Silberband 074 - Konzil der Sieben
Sie hatte für diesen Fall vorgesorgt. Auf dem kleinen Raumhafen von Kaimana stand seit etwa einem Jahr eine kleine Privatjacht, die sie über mehrere Mittelsmänner gekauft hatte. In diesem Raumschiff hatte sie einen Safe angelegt, in dem sie genügend Wertgegenstände und Barmittel deponiert hatte, um auch noch hundert Jahre in Luxus leben zu können.
Ihr Gesicht verzog sich bei dem Gedanken an eine Flucht. Sie wußte nicht, ob sie überhaupt so frei handeln und entscheiden konnte. Obwohl sie sich keines Zwanges bei ihrer Arbeit für die Laren bewußt war, rechnete sie damit, daß es eine Art Programmierung gab, mit der sie veranlaßt wurde, genau das zu tun, was ihre Auftraggeber von ihr wollten.
Es klopfte. Bevor sie etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür, und ein junger Arzt trat ein. Sie kannte ihn nicht. Er trug einige Medikamente und eine Injektionspistole auf einem Tablett vor sich her. Panik stieg in ihr auf. Jetzt durfte nichts mehr passieren. Niemand durfte sie aufhalten. Sie mußte sich sofort entscheiden, da sie nicht wissen konnte, wie sie auf die Medikamente reagieren würde. Sollte sie müde und schläfrig werden, war alles vorbei. Die Chancen wären vertan gewesen.
»Aber Mrs. Bonhero!« sagte er vorwurfsvoll. »Sie sollten im Bett bleiben. Sie sind noch lange nicht wieder gesund.«
Sie ging auf ihn zu. Ihr Gesicht verzerrte sich. Sie nahm ihre Hand hinter dem Rücken hervor, richtete den Desintegrator auf ihn und schoß. Der grünliche Strahl fuhr ihm in die Brust und tötete ihn auf der Stelle. Sie ging an den Schrank und kleidete sich hastig an. Dann drückte sie die Tür auf und betrat den Gang. Zwei untersetzte Männer standen vor ihr und blickten sie überrascht an.
»Mrs. Bonhero? Sie sind schon gesund?« fragte der eine.
Sie erkannte, daß diese Männer zu ihrem Schutz aufgestellt worden waren. Sie waren ihr im Wege. Sie konnte sie nicht einmal zu ihrer Begleitung nehmen, weil sie ihr im entscheidenden Moment sicherlich nicht geholfen hätten.
Sie hob den Desintegrator erneut. Die beiden Männer fuhren erschrocken zurück. Dem einen fuhr der Energiestrahl quer durch den Kopf. Er stürzte zu Boden. Der andere erkannte die Gefahr, in der er sich befand. Er warf sich auf die Verletzte, die auf seinen Angriff jedoch früh genug reagierte. Mit überraschender Geschicklichkeit und Kraft sprang sie zur Seite und wich zurück. Er prallte gegen die Wand und drehte sich langsam zu ihr um. Seine Augen wurden dunkel. Schweiß bedeckte seine Stirn.
»Bitte, tun Sie es nicht«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich möchte leben. Genauso wie Sie! Ich werde Sie nicht verraten.«
Sie wich zurück. Für einen kurzen Moment schwankte sie, dann richtete sie die Waffe auf ihn. Er versuchte erneut, sie zu überwältigen. Sie traf ihn mitten im Sprung.
Martola Bonhero blieb fast eine Minute lang auf dem Fleck stehen und horchte. Sie wunderte sich darüber, daß es nicht laut wurde auf dem Gang. Niemand schien bemerkt zu haben, was geschehen war. Dann endlich eilte sie leise und so schnell, wie sie konnte, den Gang entlang, stieg in den abwärts gepolten Antigravschacht und erreichte schon wenig später die große Halle im Erdgeschoß, in der sich zahlreiche Patienten, Besucher, Ärzte und Helferinnen befanden. Niemand achtete auf sie, als sie das Gebäude verließ.
15.
Balton Wyt eilte mit großen Schritten über den Gang, der zum Konferenzraum Reginald Bulls führte. Er winkte dem Staatsmarschall, Merkosh, dem Gläsernen, und Takvorian mürrisch zu, übersah Ribald Corello völlig und setzte sich in einen Sessel. Er streckte die Beine lang aus und sagte brummig: »Da bin ich.«
»Das sehen wir«, erwiderte Bully, der mit aufgestützten Ellbogen hinter seinem Arbeitstisch saß. »Was ist los mit Ihnen, Balton? Was ist Ihnen über die Leber gelaufen?«
»Ich weiß es selbst nicht«, gab der Telekinet in angriffslustigem Ton zurück. »Ich fürchte, Ribald hat mich hypnosuggestiv behandelt, ohne daß ich es gemerkt habe.«
»Warum sollte er das getan haben?« fragte Bully verblüfft.
»Das weiß ich auch nicht.« Balton Wyt warf den Mutanten auf dem Trageroboter einen bösen Blick zu.
»Das ist eine schwere Anschuldigung, Balton«, sagte Corello mit sanfter Stimme. »Das kann ich nicht so einfach durchgehen lassen. Was ist passiert?«
»Mir ist unwohl«, entgegnete der Telekinet zögernd. »Mit mir stimmt etwas nicht. Vielleicht bin ich auch einfach nur krank.«
»Ich werde Sie untersuchen
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