Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
bin. Wenn Sie wollten, hätten Sie mir vom Markt längst ein anderes Gehirn beschaffen können.«
»Du hast bisher im Interesse der Wissenschaft gelitten«, bekannte Doynschto. »Diese Zeit ist jetzt vorbei. Morgen früh wirst du ein neues Gehirn bekommen. Die gesunden Restfragmente deines Gehirns werden im Körper bleiben, so daß dein Ego bis zu einem gewissen Teil erhalten bleibt.«
Der Bordin griff nach seiner Hand und umklammerte sie dankbar.
»Ich kann mir vorstellen, daß es dir in deinem Zustand gleichgültig ist, welches Gehirn du bekommst.« Doynschto sprach langsam und betont. »Trotzdem muß ich zuvor mit dir darüber reden.«
»Ich würde jedes Gehirn akzeptieren!« versicherte Tecto.
»Nun gut«, sagte Doynschto lakonisch. »Du bekommst ein Ceynachgehirn.«
10.
Die Aussage des yaanztronischen Wissenschaftlers hatte Perry Rhodans Gehirn in den Zustand höchster Aufregung versetzt. Das Gehirn wußte, daß es im Verlauf dieser Nacht keine Ruhe mehr finden würde. Es überlegte, in welchen Körper man es einpflanzen würde. Von der Beschaffenheit des neuen Körpers hing es ab, welche Rolle Rhodan in nächster Zeit spielen konnte. Als Gehirn war er praktisch hilflos. Er brauchte dringend einen Körper, damit er bewegungsfähig war. Seine Bewegungsfähigkeit würde jedoch wiederum von der Willensstärke des Restgehirns abhängig sein, mit dem zusammen er den neuen Körper bewohnen sollte.
Rhodan entwickelte ein paar Dutzend Pläne und verwarf sie wieder. Solange er den neuen Körper nicht kannte, waren alle Überlegungen sinnlos.
Doynschto war sicher nicht so leichtsinnig, ihm einen überragenden Körper zu geben. Der Wissenschaftler wollte experimentieren.
Wenn Anti-ES für die Entführung seines Gehirns in diese völlig fremde Galaxis verantwortlich war, erhob sich die Frage, ob es eine solche Transplantation vorhergesehen hatte. Rhodan verwünschte seine Unfähigkeit, die Zusammenhänge richtig zu deuten. Auch deshalb brauchte er einen Körper. Er mußte endlich herausfinden, wie weit er von seiner Heimat entfernt war und ob es eine Möglichkeit zur Rückkehr gab. Rhodan wollte sich nicht damit abfinden, für alle Zeiten in einer fremden Galaxis in einem fremden Körper zu leben. Er wollte wieder er selbst sein.
Vielleicht gab es eine Möglichkeit, in die Milchstraße zurückzukehren – aber gab es auch einen Weg zurück in den eigenen Körper?
Gewaltsam unterbrach er diese Gedanken, denn sie würden in letzter Konsequenz in den Wahnsinn führen.
Rhodan grübelte die ganze Nacht über, so daß er völlig erschöpft war, als Spercamon und zwei unbekannte yaanztronische Mediziner am nächsten Morgen erschienen, um alles für die Transplantation vorzunehmen.
Rhodan konnte sehen, wie die drei Wesen mit der Justierung zweier Transmitter begannen.
Einige Zeit später erschien auch Doynschto. Er war nicht so schweigsam wie Spercamon und die beiden anderen.
»Sie haben vermutlich nicht geschlafen«, wandte er sich an Rhodan.
»Ja«, gab das Gehirn zu.
Doynschto sah zum zweiten Eingang hinüber. »Ich werde Ihnen jetzt Ihren neuen Körper zeigen.«
Er berührte einige Leuchtplättchen auf einem Schaltpult. Das Gehirn konnte über seinen Sehmechanismus beobachten, daß die Tür aufglitt. Ein flaches Bett schwebte herein. Das Wesen darin war unter einer Decke verborgen, aber an den Umrissen erkannte Rhodan, daß es entfernt humanoid und sehr groß war.
Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Er begann sich vor der bevorstehenden Transplantation zu fürchten. Aber es gab keine Möglichkeit für eine Flucht. Er war nur ein Gehirn, eingeschlossen in jenem Behälter, in dem er bereits die letzten Tage zugebracht hatte.
Das flache Bett blieb neben dem Tisch stehen.
»Sehr gespannt?« fragte Doynschto belustigt. Er schlug die Decke zurück.
Rhodans Gehirn wurde einer neuen schrecklichen Belastungsprobe unterworfen.
»Ein Bordin«, sagte Doynschto.
Das Wesen, das vor dem Gehirn bewußtlos auf dem Bett lag, sah aus wie ein schwarzbehaarter irdischer Riesenaffe.
»Nein!« schrie das Gehirn. »Nein! Nein!«
Es schwamm in einem Meer von Panik und Entsetzen, aus dem es kein Entkommen gab. Die Umgebung verschwand hinter einer milchigen Nebelwand, Stimmen und Geräusche vermischten sich zu einem bedrohlichen Summen. Das Gehirn hatte ein Gefühl, als würde es in seinem Behälter zu einer winzigen Kugel zusammenschrumpfen. Ein unermeßlicher Abgrund tat sich vor ihm auf.
Da war Doynschtos Stimme in
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