Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
versperrt uns den Zugang ins Yrschana«, rief einer der Männer in den Schweber. »Sie müssen sich selbst herbemühen, Hactschyten.«
»Wir steigen alle aus«, entschied der Kleine Oynbraschto durch den Mund des Großen.
Gleynschor sprang als erster hinüber. Schilnitin gab Croyoro einen Wink. Der Raytaner gehorchte zögernd, ging mit unsicheren Schritten zum Schweberausstieg und wollte in das Gebäude hinüberspringen. Da versetzte ihm Schilnitin einen Stoß, daß er seitlich aus dem Schweber fiel und durch den schmalen Spalt zwischen Hauswand und Außenhülle in die Tiefe fiel.
»Er wird niemanden mehr verraten«, sagte Schilnitin nur.
Rhodan ballte die Hände zu Fäusten, aber er sagte nichts. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um den Duynter für seine Eigenmächtigkeit zur Verantwortung zu ziehen.
Der Große Oynbraschto folgte als letzter in den Korridor. Als er sah, daß sich der Schweber sofort entfernte, wirbelte er herum. Aber er beruhigte sich sofort wieder. Rhodan wußte, was das zu bedeuten hatte.
Der Kleine Oynbraschto hatte beschlossen, den Großen zu opfern. Er hoffte, daß sein großer Zwilling bei den zu erwartenden Kampfhandlungen fallen würde. Somit würde er offiziell als tot gelten und konnte seine Fäden weiterhin im geheimen ziehen – denn außer Rhodan wußte niemand, daß das eigentliche Gehirn noch existierte.
Rhodan legte seine Hand in die Öffnung des ID-Schlosses. Er spürte ein Kribbeln, als die Stromstöße der Sensoren seinen Arm durchzuckten – aber es geschah nichts. Rhodan hatte diese Panne erwartet, denn da das Schloß nur auf Hactschytens unverfälschte Gehirnströme reagierte, mußte es geschlossen bleiben.
»Jemand hat das Schloß unbrauchbar gemacht«, sagte Rhodan, zog seine Energiewaffe und schmolz mit einem breitgefächerten Feuerstoß die Tür.
Durch die glühenden Ränder der Öffnung blickte er in die Mündung einiger Strahler und Lähmstäbe.
»Das Warten hat sich also doch gelohnt«, sagte einer der gut zwei Dutzend Raytaner, die alle keine Uniformen trugen. »Waffen fallen lassen und hereinkommen!«
Rhodan wußte, daß sie in eine Falle gegangen waren.
Gleynschors Rechtfertigung wirkte irgendwie rührend und naiv: »Wir sind keine Ycras. Ihr könnt die Waffen sinken lassen. Setzt euch mit dem Mato Pravt in Verbindung und sagt ihm, daß Hactschyten eingetroffen ist!«
»Es kann nur einem Duynter passieren, daß er Ycranter nicht erkennt«, erklärte der Sprecher der Raytaner spöttisch.
Da wußte Rhodan, daß er dem Anführer der Extremisten höchstpersönlich gegenüberstand.
Ycranter war etwas größer als Rhodans Hactschyten-Körper, aber viel zierlicher gebaut. Er wirkte noch ziemlich jung und hatte wahrscheinlich noch nicht einmal die erste Gehirntransplantation hinter sich. Der Moospelz seines Körpers wirkte geschmeidig und hatte einen Glanz, der darauf hinwies, daß Ycranter sehr um seine Pflege besorgt war. Der Extremistenführer war also eitel. Das zeigte sich auch an seiner Kleidung. Er trug eine kostbare Bluse, die hüftlang war und einen bis zur Taille reichenden V-Ausschnitt hatte. Von seinem Rücken hing ein schillernder Umhang, dessen Enden in Schenkelhöhe an den Beinkleidern befestigt waren.
»Sie haben hier wohl jemand anderen erwartet, Hactschyten«, sagte er. »Überrascht es Sie, mich in Ihrem Stützpunkt anzutreffen?«
»Keineswegs«, bestätigte Rhodan. »Wenngleich ich zugeben muß, daß ich mir für unsere Begegnung mehr Zeugen gewünscht hätte.«
»Für das, was ich mit Ihnen vorhabe, ist es mir so gerade recht«, meinte Ycranter zynisch. »Wir brauchen keine Zeugen.«
Ycranters Leute hatten Rhodans Begleiter entwaffnet und in der Mitte des Raumes zusammengetrieben. Sie ließen es angesichts der eindeutigen Niederlage widerstandslos mit sich geschehen. Nur der Große Oynbraschto schien sich nicht damit abfinden zu können. Er benahm sich aufsässig. Nur Rhodan wußte, daß der Kleine Oynbraschto dahintersteckte – er wollte, daß sein großer Zwilling die Ycras provozierte und sie dazu brachte, ihn zu töten.
Die Ycras führten sie in einen anderen Raum. Rhodan zuckte überrascht zusammen, als er dort einen Transmitter stehen sah, der allerdings noch nicht aktiviert worden war.
Zwei Mann saßen an den Bedienungsinstrumenten, ein dritter bediente ein Funkgerät.
»Schicken Sie eine Meldung an den Empfängertransmitter ab!« befahl Ycranter dem Funker. »Wir benötigen den Justierungsimpuls, um auf Sendung
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