Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
kannte.
Vermoyn ließ sich schwer in einen Sitz fallen und lächelte verbissen. »Tecto!«
Doynschto runzelte die Stirn.
»Wegen eines geflohenen Bordins kommen Sie? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Seit wann kümmern Sie sich um so belanglose Dinge?«
»Ich vermute, daß Sie dieses Ceynachgehirn in Tecto eingepflanzt haben«, sagte Vermoyn geradeheraus.
Einen Augenblick fühlte Doynschto sich durch die Offenheit des anderen überrumpelt, aber er fing sich schnell wieder. »Und wenn es so wäre?«
»Ich kenne den Text Ihrer Suchmeldung!«
Doynschto antwortete nicht. Das Gefühl heftiger Feindschaft, das von Vermoyn ausging, ließ ihn abwartend reagieren. Er durfte in keine Falle gehen.
»Der Text ist unvollständig«, fuhr Vermoyn fort. »Vorausgesetzt natürlich, daß Tecto der Träger des Ceynachgehirns ist. Um dafür eine Bestätigung zu erhalten, bin ich in die Klinik gekommen.«
»Was wollen Sie noch?«
»Eine Beteiligung an allen Informationen!«
Doynschto deutete auf das Schaltpult. »Sind Sie sich darüber im klaren, daß das gesamte Gespräch aufgezeichnet wird? Wollen Sie, daß ich Sie als Erpresser bloßstelle?«
Vermoyn schien in seinem Sitz zusammenzuschrumpfen. Mit einem derartigen Vorwurf hatte er nicht gerechnet. Doynschto begann zu ahnen, daß letzten Endes alles auf eine Kraftprobe zwischen ihm und dem GOK hinauslaufen würde. Vermoyn repräsentierte das GOK, auch wenn er aus privaten Gründen gekommen war. Das GOK würde seinen Mitarbeiter decken, was immer dieser auch sagte oder tat. Vermoyn schien sich dieser Rückenstärkung voll bewußt zu sein, denn anders war sein unverschämtes Auftreten nicht zu erklären.
Doynschto hatte einen Konflikt mit offiziellen Stellen immer vermieden – ihn sogar für unmöglich gehalten. Er fragte sich, ob es nicht besser war, wenn er jetzt einen Rückzug einleitete. Sollte er die offene Konfrontation wegen eines Ceynachgehirns heraufbeschwören?
»Ich glaube, daß Sie Ihre Macht überschätzen«, sagte Vermoyn wütend. »Es wird Zeit, daß man Ihnen einmal klarmacht, wo Sie stehen.«
»Ich bin Wissenschaftler, das ist alles. Politik interessiert mich nicht, aber ich bin bereit, für meine Interessen zu kämpfen.«
»Etwa wie bei der Errichtung des Schutzschirms rund um diese Klinik?«
Doynschto fühlte, daß ihm das Blut in den Kopf stieg.
»Diese Klinik ist Ihr Spielzeug«, fuhr Vermoyn fort. »Wir hatten bisher keinen Grund, es Ihnen streitig zu machen.« Er stand auf. »Das kann sich ändern. Überprüfen Sie Ihre Ansichten und lassen Sie mich innerhalb der nächsten Stunden wissen, zu welchem Entschluß Sie gekommen sind.«
»Also gut«, sagte Doynschto resignierend. »Das neue Ceynachgehirn befindet sich in Tectos Körper.«
Der andere lächelte. »Sehr vernünftig von Ihnen. Und wer ist dieser Fremde?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Doynschto. »Bevor ich es herausfinden konnte, ergriff Tecto die Flucht. Der Fremde nannte sich Danro, aber ich glaube nicht, daß das sein richtiger Name ist.«
»Wir werden ihn finden«, sagte Vermoyn. »Dann werden wir alles in Erfahrung bringen, was Sie noch nicht wissen.«
Es wäre sinnlos gewesen, wenn Doynschto in diesem Augenblick auf seinen Besitzanspruch hingewiesen hätte. Im Gefühl des vollkommenen Triumphes hätte Vermoyn darauf überhaupt nicht reagiert. Doynschto mußte ruhig bleiben. Vermoyn war nicht das GOK. Maschoyn ebenfalls nicht.
Doynschto der Sanfte besaß einflußreiche Freunde. Er mußte sie informieren und zur Intervention zu seinen Gunsten veranlassen.
Eines stand jetzt schon fest: Das Ceynachgehirn sorgte für einen gehörigen Wirbel, kaum daß es in einen Körper verpflanzt worden war.
Vom Rand des großen Platzes führten insgesamt sechs Rampen zu den eigentlichen Eingängen des Bauwerks hinauf. Rhodan sah, daß alle sechs verlassen waren. Er rannte auf die nächstgelegene zu und begann mit dem Aufstieg. Dabei blickte er sich immer wieder nach eventuellen Verfolgern um, doch er konnte niemand entdecken.
Der Kunststoffbelag des Bodens sah matt und fleckig aus, ein sicheres Zeichen dafür, daß hier nur selten Yaanztroner gingen. Der eigentliche Eingang wurde von zwei hohen Säulen begrenzt. Am Fuß der Säulen standen je zwei quadratische Podeste, in die man die Namen berühmter Yaanztroner gemeißelt hatte. Vielleicht befanden sich ihre Gehirne innerhalb des Gebäudes. Auf den vier Podesten standen Plastiken, die unbekannte Wesen aus Naupaum darstellten. Rhodan
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