Silberband 074 - Konzil der Sieben
lassen, Balton.«
Wyt setzte sich aufrecht und schlug die Beine übereinander. »Irgend jemand hat mich auf Trab gebracht«, flüsterte er. »Verdammt, ich bin heute so agil, als hätte mir jemand Juckpulver ins Nervensystem gejagt. Wenn ich den erwische, der das getan hat, dann setzt es etwas.«
»Ruhe jetzt!« rief Bull energisch. »Wir werden Ihren Fall klären, Balton. Jetzt aber haben wir keine Zeit dafür. Die Rechengehirne haben einen Fall für uns ausgefiltert, der interessant sein könnte. Wir glauben, einem HI auf der Spur zu sein. Deshalb ist ein erneuter Einsatz notwendig.«
»Was ist vorgefallen?« fragte Merkosh.
»Wir haben einen Fall, in dem eine Persönlichkeitsveränderung vorliegt. Es geht um eine Mrs. Martola Bonhero. Sie ist Präsidentin der TEMSYV.« Bully berichtete in knappen Worten, was bekannt war. Er schloß mit der Bemerkung: »Der Syndikus des Haupterben hat Strafanzeige nach dem Vorsorgegesetz von 3218 erstattet. Das war der erste Punkt, der von den Positroniken als auffallendes Moment ausgesondert wurde. Nach einem noch ungeklärten Attentatsversuch auf sie schöpfte der sie behandelnde Arzt – ein Dr. Phoumo – Verdacht. Er empfahl dem Haupterben eine Individualgehirnschwingungs-Untersuchung, weil er befürchtete, die Alte Dame sei durch künstliche Eingriffe in ihrer gesamten Persönlichkeit verändert worden. Das hätte sich bei einer solchen Untersuchung zeigen müssen.«
»Die Alte Dame bekam vermutlich Wind von der Sache«, warf Balton Wyt ein.
»Richtig. Sie ist geflohen, nachdem sie vorher drei Männer getötet hat.«
»Weshalb zögern wir dann noch? Ihr Vorsprung wird immer größer, je länger wir warten«, sagte der Telekinet, der tatsächlich eine ungewohnte Ungeduld zeigte.
»Der Fall ist heikel«, erklärte Bull. »Wir können nicht so einfach eingreifen, sondern müssen sehr behutsam vorgehen. Wenn sich unser Verdacht bestätigt, daß wir hier einen Hetos-Inspektor vor uns haben, dann dürfen andere Hetos-Inspektoren nicht bemerken, daß wir ihnen auf die Spur gekommen sind.«
»Die Alte Dame hat einen dreifachen Mord begangen«, sagte Ribald Corello energisch. »Das gibt uns doch genügend Grund, einzugreifen.«
»Leider nicht«, entgegnete Bully. »Das ist Sache der Kriminalpolizei. Niemand kann bis jetzt einen politischen Fall vermuten. Die Presse würde sofort einen Riesenwirbel machen, wenn eine parapsychische Streitmacht anrückte, nur um eine schwache, alte Frau von 148 Jahren zu verhaften. Das wäre alles ganz anders, wenn wir es uns leisten könnten, offen zuzugeben, daß sie ein HI ist und daß wir über die HI Bescheid wissen.«
»Also – was sollen wir tun?« fragte Balton Wyt.
»Takvorian, Merkosh und Ribald müssen verborgen aus einem Gleiter heraus arbeiten«, erläuterte der Staatsmarschall. »Bevor ich den Einsatz mit Ihnen diskutierte, habe ich eine Konferenz mit verschiedenen Wissenschaftlern gehabt. Ergebnis: Wir können gar nicht behutsam genug vorgehen.«
»Das beste wäre, wenn die alte Tante mittlerweile schon verhaftet worden wäre«, sagte der Telekinet.
»Leider ist sie wie vom Erdboden verschwunden.« Bully blickte den Telekineten mit einem versteckten Lächeln an. »Balton muß in vorderster Linie kämpfen. Er ist nicht so auffällig wie die anderen Mutanten. Zumindest weiter entfernte Beobachter können ihn nicht auf Anhieb als Mutanten identifizieren.«
Balton Wyt riß die Augen auf. »Verdammt«, sagte er wütend. »Jetzt glaube ich zu wissen, wer mir eine Droge verpaßt hat, um mich in Schwung zu bringen.«
Er starrte Bully wütend an. Der Staatsmarschall lachte dröhnend auf. Er erhob sich und klopfte dem Telekineten auf die Schulter.
»Mein Ehrenwort«, erklärte er. »Nichts dergleichen ist geschehen, aber manchmal kommt man nur deshalb in Trab, weil man vorher gut geschlafen hat.«
»Das habe ich allerdings«, gab Wyt zurück, doch der Argwohn in seinen Augen wollte nicht weichen.
»Fliegen Sie nach Manila!« befahl Bully. »Von dort aus geht es weiter. Sie werden von einem Verbindungsmann erwartet, der Sie auch über den neuesten Stand der Fahndung unterrichten wird. Denken Sie daran: Die Alte Dame darf auf keinen Fall verletzt werden, auch wenn sie wie eine Verrückte um sich feuert. Am besten wäre es, wenn wir als Verwahrungsgrund psychiatrische Motive nennen könnten.«
1. Februar 3459 – Kiamba/Terra.
Bericht: P. Bonhero
Dr. Phoumo konnte mich nicht beruhigen. Im Gegenteil. Seine
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