Silberband 069 - Die Hyperseuche
und zwei Männer, schliefen in der Nähe des Brunnens. Sie hatten getrunken und vielleicht auch den halbherzigen Versuch gemacht, sich zu reinigen. Der Mann, der neben der Eingangstür seines Geschäfts geschlafen hatte, war ebenfalls verschwunden und hatte die Tür geschlossen. Noch lebten sie, die Einwohner von Terrania City. Aber es sah so aus, als wären sie zu nächtlichen Wesen geworden, die sich tagsüber in ihre Räume verkrochen. Vermutlich vertrugen sie helles Licht nicht mehr. Ein weiteres Symptom.
»Das alles darf mich nicht berühren!« Anti-Homunk ging entschlossen auf den Lift zu. Noch einmal checkte er seine vielfältige Ausrüstung und fand sie voll einsatzbereit.
Mit vorsichtigen Schritten ging er auf den offenen Lift zu und stellte sich mit dem Rücken zur Wand auf. Mit einem winzigen Schalter aktivierte er seinen körpereigenen Schutzschirm, der ihn so gut wie unverwundbar machte. Dann rief er sich die Druckkombination ins Gedächtnis, führte sie aus und sah ruhig zu, wie sich die Lifttüren schlossen. Die kleine Kabine begann ihre Fahrt nach unten. Anti-Homunk schätzte die Entfernung, die er binnen weniger Sekunden zurücklegte, auf rund dreißig Meter. Dann bremste der mechanisch betriebene Lift sanft und weich.
Langsam fuhren die Türen aus massivem, halbtransparentem Kunststoff auseinander. Während sie sich bewegten, warf Anti-Homunk einen schnellen Blick auf das aufzuckende Feld aus den vielen Einzelteilen seines Testgerätes. Er war auf der richtigen Spur. Dann hob er den Paralysator, warf einen zweiten Blick nach draußen und stellte fest, daß der Lift in einer Art gläserner Röhre inmitten eines kleinen Raumes mit anscheinend massiven Felswänden stand.
»Ich muß mir entweder den Rückzugsweg sehr gut merken oder einen anderen Ausweg aus dem Labyrinth suchen«, sagte er leise und verließ die Kabine. Ein paar Schritte auf dem federnden, dämpfenden Material des Bodens brachten ihn bis zur Wand. Er lehnte sich dagegen, sah und horchte.
Keine Wachen! Er war sicher, noch lange nicht in dem wirklichen Zentrum von Imperium-Alpha zu sein. Sicherlich führte ihn sein Weg durch eine Vielzahl von Schleusen wie diese hier, die nur deswegen nicht funktionierte, weil es niemanden gab, der sie bewachte. Normalerweise würde es hier von schwer bewaffneten Männern wimmeln.
Er löste sich von der Wand, huschte vorsichtig bis in die Nähe der Öffnung und spähte hindurch. Er sah einen langen Korridor, der sich in mindestens zwanzig flachen Stufen abwärts senkte und dort in einem noch unerkennbaren Raum mit gelbem Licht endete.
Mit riesigen Schritten rannte Anti-Homunk diese Treppe abwärts und hielt an, als er den neuen Raum entdeckte. Es war eine Halle, halbrund wie eine Kuppel und voller Aufnahmegeräte. Kleine Geschütze richteten ihre Mündungen auf die breite Gasse zwischen den Geräten. Er sah Projektoren für Energieschutzschirme, die jetzt aber nicht eingeschaltet waren. Dieser Raum konnte sich für jeden, der gewaltsam einzudringen versuchte, in eine Hölle verwandeln. Auf Zehenspitzen, mit einem deutlichen Gefühl von kribbelnder Gefahr im Rücken durchquerte Anti-Homunk den runden Raum. Dicht vor dem Trichter einer Mündung, die in eine Art gläserne Röhre führte, hielt er an.
Drei Männer saßen hier, vielmehr, sie lagen in schweren Sesseln. Sie schliefen, aber in ihren Händen waren schwere Waffen. Kein einziges Alarmlicht glühte. Kein akustisches Signal war zu hören. Totenstille bis auf die Geräusche schwerer, keuchender Atemzüge. Die Röhre vor ihm war so groß, daß ein Haluter sich hindurchbewegen konnte.
»Vermutlich sind hinter dem Material Testgeräte, die mich durchleuchten und feststellen, daß ich ein Fremder bin. Aber das ist jetzt nicht wichtig!«
Wieder blickte er auf sein Suchinstrument. Noch dreitausend Meter Luftlinie war der Wissende von ihm entfernt. Er schien sich kaum zu bewegen, also arbeitete er innerhalb eines einzigen oder weniger kleiner Räume. Anti-Homunk entschied, daß die unsichtbare Überprüfung für ihn kein Risiko mehr darstellte, und betrat die rund dreißig Meter lange Röhre. Er glitt schnell durch sie hindurch und erreichte an ihrem Ende eine weitere Station, die von Waffen und desaktivierten Diagnose- und Untersuchungsgeräten starrte. Nach einem prüfenden Rundblick stellte Anti-Homunk fest: menschenleer.
Wo aber befanden sich die vielen Zehntausende, die sich angeblich hier aufhielten? Lagen sie alle in ihren Aufenthaltsräumen
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