Silberband 069 - Die Hyperseuche
Tschubai.
»Das wissen wir bereits.«
»Gut. Ich wollte nur vermeiden, daß es Überraschungen gibt. Er machte einen ganz vernünftigen Eindruck, war aber nicht besonders gesprächig. Er schien es eilig zu haben, nach unten zu kommen.«
Atlan hob die Hand. »Er kommt gerade herein«, berichtete er. Seine Stirn krauste sich. »Sie haben recht, Ras, er scheint in Ordnung zu sein. Vielleicht hat er sich doch nicht infiziert.«
»Oder er ist immun. Das könnte ja immerhin auch sein.«
Atlan gab ihm mit einer versteckten Geste zu verstehen, daß er abbrechen mußte, und schaltete aus. Ras Tschubai blieb nachdenklich am Gerät stehen. Ein unheimliches Gefühl beschlich ihn. Icho Tolot war jetzt mit Rhodan, Atlan und vielen Wissenschaftlern allein im Konferenzraum. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er plötzlich doch unkontrolliert handeln würde. Rhodan und Atlan waren zwar abgeschirmt, aber bei einem Haluter konnte man nie wissen, ob die Schutzmaßnahmen ausreichend waren.
Er teleportierte und kam im Behandlungszimmer des Zahnarztes heraus. Gucky saß auf dem Behandlungsstuhl und betrachtete den winzigen Splitter, den der Mediziner ihm zeigte.
»Das war alles?« fragte er enttäuscht.
»Ja, nur ein kleiner Splitter.«
»Vielleicht war der Spargel zu holzig, den du gegessen hast«, sagte Ras lächelnd.
Gucky zischte etwas und teleportierte. Ras Tschubai ahnte, wohin er sich begeben hatte, und wählte das gleiche Ziel. Er materialisierte unmittelbar hinter Icho Tolot, der sich in seinem Spezialsessel niedergelassen hatte. Gucky saß auf seinem Schoß und flüsterte: »Und stell dir vor, er hat überhaupt nicht ge…«
Er verstummte, als er Ras sah. Dann grinste er den Freund an.
»Du bist ja heute so langsam«, stellte er fest. »Hast du Ladehemmungen?«
»Nein – Zahnschmerzen ob deiner intelligenten Scherze.«
Der Ilt kicherte. Rhodan blickte ihn verweisend an. Gucky drehte sich halb zu Icho Tolot hin. Dann rutschte er von seinem Schoß und watschelte auf Atlan zu.
Der Arkonide spürte, daß etwas nicht in Ordnung war. Er neigte sich etwas nach vorn und schob die Akten zusammen, die vor ihm lagen.
»Verschwinde!« flüsterte der Mausbiber zischelnd. »Sofort und ganz schnell! Geh aber nicht bei Icho vorbei!«
Der Lordadmiral blickte auf sein Chronometer. Er erhob sich langsam, nickte Rhodan zu, der gerade sprach, und ging zur Ausgangstür. Gucky nahm seinen Platz ein. Er beobachtete ihn und den Haluter zugleich.
Er hätte auch Atlans Hand nehmen und mit ihm teleportieren können, aber darauf verzichtete er ganz bewußt. Er wollte Icho Tolot nicht provozieren.
Der Haluter hatte sich in den letzten Sekunden seltsam verändert. Der Mausbiber zitterte um ihn und um Atlan. Er war bereit, blitzschnell zu dem Arkoniden zu springen und ihn mit sich zu reißen, aber das war nicht notwendig. Der Lordadmiral erreichte die Tür ungeschoren und ging hindurch.
Icho Tolot saß noch immer in seinem Sessel. Er hielt die drei Augen geschlossen. Sein Mund war leicht geöffnet. Die Hände hatten sich so fest um die Armlehnen gelegt, daß diese unter dem Druck nachgaben. Er merkte es nicht.
Rhodan starrte den Ilt an. Er stand auf.
»Die Konferenz ist beendet«, erklärte er mit belegter Stimme. »Ich bitte Sie, diesen Raum sofort zu verlassen.«
Die Wissenschaftler sahen überrascht auf. Sie schienen zunächst nicht zu begreifen, weshalb der Großadministrator sich so verhielt, bis dieser auf den Haluter deutete.
Der Koloß beugte sich nach vorn. Seine Hände zuckten. Die Armlehnen zersplitterten. In diesem Moment flüchteten die Wissenschaftler aus dem Raum. Rhodan und Gucky blieben noch auf ihren Plätzen. Sie hielten sich an den Händen. Sie waren darauf gefaßt, daß der gewaltige Freund plötzlich anfangen könnte zu toben.
Icho Tolot öffnete die Augen. Dann kippte er aus seinem Sessel und fiel auf die Sprungbeine herab. Er schien niemanden zu sehen. Seine Beine wirbelten durch die Luft, und seine Hände und Füße rissen den Boden auf. Wie ein Geschoß jagte er durch den Raum, fegte einige Sessel zur Seite und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen die Wand neben der Tür. Sie zerplatzte unter der Wucht der zwei Tonnen.
Der Ilt schrie auf und brach zusammen. Rhodan bemerkte eine blutige Schramme an seinem Kopf. Unwillkürlich beugte er sich zu Gucky hinab. Der Mausbiber hatte das Bewußtsein verloren.
Über dem Großadministrator knisterte es. Er konnte in dem Staub, der den Raum erfüllte,
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