Silberband 075 - Die Laren
ausweichend. »Unsere Frachtpapiere sind in Ordnung. Davon haben Sie sich inzwischen ja überzeugen können. Aber es könnte Schwierigkeiten geben – etwa mit rivalisierenden Transportunternehmen. Es gibt auch Springer-Sippen, die meinem Clan diesen Auftrag mißgönnen. Besser, wir sind auf alles vorbereitet.«
»Und die Laren?« fragte Halmashi lauernd.
Werbot tat erbost – und er übertrieb absichtlich etwas. »Würden Sie es etwa wagen, Schußwaffen gegen die Laren einzusetzen?«
Mit diesen Worten ließ er Halmashi stehen und suchte sein Büro auf, dem einzigen Ort in diesem Gebäudekomplex, wo er vor Beobachtung sicher war. Es wurde Zeit, daß er seine Maske erneuerte.
Kaum in dem kathedralenähnlichen Raum auf Sub-Stufe 11 angekommen, drückte er eine Taste an der Armaturenleiste seines Arbeitstisches. Die Wand hinter ihm glitt zur Seite und gab den Weg in eine Schaltstation frei, die neben Ortungsgeräten, einem Hyperfunksender und einem Waffenarsenal auch eine Nische mit einer Biomolplast-Klinik aufwies. Dort schwammen in einem Behälter mit Nährlösung ein Dutzend Satago-Werbot-Masken.
Noch während er in den Geheimraum schritt, zog er sich die Biomolplast-Maske vom Gesicht. Vor dem Spiegel angekommen, wusch er sich die letzten Reste der synthetischen Bio-Substanz ab. Ein schmales Gesicht mit arkonidischem Einschlag und Albinoaugen blickte ihm entgegen. Nur das rote Haar wirkte noch störend.
Er schnitt eine Weile lang Grimassen, um die Durchblutung seines Gesichts zu fördern. Gerade als er in die Nährlösung greifen wollte, um sich eine neue Werbot-Maske herauszuholen, bemerkte er im Spiegel hinter sich eine Bewegung.
Blitzschnell wirbelte er herum und brachte dabei einen Strahler in Anschlag.
»Nicht schießen, du Narr!« rief eine ihm vertraute Stimme hastig. »Sehe ich denn aus wie ein Lare?«
In der Tat, der überraschende Besucher sah einem Laren nicht im mindesten ähnlich. Er war kleiner, hatte einen Körperpelz und besaß als hervorstechendes Merkmal einen aus dem Mund herausragenden Nagezahn.
»Gucky!« sagte der Mann, der sich Satago Werbot nannte, mit einer Mischung aus Ärger und Verwunderung. »Wo kommst denn du her?«
»Hast du vergessen, daß ich Teleporter bin, Atlan?«
»Laß diese Spitzfindigkeiten«, sagte Atlan unwirsch. »Du weißt schon, was ich meine. Was hast du auf Olymp zu suchen?«
»Ich suche nichts, sondern besuche«, erwiderte der Mausbiber. »Und zwar dich. Nicht aus einer Laune heraus, sondern in höherem Auftrag. Außerdem bin ich nicht allein. Fellmer Lloyd ist noch bei mir, und wir sind in Galbraith Deightons Begleitung gekommen. Er möchte dich übrigens sprechen.«
»Verdammt!« schimpfte Atlan. »Das ist doch alles zu riskant. Wenn die Laren …«
»Du glaubst doch, in diesen Geheimanlagen völlig sicher zu sein, so sicher wie in der Para-Burg, die du verlassen hast«, unterbrach Gucky ihn. »Wie kommst du dann auf die Idee, daß mein Erscheinen von jemandem beobachtet werden könnte? Niemand wird es merken, wenn ich mit dir aus Trade City zum Raumhafen teleportiere. Dort wartet Deighton an Bord einer Space-Jet. Komm schon, es dauert nur wenige Minuten und ist weniger gefährlich als deine sentimentale Maskerade.«
»Was heißt sentimental?«
»Du selbst hast mir erzählt, daß du in jungen Jahren, als du noch um den Thron von Arkon kämpftest, einmal den Namen Satago Werbot annahmst. Na, und wenn das nicht Sentimentalität ist!«
Atlan mußte unwillkürlich lächeln. Er ergriff die kleine Hand des Mausbibers, und sie entmaterialisierten.
Sie kamen im Laderaum einer Space-Jet heraus. Solarmarschall Galbraith Deighton erwartete sie hier. Der Telepath Fellmer Lloyd und der Emotionaut Mentro Kosum waren ebenfalls anwesend.
Nach der eher frostigen Begrüßung sagte Atlan angriffslustig: »Was soll das bedeuten, Galbraith? Sie wissen, daß ich mitten in den Vorbereitungen für die nächste Phase des Falles Harmonie stecke. Es war leichtsinnig, sich auf Olymp einzuschleichen und Kontakt mit mir aufzunehmen. Es hätte genügt, sich über Mittelsmänner mit mir in Verbindung zu setzen. Oder handelt es sich um eine so wichtige Angelegenheit, daß dieses Treffen unbedingt nötig war?«
»In einem Punkt kann ich Sie beruhigen«, sagte Deighton ruhig. »Ich habe mich nicht auf Olymp eingeschlichen, sondern bin ganz offiziell eingereist. Die Laren wissen, daß ich hier bin. Allerdings habe ich auch eine geheime Mission, die die Tarnbezeichnung ÜLA
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