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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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terranische Durchschnittsfamilie königlich.
    Es war in Maczadosch ein unerschwinglicher Luxus, ein Zimmer zu haben, in dem man sich halbwegs frei bewegen konnte, in dem man sauerstoffreiche Luft atmen konnte, in dem man jederzeit seinen Durst löschen konnte.
    Den Begriff ›baden‹ kannte man in Maczadosch nicht, zur Körperreinigung und -pflege dienten Chemikalien. In den obersten Stockwerken der Hochhäuser gab es – welch Luxus – eigene Räume, die als Toiletten und zur Körperpflege dienten. In den tieferen Stockwerken waren die Räume und die Wasserrationen kleiner, die Luft schlechter. Um sich zu reinigen, mußte man Pflegekorridore durchschreiten, in denen man mit Chemikalien besprüht wurde. Und das sozusagen am Fließband, denn ein Pflegekorridor stand bis zu fünfhundert Personen zur Verfügung.
    Noch tiefer, in Bodenhöhe und darunter, waren die Wohnungen des Mittelstands, so, wie Croyoro eine bewohnte. Keine dieser Wohnungen war größer als zehn Quadratmeter und diente bis zu acht Personen als Quartier. Keine dieser Wohnungen besaß einen eigenen Wasseranschluß – die Wasserrationen wurden am Arbeitsplatz verteilt, oder man löste seinen Wasserbonus in einer öffentlichen Trinkhalle ein.
    Die chemische Körperreinigung erfolgte so nebenbei, indem man auf dem Weg zur oder von der Arbeit oder während eines Einkaufsbummels eine Reinigungsanstalt durchschritt.
    Viele Raytaner litten an Klaustrophobie. Sie hielten es in ihren zellenähnlichen Wohnungen nicht aus und wanderten stundenlang durch die überfüllten Straßen. Es gab aber auch Fälle, wo Raytaner ihre Wohnzellen nicht mehr verließen – und wenn sie es aus irgendeinem Grund doch taten, dann liefen sie Amok, weil sie sich außerhalb ihrer vier Wände verloren vorkamen.
    Hier im Bereich des Bodenniveaus und Hunderte von Metern tiefer war die Raumnot am schlimmsten. Hier hatten sich Geschäftsleute aller Sparten etabliert, weil hier die breiteste Käuferschicht anzutreffen war.
    Mancher Raytaner sparte lange, bis er zu einem der Automaten gehen konnte, um sich einen Schluck Wasser zu kaufen. Mancher leistete sich zu besonderen Anlässen, allein oder mit Freunden, für einige Stunden eine der Miethallen. Dort konnte er die Stille und Weite genießen, konnte die Halle durchlaufen, ohne nach jedem Schritt mit jemandem zusammenzustoßen – er hatte für kurze Zeit um teures Geld einen ganzen großen Raum für sich.
    Man konnte Sauerstoff tanken. Die kleinen blauen Ozontanks waren in jedem Korridor, an jeder Straßenecke und oft in der Straßenmitte anzutreffen; man stolperte förmlich über sie, und es war schwer, der Versuchung, frischen Sauerstoff zu atmen, zu widerstehen. Es war, verglichen mit Wasser und den Miethallen, ein billiges Vergnügen, aber es hieß, daß es nicht lange dauern würde, bis sich das Luftholen im Preis verdoppeln würde.
    Aber man würde auch nach der Preiserhöhung nur selten einen unbesetzten Sauerstofftank vorfinden. In dem Gedränge der oberen Sub-Stadt war die Luft einfach nicht zum Atmen. Obwohl die Lufterneuerungsanlagen ständig auf Hochtouren liefen und verbesserte Geräte zum Einsatz kamen, wurde eine zufriedenstellende Zirkulation nie erreicht.
    Der Versuch, sauerstoffspendende Pflanzen in hydroponischen Anlagen zu züchten, scheiterte nicht nur an der Raumnot – die Pflanzen wollten in den subplanetaren Straßen der Städte ganz einfach nicht gedeihen.
    Der Luft- und Wassermangel trieb die tollsten Blüten. Touristen schleppten sich mit Wasserschläuchen und Sauerstoffflaschen ab; Rhodan erblickte ein schlangenähnliches Wesen, das auf vier Beinen aufrecht ging und eine große Blase vor der Brust trug. Die anderen Passanten beschwerten sich darüber, daß die Blase zuviel Platz benötige – und tatsächlich kam ein Beamter des Ordnungsdienstes und forderte das Schlangenwesen auf, sich seiner Last zu entledigen. Als sich dieses weigerte, fielen die Passanten über es her – und als die Blase barst, entströmte ihr kristallklares Wasser, um das sich die Raytaner rauften. Das Schlangenwesen jedoch mußte in eine Klinik eingeliefert werden, denn die Wasserblase war sein natürlich gewachsenes Organ gewesen.
    Vorfälle wie dieser waren an der Tagesordnung. Sie wurden durch Raytaner provoziert, die mit den Lebensbedingungen einfach nicht mehr fertig wurden, oder von Fremden, die sich den Gegebenheiten nicht anpassen konnten. Es kam aber auch zu Zwischenfällen, die durch eine Verkettung von Zufällen

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