später jedoch hatten sich die Feldschirme wieder geschlossen. Die MARCO POLO I war angeschlagen, aber weiterhin
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