Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
verlangen.«
»Zweifellos!« meinte Moyschenzo gleichmütig.
Rhodan hörte alarmiert zu. Wenn er Pech hatte, verdarb dieser seltsame Händler noch alles.
»Wenn Sie einen derart niedrigen Preis ansetzen, stimmt etwas nicht mit diesem Gehirn.«
Der Gesichtsausdruck des anderen wurde lauernd. »Wollen Sie mich danach fragen?«
Doynschto entschuldigte sich sofort.
»Ich nehme es trotzdem«, sagte er entschlossen. »Spercamon, Sie werden den Behälter zum Gleiter bringen. Inzwischen regle ich alles andere. Bitte gehen Sie vorsichtig mit diesem Gehirn um.«
Ein Roboter auf Stelzenfüßen erschien und hob den Behälter mit Rhodans Gehirn vom Regal. Er wurde auf eine Platte mit Antigravprojektoren gestellt. Rhodan hätte das Gespräch zwischen Doynschto und dem Händler gern weiter verfolgt, doch dazu bestand jetzt keine Gelegenheit mehr. Der Verdacht lag nahe, daß Doynschto seinen Assistenten mit dem Gehirn absichtlich vorausgeschickt hatte. Welche Informationen konnten die beiden Yaanztroner noch austauschen? Würde Doynschto sich bemühen, doch etwas über die Herkunft des Gehirns herauszufinden?
Rhodan bezweifelte, daß Moyschenzo überhaupt etwas von seiner Vergangenheit wußte.
Seine Gedanken wurden unterbrochen, denn in diesem Augenblick verließ Spercamon die Halle. Rhodan sah, daß sie sich in einem ausgedehnten Park befanden. Auf dem freien Platz auf der anderen Seite standen mehrere Flugmaschinen. Rhodan hatte den Eindruck, daß Spercamon gern mit ihm gesprochen hätte. Vielleicht konnte er etwas von diesem jungen Yaanztroner erfahren.
»Arbeiten Sie schon lange für Doynschto?« fragte er.
»Ich arbeite mit ihm«, versetzte der junge Mann.
Ein junger Terraner hätte nicht anders reagieren können, dachte Rhodan belustigt. Zum erstenmal seit seinem Erwachen fühlte er so etwas wie Heiterkeit, denn Spercamons Reaktion ließ ihm die Mentalität der Yaanztroner vertrauter erscheinen.
»Wird Doynschto mich weiterverkaufen?« wollte Rhodan wissen.
»Er hätte Sie sicher nicht gekauft, wenn er diese Absicht hätte!«
»Wird er mich in einen Körper einpflanzen?«
»Das weiß ich nicht«, wich Spercamon aus. »Sie sollten nicht so viele Fragen stellen, solange Doynschto der Sanfte nicht in der Nähe ist.«
Rhodan ließ sich nicht beirren. »Warum nennt man ihn den Sanften?«
»Er ist zu allen freundlich und hat schon vielen Yaanztronern geholfen. Ich glaube, daß er der beliebteste Arzt in ganz Nopaloor ist.«
»Da habe ich ja Glück«, sagte Rhodan sarkastisch.
Spercamon hatte den freien Platz überquert. Er stand jetzt mit der Platte vor einem Gleiter. Die Maschine sah schwerfällig aus, aber sicher war es ein Fehler, sie nach ihrem Aussehen zu beurteilen. Rhodan war sicher, daß sie die gleichen Fähigkeiten besaß wie vergleichbare terranische Konstruktionen. Nach allem, was er bisher von dieser Welt gesehen hatte, mußte die yaanztronische Technik der terranischen überlegen sein. Rhodan hätte gern mehr über die wunderbare Transmittertechnik dieser Wesen erfahren, die ihnen die Gehirntransplantationen ermöglichte.
Spercamon blickte sich nach allen Seiten um. Rhodan wunderte sich über dieses Verhalten. So benahm sich nur jemand, der mit Beobachtern oder sogar mit Verfolgern rechnete.
Spercamon schob die Platte mit dem Behälter darauf in den Fluggleiter. Der Assistent blieb im Freien stehen, als wollte er auf diese Weise weitere Gespräche mit dem Gehirn vermeiden.
Von seinem neuen Platz aus konnte Rhodan nicht viel sehen. Der Mechanismus, der ihm die Augen ersetzte, erfaßte nur den Rückteil einer Sitzbank und die transparente Kuppel des Gleiters. Das Gehirn konnte den Himmel sehen. Er war von einem dunklen, beinahe düster zu nennenden Blau. Federwolken, die wie riesige Farnblätter aussahen, zogen hoch über dem Land dahin. Ab und zu huschte eine Flugmaschine vorbei.
Nach einer Weile kam Doynschto der Sanfte.
»Fliegen Sie!« befahl er Spercamon. Er ließ sich neben dem Gehirn nieder.
»Ich werde Sie hochheben, damit Sie etwas von unserer Welt sehen können. Je früher Sie sich an die neue Umgebung gewöhnen, desto besser für Sie. Aber ich warne Sie: Nehmen Sie nicht übermäßig viel Informationen auf und denken Sie nicht zu viel nach. Das könnte zu schweren Schäden führen. Die Konfrontation mit einer völlig fremden Zivilisation ist stets mit psychologischen Schwierigkeiten verbunden.«
Rhodan unterdrückte ein Lachen. Natürlich konnte Doynschto nicht wissen, daß er ein
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