Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
höher gezielt, als nötig war, deshalb knallt es jetzt dort oben.«
Zeno warf ihm einen Seitenblick zu. »Glauben Sie etwa, daß Sie unverwundbar sind?«
Gayt-Coor lachte nur. Sie flogen um den großen Energiespeicher und gelangten in einen breiten, steil nach unten führenden Gang.
»Was halten Sie davon?« fragte Gayt-Coor.
»Ich nehme an, Sie haben schon entschieden!«
Während sie auf den Gang zuflogen, begannen alle Lichter zu flackern. Eine auf der anderen Seite liegende Rolltreppe setzte sich plötzlich in Bewegung. In der Nähe stehende Maschinen begannen zu summen.
»Sie aktivieren die Maschinenanlagen!« stellte Zeno fest. Und in einem Anflug von Panik fügte er hinzu: »Sie werden doch hoffentlich das Schiff nicht starten wollen.«
»Pah!« machte der Petraczer verächtlich. »Es befindet sich niemand an Bord, der diesen Riesenkasten steuern könnte.«
»Vielleicht gibt es vollrobotische Anlagen!«
Gayt-Coor sah sich um. »Es ist irgend etwas anderes geschehen, aber darüber sollten wir uns vorläufig keine Gedanken machen. Wenn alle Einrichtungen an Bord wieder zu funktionieren beginnen, kann es uns nur recht sein. Es erhöht unsere Fluchtchancen.«
Als sie in den Gang einflogen, kam ihnen von unten eine Horde Barbaren entgegen. Die etwa zweihundert Männer und Frauen waren mit Schlagstöcken bewaffnet, aber in ihrer Begleitung befanden sich acht Priester, die eine Strahlenkanone auf einer Antigravscheibe vor sich her schoben.
»Zur Rolltreppe!« schrie Zeno.
Sie drehten sich in der Luft und machten kehrt. Zeno warf einen Blick zurück und sah, daß die Priester die Kanone auf den Boden sinken ließen.
»Sie müssen verrückt sein!« rief der Accalaurie. »Wenn sie einen Schuß abgeben, legen sie die halbe Halle in Trümmer.«
Gayt-Coor und Zeno rasten aus dem Gang hinaus und bewegten sich seitwärts auf die ebenfalls nach unten führende Rolltreppe zu. Neben der Treppe befand sich eine etwa zehn Meter breite Säule mit einer kreisförmigen Öffnung darin.
»Da hinein!« befahl der Petraczer.
Zeno wollte protestieren, doch Gayt-Coor war schon an ihm vorbei und flog auf das angegebene Ziel zu. Wenn Zeno bei seinem Gefährten bleiben wollte, hatte er keine andere Wahl, als ihm zu folgen.
Nacheinander verschwanden die beiden ungleichen Wesen im Innern der Säule. Der Lärm der Barbaren und Priester, die aus dem Gang in die Halle quollen, drang ihnen noch in den Ohren.
Im Innern der Säule herrschte Dunkelheit, doch die Öffnung war groß genug, um Zeno die Umgebung erkennen zu lassen. Bevor er sich jedoch darauf konzentrieren konnte, wurde er von einem Sog erfaßt, der stärker war als die Antriebskraft seines Flugaggregats, und in die Tiefe gerissen.
Über sich sah er einen breiten dunklen Schatten gegen die Helligkeit des Säuleneingangs. Das war Gayt-Coor, dem es nicht besser erging als ihm.
»Etwas zieht uns in die Tiefe!« schrie Zeno.
»Gravitationskräfte!« erriet der Petraczer. »Immerhin tragen sie uns aus dem Schußfeld der Kanone.«
Vielleicht, überlegte Zeno, bestand Gayt-Coors Kunst darin, in jeder gefährlichen Situation noch einen Vorteil zu sehen.
6.
Draymon machte einen Schritt vorwärts und stolperte dabei über eine am Boden liegende Wurzel. Trotz seines hohen Alters reagierte der Priester erstaunlich schnell. Noch im Fallen gab er einen Schuß ab, der Rhodan nur knapp verfehlte und ein Loch in den Metallsockel schmorte, wo das Pehrtus-Gehirn gelegen hatte.
Rhodan erfaßte die Chance, die sich ihm bot. Sein Gehirn konnte den Körper nicht so schnell bewegen, wie ihm das mit dem eigenen gelungen wäre, aber er schnellte nach vorn und warf sich auf Draymon, bevor dieser ein zweites Mal schießen konnte.
Rhodan holte aus und schmetterte dem Oberpriester eine Faust gegen den Kopf. Draymon stöhnte. Er bekam die Hand mit der Waffe nicht frei, drückte aber trotzdem ab und jagte sich die gebündelte Energie in die eigene Brust. Rhodan spürte, daß der zerbrechliche Körper unter ihm schlaff wurde. Er ließ von Draymon ab.
Wurzeln schlangen sich um seine Arme und Beine. Von allen Seiten kamen Pflanzen auf ihn zu und schlugen mit ihren Ästen nach ihm.
Rhodan riß Draymon die Strahlwaffe aus der starren Hand. Auch mit dem Strahler hatte er gegen die Übermacht der Pflanzen keine Chance, aber er mußte es versuchen.
Dann kam ihm ein Gedanke. Er packte den am Boden liegenden Stab des Oberpriesters und hob ihn hoch.
Der Angriff der Pflanzen kam sofort zum Stillstand.
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