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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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vermutete, daß es sich um Abstraktionen handelte.
    Hinter den beiden Säulen befand sich das große Tor. Rhodan fragte sich, wozu man ihm solche Ausmaße gegeben hatte. Zu seiner Erleichterung entdeckte er einen kleinen Seiteneingang. Die Tür ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen.
    Rhodan blickte in eine von rauchlosen Fackeln erhellte Halle. Der Boden war mit mosaikähnlich ineinander gelegten Steinen bedeckt. Im Hintergrund befand sich eine steinerne Brücke, auf der Hunderte von kleinen Metallfiguren standen. Die Wände waren bis auf die Köcher für die Fackeln völlig kahl. Die Decke war in einen milchfarbenen Nebel gehüllt und kaum zu sehen.
    Rhodan nahm an, daß er sich in einer Kultstätte befand. Das Bauwerk diente offenbar auch als Tempel. Rhodan näherte sich der Brücke.
    Plötzlich wurde eine Gestalt sichtbar. Sie war mit Tüchern verhüllt, so daß Rhodan nicht erkennen konnte, ob es sich um einen Yaanztroner, einen Bordin oder um ein anderes Wesen handelte. Er war der erste Fremde, dessen ID-Plakette Rhodan nicht sehen konnte. Rhodan fragte sich, auf welche Weise der Unbekannte diesen Vorzug erlangt hatte. Er bereitete sich auf eine gewaltsame Auseinandersetzung vor, denn er mußte damit rechnen, daß dieses Wesen den Inhalt der Suchmeldung kannte.
    Der Fremde trat unter die Brücke. Sein Gesicht war nicht zu sehen.
    »Du kommst spät!« Die Stimme war fast nur ein Zischen und schwer zu verstehen. »Dem Poynkorer wird das nicht gefallen.«
    Rhodan war sich darüber im klaren, daß er mit irgend jemand verwechselt wurde. »Es ging nicht früher«, gab er zurück.
    Die Gestalt winkte mit einem Arm. »Folge mir!«
    Rhodan überlegte, was er tun sollte. Wenn er sich weigerte, würde der andere merken, daß er nicht dem erwarteten Besucher entsprach. Wohin würde man ihn führen? überlegte Rhodan.
    Er folgte dem anderen hinter die Brücke. Dort gab es einen Durchgang zu einer steinernen Treppe. Rhodan blickte in den Vorraum eines Gewölbes, das nur schwach beleuchtet war.
    »Der Eingang zu den Katakomben«, sagte der Unbekannte. »Du kannst hinabsteigen. Ich werde jetzt verschwinden. Du brauchst bei deiner Rückkehr nicht mehr nach mir zu suchen.«
    Das Zischen verstummte. Als Rhodan sich umblickte, war das seltsame Wesen bereits nicht mehr zu sehen. Rhodan blickte die breite Treppe hinab.
    Von unten klang Stimmengewirr zu ihm herauf. Er hörte Gelächter, Schreie und Wehklagen. Der Lärm war gespenstisch.
    Rhodan stieg langsam hinunter. Schließlich stand er tief genug, um unter dem Torbogen des Vorraums in die eigentlichen Katakomben blicken zu können.
    Der Raum, den er sah, war voller Behälter, in denen Gehirne schwammen. Ebenso wie auf dem Markt waren auch hier überall Regale aufgestellt. Sie waren jedoch nicht geschmückt und standen in einer trostlosen Umgebung. Wände und Decke waren von einem schmutzigen Grau. Die Leuchtsäulen brannten nur schwach und erzeugten groteske Schatten zwischen den Regalen.
    Rhodan ahnte, daß er nur einen von vielen Räumen dieses Tempels sah. Hier also wurden die verunglückten und unheilbaren Gehirne aufbewahrt.
    Der Lärm, den Rhodan gehört hatte, kam aus den Lautsprechern der unzähligen Behälter. Das klagende Flüstern verzweifelter Individuen und das wahnsinnige Gekreisch übergeschnappter Gehirne vermischten sich zu einem auf- und abschwellenden Raunen.
    Rhodan blieb auf der Treppe stehen. Er war entsetzt.
    Dort unten war die Hölle. Er konnte nur hoffen, daß sich die meisten dieser kranken und abgestorbenen Gehirne ihrer Lage nicht bewußt waren.
    Hier würde er keine Ruhe finden. Der Lärm würde ihn begleiten. Aber er war zu müde, um jetzt noch einmal umzukehren und nach einem anderen Versteck zu suchen. Vielleicht gab es kleinere Räume, in denen es still war.
    Wie viele Gehirne mochten hier unten auf ihr endgültiges Ende warten?
    Rhodan überwand seine Abneigung und stieg die letzten Stufen hinab. Er mußte diesen Raum durchqueren, um herauszufinden, wie es an anderen Stellen aussah.
    Vielleicht konnte er hier unten auch wichtige Informationen bekommen. Die armen Gehirne wußten bestimmt nichts von Suchmeldungen und Verfolgungsaktionen. Sie konnten ihm nicht gefährlich werden.
    Rhodan trat zwischen die vordere Regalreihe. Er schätzte, daß allein in diesem Raum fünftausend Glocken standen. Er sah, daß in verschiedenen Behältern nur Bruchstücke von Gehirnen schwammen. Hier wurde alles aufbewahrt, was auch nur annähernd eine Ähnlichkeit

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