Silberband 069 - Die Hyperseuche
nicht, daß ich einschlafen konnte. Dennoch mußte ich es sehr bald sein. Ich erwachte von einem heftigen Stoß, der mich in die Seite traf.
»Aufstehen, Tatcher!« grollte Rorvics tiefe Stimme. »Es ist heller Tag, Sie Schlafmütze!«
Ich rollte mich aus dem Fell, richtete mich auf und sah, daß helles Licht durch die Öffnungen der Hütte drang. Siliah und Meiloeh waren verschwunden. Ich blickte auf meinen Chronographen. Es war 8.44 Uhr angepaßter Zeit.
Mein nächster Blick fiel auf Rorvics Vollmondgesicht. Schlagartig besserte sich meine Stimmung, als ich die zahllosen kleinen roten Flecken auf der ansonsten leichenblassen Haut des Albinos entdeckte.
»Was starren Sie mich so an?« fragte Rorvic mißmutig.
Ich lächelte verstohlen. »Ich habe nur Ihren zarten Teint bewundert, Sir«, antwortete ich. »Er steht Ihnen wirklich ausgezeichnet. Vor allem die roten Bißflecken finde ich apart.«
Er blickte mich finster an, dann zog er einen Taschenspiegel aus der Hose und sah hinein. Seine roten Augen weiteten sich, als er die Bißstellen sah. Wütend schleuderte er den Spiegel in eine Ecke.
»Das ist alles nur Ihre Schuld, Captain Hainu!« schimpfte er. »So kann ich mich nirgends mehr blicken lassen.«
Er trat nach mir, aber ich wich seinem Fuß geschickt aus. Der Tibeter setzte sich krachend hin. Die Hütte erbebte unter seinem Aufprall. Von der Decke rieselte Schmutz auf Rorvics kahlen Schädel. Er fuhr sich mit der Hand darüber und besah sich anschließend die Handfläche.
Ich hörte sein Schimpfen noch, als ich die Hütte längst verlassen hatte. Draußen war niemand zu sehen. Wo das Feuer gebrannt hatte, lag nur noch ein großer Aschenhaufen. Ich blickte mich suchend um, aber auch von unseren Führern war nichts zu entdecken.
Dalaimoc Rorvic streckte seinen Kopf aus unserer Hütte und rief: »Sehen Sie zu, daß Sie eine Wanne und kochendes Wasser auftreiben, Tatcher! Ich will ein Bad nehmen.«
Ich schüttelte mich bei dem Gedanken an die Unmengen von heißem Wasser, in denen Terraner zu baden pflegten. Glücklicherweise schien es hier im Dorf weder Wannen noch heißes Wasser zu geben. Die Tsittoks wurden mir sofort viel sympathischer.
»Hier gibt es nicht einmal kaltes Wasser, Sir«, rief ich zurück. »Warum baden Sie nicht in der Asche? Sie ist sicher noch warm.«
Rorvic kam aus der Hütte, hob einen Stein auf und warf ihn nach mir. Ich duckte mich, so daß der Stein über mich hinwegflog. Er traf Siliah, der soeben aus der Ruinenstadt kam, gegen die Brust. Der Tsittok verdrehte die Augen und fiel um.
»Da haben Sie vielleicht etwas angerichtet, Captain Hainu«, grollte Rorvic und kam drohend auf mich zu. »Sie haben sich absichtlich gebückt, damit Siliah getroffen wurde. Das kann ernste diplomatische Verwicklungen zur Folge haben.«
Ich schnappte angesichts der Unverschämtheit des Mutanten nach Luft. Glücklicherweise kam Siliah bald wieder zu sich. Er erwähnte den Zwischenfall zu meiner Enttäuschung mit keinem Wort, denn ich hatte gehofft, daß er Rorvic gehörig seine Meinung sagen würde.
Der Tibeter kam sofort wieder auf seinen Wunsch zu sprechen, ein heißes Bad nehmen zu wollen.
»In der Stadt gibt es heiße Quellen.« Siliah deutete mit ausgestrecktem Arm in eine bestimmte Richtung. »Wenn Sie in diese Richtung gehen, können Sie die nächste Quelle nicht verfehlen, Großer Esser.«
Dalaimoc Rorvic gab ein paar Töne von sich, die wohl Befriedigung ausdrücken sollten, dann marschierte er in die angegebene Richtung.
Ich setzte mich auf den geschälten Baumstamm, auf dem Rorvic und ich am Abend zuvor gesessen hatten, und aß ein paar Konzentratriegel. Meine Wasserflasche war noch fast voll, doch ich verspürte keinen Durst. Ich hatte erst gestern einen Becher Kaffee getrunken und brauchte so bald keine weitere Flüssigkeit.
Eine Stunde verstrich, ohne daß der Tibeter zurückgekehrt wäre. Dafür meldete sich Major Borstow über Telekom und erkundigte sich, ob wir die drei Urlauber gefunden hätten.
»Noch nicht«, antwortete ich. »Ich hoffe allerdings, daß wir sie heute aufspüren werden.«
»Das ist ja allerhand«, meinte Borstow verärgert. »Die Zeit drängt. Tsittok ist schließlich nur einer von mehreren Planeten, die wir anfliegen sollen. Ich möchte Sonderoffizier Rorvic sprechen, Captain. Sagen Sie ihm, er soll seinen Telekom einschalten und sich melden.«
»Er ist nicht da, Major«, erwiderte ich.
»Wo ist er denn?«
»Rorvic ist baden gegangen, vor einer Stunde
Weitere Kostenlose Bücher