Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
Feld des Nullzeitdeformators stehen. Die Funkbilder wurden in die Zentralen der Raumschiffe übertragen, in denen Atlan und die engsten Mitarbeiter Rhodans saßen und warteten.
Atlan, dessen Unruhe kaum mehr zu steigern war, sagte leise: »Wir haben gesehen, daß Perry von diesem falschen Plophoser gefangengenommen wurde. Was weiter geschieht, weiß niemand. Vermutlich nimmt de Lapal ihn mit, wenn er mit diesem Gerät in die Zukunft flüchtet. Trotzdem vermute ich einen Trick.«
Deighton erwiderte, während er wie gebannt auf das Bild starrte, das die rote Feldkonstruktion, darunter das stählerne halbe Ei und dahinter die weiße Landschaft des Antarktisgebietes zeigte: »Sie denken daran, wie uns Lapal getäuscht hat, als er seine erste Flucht durchführte? Wir vermuteten ihn im Raum, und es stellte sich heraus, daß er sich hier im Deformator befand.«
Ein Beobachter kommentierte über die Visiphonschirme: »Das Leuchten hat den errechneten Maximalwert erreicht.«
Die Männer wußten, daß sich Rhodan in der Gewalt des Fremden befand. Sie wußten aber mit derselben Genauigkeit, daß sie nichts tun konnten, um ihn zu retten.
Dann, endlich, heulte der Alarm durch die vollständig geleerten Stellungen, Kabinen und Beobachtungsstände, durch die Zielkabinen der Geschütze und die eiskalten Gänge und Stollen im Eis. Niemand war mehr in der Nähe des Nullzeitdeformators.
»Wohin geht de Lapal mit Perry?« stöhnte Bull auf.
»Dieser verdammte Fremde!« Atlan stützte sein Gesicht in beide Hände und blickte auf die Bildschirme. »Wir hätten ihn in Ketten legen sollen.«
Dann breitete sich Schweigen in der Zentrale aus. Die hervorragenden Übertragungsgeräte zeigten das Bild.
Am Hang des unter dicken Schnee- und Eisschichten liegenden Bergstocks stand unverändert der Nullzeitdeformator. Über dem roten, kuppelförmigen Nullzeitfeld leuchtete fahl die antarktische Sonne.
»Energiemaximum!« Die Stimme des Sprechers riß mit einem Keuchen ab.
Der Nullzeitdeformator detonierte.
Sie alle schlossen geblendet die Augen, als sie sahen, wie sich die rote Energie nach allen Seiten schlagartig ausbreitete. Niemand sah die ungeheure Stichflamme, die bis zu den nächsten Sternen zu reichen schien. Die gesamte Landschaft erstrahlte in einem grellen Weiß. Dieses Licht hatte hier seit Jahrmillionen nicht mehr geherrscht.
Der Energieschock war erst das sekundäre Ergebnis.
»Sie sind alle tot! Das Experiment ist mißlungen!« schrie eine unbekannte Stimme aus den Lautsprechern.
Eine riesige Feuerkugel breitete sich nach allen Seiten aus. Sie schmolz, wo sie darauf traf, den Schnee innerhalb von Sekunden und verwandelte ihn in hochgespannten Dampf. Eine ungeheure Erschütterung ging durch die vielen Schichten von Schnee und Eis. Fünf Sekunden nach der Detonation war der gesamte Berg in eine Dampfwolke gehüllt.
Der Dampf kondensierte. Eine Wolke, so mächtig wie zehn Gewittertürme, wölbte sich in die Höhe. Die Atmosphäre reagierte auf diesen gewaltigen Druck. Ein Zyklon begann sich zu bilden und zu drehen. Immer heißer wurde die Strahlung aus dem Kern der Explosion. Die weißglühenden Reste der Metallkonstruktion versanken schnell in einem riesigen See aus warmem Wasser, das sich ebenfalls in Dampf verwandelte. Ringförmig breiteten sich Beben aus, die bis hinunter zum gewachsenen Fels reichten. Eine Lawine raste den Hang hinunter und wurde wieder in die tobende Luft hinaufgerissen und über ein riesiges Gebiet verwirbelt.
Unaufhörlich durchliefen Beben die Landmasse unter dem Eis. Einige fünfzig Quadratkilometer Eis lösten sich aus der Ross-Schelfeisplatte, Eisberge brachen rund um die Antarktis ab.
Die Strahlung breitete sich durch die Dampfwolke fast ungehindert aus. Die Bildschirme zeigten nichts anderes als ein unruhiges, grauweißes Brodeln gewaltiger Wolkenmassen.
Die Magnetosphäre und die Van-Allen-Gürtel des dritten Planeten gerieten in stärkste Schwankungen. Überall war sämtlicher Funkverkehr auf der Erde sowie zwischen den anderen Planeten und Terra unterbrochen oder schwer gestört. Das dauerte einige Stunden lang.
Rätselhafte meteorologische Phänomene wurden überall auf der Erde beobachtet. Die Tiere wurden unruhig und flüchteten – später konnte man daraus die Geschwindigkeit einer unheimlichen, sich ringförmig ausbreitenden Front nachmessen, die am magnetischen Nordpol in sich zusammenfiel. Südlichter und Nordlichter verbreiteten noch wochenlang in den Nächten Licht und
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