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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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jedoch das Ende seiner Flucht bedeuten.
    »Wo bist du, ES?« flüsterte Rhodan verzweifelt. »Du läßt es zu, daß ich von Anti-ES auf diese Weise gequält werde. Kannst du mir nicht helfen, oder willst du es nicht?«
    Doch ES blieb stumm. Die Stimme, die sich schon so oft gemeldet hatte, sprach nicht in seinem Gehirn. Vielleicht gab es kein ES mehr. Es war denkbar, daß ES seinen Kampf gegen Anti-ES verloren hatte.
    Der Bordinkörper mit dem menschlichen Gehirn torkelte die Treppe hinab …

12.
    Manchmal schienen im Nichts Grenzen sichtbar zu werden; es war, als begänne die Dunkelheit zu schrumpfen. Dieser Vorgang ließ ES manchmal vermuten, daß auch das Nichts nur eine Illusion war, die es sich mit Anti-ES teilte.
    Im Augenblick jedoch hatte ES keine Zeit, um sich solchen philosophischen Betrachtungen hinzugeben. ES wandte sich an Anti-ES.
    »Ich kann diesen Vorgang nicht akzeptieren. Sie haben sich wiederum nicht an die Abmachungen gehalten.«
    »Das ist eine grundsätzliche Frage, die geklärt werden muß«, gab Anti-ES zurück. »Ich bin der Ansicht, daß Sie das zweite Spiel durch die Verhaltensweise eines nicht einzukalkulierenden Faktors gewonnen haben.«
    »Sie meinen de Lapal?«
    »Ja«, stimmte Anti-ES zu. »Es ist bedauerlich, daß ein solches Wesen unser Spiel beeinflussen konnte, aber es ist geschehen. Die zunehmende Kompliziertheit der Auseinandersetzung schließt Fehler auf beiden Seiten nicht mehr aus.«
    Eine Weile war Stille, dann rührte ES sich irgendwo in der Unendlichkeit zwischen Raum und Zeit.
    »Sie erwarten Verständnis von mir. Ich weiß, daß Sie jetzt am Zug sind, aber ich überlege ernsthaft, ob ich nicht intervenieren soll.«
    Anti-ES schien amüsiert zu sein.
    »Sie wissen genau, daß Sie die eigentlichen Prüfungen nicht entscheidend beeinflussen dürfen. Auf diese Weise würde die von Ihnen geliebte Menschheit ihr Ziel niemals erreichen. Sie wird es natürlich in keinem Fall erreichen, dafür sorge ich, aber zumindest haben Sie zu diesem Zeitpunkt noch eine gewisse Hoffnung.«
    Für ES kam diese Äußerung nicht überraschend. ES hatte längst festgestellt, daß sein Gegner sich in letzter Zeit anderer Mittel bediente, um Verunsicherung hervorzurufen. Anti-ES nutzte die Tatsache, daß ES viel vorsichtiger kalkulieren mußte, rücksichtslos aus.
    »Ich werde ab sofort genau beobachten«, versicherte ES. »Bei der nächsten Unregelmäßigkeit werde ich zugunsten der Menschheit intervenieren.«
    »Dazu besteht kein Grund«, erwiderte Anti-ES. »Die Menschheit kann ihr Problem aus eigener Kraft lösen, das allein ist entscheidend.«
    »Und Perry Rhodan?«
    Eine Weile blieb es still, dann brachen die Impulse von Anti-Es machtvoll über ES herein.
    »Perry Rhodan ist nicht die Menschheit. Ich weiß, daß er Ihr Favorit ist, aber sein Schicksal und das der Menschheit sind voneinander unabhängig.«
    »Das dachte ich mir!« versetzte ES grimmig. »Sie haben ihn in eine ausweglose Situation manövriert, ohne seine Handlungsfreiheit völlig einzuschränken oder ihn zu töten. Ein raffinierter Schachzug, der mir wenig Chancen zu einer Korrektur gibt.«
    »Ich bin geschmeichelt«, dachte Anti-ES.
    ES brach das Gespräch ab. Über diese Probleme mußte ernsthaft nachgedacht werden. Anti-ES hatte die Menschheit und Rhodan getrennt, ohne dabei direkt gegen die Spielregeln zu verstoßen.
    Die geistigen Augen von ES durchdrangen das Nichts. ES kannte seine Bestimmung und seine Aufgabe. Manchmal jedoch wurde ES von der Angst gemartert, nur eine Fiktion zu sein, ein zufällig aufglühender Funke, der schnell erlöschen würde.
    Im Nichts gab es weder groß noch klein, weder oben noch unten. Hier zählte nur das Bewußtsein.

13.
    Rhodan kauerte in einer dunklen Ecke, überhörte das Klagen der gefangenen Gehirne und verzehrte seine letzten Lebensmittel. Er hatte einige Stunden geschlafen. Zu trinken hatte er nichts mehr, also ignorierte er den Durst. Zum erstenmal seit Stunden meldete sich wieder das Restbewußtsein Tectos.
    »Der Frevel ist unverzeihlich!«
    Es war ein Gedanke, der plötzlich in Rhodans Gehirn war. Er verstand ihn, und er vermochte auch zu antworten, lautlos und doch wie gesprochene Worte: »Frevel? Für mich ist es kein Frevel, denn ich bin fremd. Ich kenne die Gesetze dieser Welt nicht, so, wie sie auch die Gesetze der meinigen nicht kennt oder achtet. Hier ist eine Zuflucht, Tecto, und ohne sie wären wir beide verloren.«
    »Das ist richtig. Aber wenn uns nur der einmalige

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