Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
zu verlieren. Noch immer verlief der Weg durch ereignislos rauschendes Dunkel. Aus der weißen Kugel wurde ein blauer Ballon. Ein Riese raste jetzt, sich langsam drehend, durch die Unendlichkeit.
    Nach einigen Sekunden oder Jahren des Fluges, der mit blauem Licht undeutliche Gegenstände und Schemen längs des Weges für Sekundenbruchteile erhellte, wurde das gesamte Innere des Behälters durch einen gewaltigen, lautlosen Schlag erschüttert.
    »Licht!« hörte Rhodans Ich jemanden sagen.
    Oder hatte das Gehirn kraft seiner angeschlossenen Super-Cyborg-Mechanismen selbst gesprochen?
    Helligkeit breitete sich aus. Sie kam von links, denn die Planetenkugeln vor dem rasenden Wanderer warfen in einem nebligen Weltraum lange Schatten nach rechts.
    Ein blau-goldener Planet. Riesengroß und von weißen Wolken bedeckt, schob sich in den Weg. Die gewaltige blaue Kugel, die einer Sonne glich und mit mehr als hundertfacher Lichtgeschwindigkeit auf den Planeten zuschoß, verwandelte sich abermals. Als lache ein Unsichtbarer und dokumentiere die Ausweglosigkeit des gefangenen Gehirns, verwandelte sich die Kugel in einen langen gelben Faden, der sich wie der Nesselfaden einer hungrigen Medusa entkrümmte und gerade wurde, erstarrte und wie eine Saite zu schwingen begann. In dieser Form raste der Faden an dem Planeten vorbei, näherte sich mit seiner Spitze einem anderen Planeten und krümmte sich.
    Schmerz durchlief in Form langwelliger Schwingungen den Faden, die Saite, den kosmischen Draht. Ein lauter, glockenähnlich hallender Klang ertönte. Die Sonnen um die Planetenansammlung begannen zu flackern. Im selben Rhythmus wie die Töne jener Saite.
    Nein! sagte Rhodan laut. Oder dachte es wenigstens.
    Wieder setzten sich Schwingungen fort. Wieder ertönte ein gewaltiger Klang, der die Planeten schüttelte und aufeinander zutrieb. Der Faden begann sich aufzurollen, verknotete sich mehrmals und bildete schließlich ein Bündel, das regungslos im Raum schwebte.
    Dunkelheit brach herein.
    Nach abermals einiger Zeit befand sich das Gehirn wieder in seiner Halbkugel. Aber die Halbkugel ruhte jetzt mit der runden Schnittfläche auf einer riesigen weißen Platte. Die Platte war von feinen, haarfeinen Linien durchzogen und bildete eine Art Schachbrett. Die Linsen des durchsichtigen Gefängnisses erfaßten aus dem Winkel einer kriechenden Wanze den Anfang einer dieser Linien, die sich als kleine, dreieckige Vertiefungen abzeichneten.
    Eine Stimme, die mehrere dutzendmal nachhallte, schrie: »START!«
    Die Halbkugel bewegte sich. Sie schoß einige Felder geradeaus, wie eine Figur des klassischen Schachspiels. Dann wurde sie herumgerissen, setzte im rechten Winkel in eine andere Richtung, fuhr haarscharf an anderen Figuren vorbei, die plötzlich auf dem ebenen Brett auftauchten, umrundete riesige Türme aus Basalt und mit wehenden Fahnen, aus denen Schlangenköpfe wuchsen. Die Halbkugel fuhr unter seltsamen Tieren hindurch, die ihre Tentakel hoben.
    Ein irres Rennen in zwei Dimensionen begann. Spielten hier ES und Anti-ES eine Art Schachspiel der Verrückten? Es schien so zu sein – oder anders.
    Türme und Tiere bewegten sich in einem eckigen Reigen umeinander. Die Halbkugel rutschte entlang der vertieften Bahnen und ihrer Weichen durch dieses Spiel hindurch. Kugeln auf schlanken Säulen und galoppierende Fabelwesen, auf denen noch skurrilere Fabelwesen saßen und sich mit lautlosen Waffen bekämpften, wechselten sich ab mit geometrischen Formen, für die der Gefangene keinen Namen oder Begriff kannte.
    Wohin?
    Keine Antwort.
    Welches Spiel?
    Du wirst es niemals begreifen!
    Warum nicht?
    Weil die letzte Dunkelheit kommt!
    Wann?
    Jetzt gleich!
    Das Spielfeld veränderte sich auf entsetzliche Weise. Aus der Ebene, die sich gerade noch zwischen den unbekannten und unsichtbaren Horizonten gespannt hatte, wurde eine lebende Landschaft. Es gab Hügel und Täler. Die Halbkugel raste, als liefe sie plötzlich auf Kugellagern, durch die Täler und schoß über die Hügel, verließ die Spuren, die sich plötzlich auflösten, raste weiter und kam mit wahnsinnigem Schwung auf eine Höhe. Einen Augenblick lang konnte das eingekerkerte Ich erkennen, daß dieser Hügel nicht in einem Tal, sondern im absoluten Nichts endete.
    Die rasende Talfahrt begann …
    Die Halbkugel haftete mit ihrer Schnittfläche fest am glatten Untergrund, der jetzt, je näher Rhodan dem Abgrund kam, seine Farbe mehr und mehr ins Schwarz wechselte. Die Schnittlinie zwischen

Weitere Kostenlose Bücher