Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
zwei Kilometern. Die geschwungenen Straßen kreisten das Bauwerk bis in eine Höhe von fünfhundert Metern ein, aber darüber war der Luftraum frei – wenn man von den Schwebern und den unförmigen Luftfähren absah, die als Massenbeförderungsmittel und dem Gütertransport dienten.
Das größte Hochhaus von Maczadosch war imposant, wenn auch nicht schön zu nennen. Überall auf die Terrassen waren zusätzlich Häuser gebaut, deren Formen über Kuben und Türme bis zu bizarren Gebilden reichten. Rhodan war überzeugt, daß hier jede Möglichkeit, zusätzlich Wohnungen anzubauen, genützt und die Statik des Gebäudes bis an die Grenze belastet worden war.
Als der große Schweber sich auf das monströse Bauwerk niedersenkte, erfuhr Rhodan aus den Gehirnfragmenten des Hactschyten, daß sich Yrschana 11 y 11, Hactschytens Stützpunkt, im obersten Bereich befand. Es gab sogar eine eigene Landerampe für Schweber, die jedoch nur über Funk ausgefahren werden konnte.
»Ortung?« erkundigte sich Rhodan bei dem Piloten.
»Es sind keine bewaffneten Flugobjekte in der Nähe«, gab der Pilot Auskunft. »Über dem Gebäude kreist nur ein Schnellboot der Exekutive.«
»Die Ycras werden viel zu vorsichtig sein, als daß sie Kampfschiffe einsetzen«, meinte Gleynschor.
»Besser wäre, wenn sie nicht einmal herausgefunden hätten, daß Hactschyten hier einen Stützpunkt hat«, sagte Schilnitin.
Rhodan war es noch nicht gelungen, sich mit den beiden Duyntern zu besprechen. Obwohl Oynbraschto seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit gezeigt hatte, war er viel zu vorsichtig, um einem Mann wie Hactschyten bedingungslos zu trauen. Er glaubte zwar, den Yaanztroner in der Hand zu haben, doch sicherte er sich nach allen Seiten hin ab. Er hatte es sich auch nicht nehmen lassen, den Großen Oynbraschto als Begleiter mitzuschicken – zusätzlich zu den sechs Raytanern.
Rhodan blickte zu Croyoro, der wie ein Häufchen Elend zwischen dem Großen Oynbraschto und einem Raytaner eingezwängt saß. Es hätte Rhodan nur einige Worte gekostet, den Verräter seiner gerechten Strafe zuzuführen. Aber er hatte ihm die Freiheit zugesichert, als Gegenleistung für den Stadtplan von Maczadosch. Rhodan hatte sich von dem Plan viel versprochen, aber jetzt, da sie aus der Sub-Stadt waren, konnte er sich nicht mehr vorstellen, wozu er ihm noch dienen sollte.
Der Schweber wurde langsamer und glitt zwischen den hoch aufragenden Türmen und den sonstigen Aufbauten hindurch und näherte sich einer verglasten Fläche, die in eine breite Frontwand eingelassen war. Sie war dreißig Meter breit und reichte über drei Etagen – Rhodan wußte das aus Hactschytens Gehirnfragment. Da das Riesenfenster jedoch abgedunkelt war, konnte man nicht in die dahinterliegenden Räume sehen.
Der Pilot zuckte plötzlich zusammen. »Schwere Kampfschiffe im Anflug!« sagte er aufgeregt. »Es sind mindestens vier. Zumindest kann ich vier von ihnen orten … Aber vielleicht sind es sogar mehr.«
»Nur keine Panik«, sagte der Große Oynbraschto. Nur Rhodan wußte, daß aus seinem Mund der Kleine Oynbraschto sprach. »Hactschyten ist unsere Lebensversicherung.«
Rhodan nickte. »Die Kampfeinheiten gehören bestimmt unseren Verbündeten an«, behauptete er, obwohl er dessen gar nicht so sicher war.
Er hatte kein gutes Gefühl. Was war, wenn Heltamosch seine Männer vom Dschent Raytor Dschenedo zurückgezogen hatte? Immerhin waren seit ihrem letzten Funkgespräch bereits vier Tage vergangen, und der Mato Pravt mochte zu der Überzeugung gekommen sein, daß er, Rhodan, umdisponiert hatte. Wenn dem so war, konnte Rhodan nur hoffen, daß auch die Ycras die Geduld verloren hatten – vorausgesetzt, dieser Stützpunkt war ihnen überhaupt bekannt.
Aber Rhodan zweifelte nicht daran, daß sie inzwischen alle Stützpunkte Hactschytens kannten. Der Schweber legte an der Hauswand an, die Tür glitt auf.
»Den Kode, Hactschyten, damit wir den Zugang zu Yrschana 11 y 11 öffnen können«, verlangte der Große Oynbraschto.
Es kostete Rhodan ein kurzes, heftiges geistiges Ringen, bis Hactschytens Gehirnfragment den Kode preisgab. Rhodan nannte ihn, und einer von Oynbraschtos Männern beugte sich aus dem Schweberausstieg zur Sprechanlage hinaus und sprach den Kode hinein.
Ein Stück der fugenlos scheinenden Wand glitt zur Seite und gab einen Korridor frei. Der Mann, der den Kode gesprochen hatte, sprang aus dem Schweber in den Korridor. Seine Kameraden folgten ihm.
»Ein ID-Schloß
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