Silberband 075 - Die Laren
ändern sich rasch, nicht wahr?«
»Das ist richtig«, bekannte Tastir. »Aber es gibt gewisse Situationen, in denen der, der unsere Gabe besitzt, mit einiger Sicherheit vorhersagen kann, daß sich in absehbarer Zukunft keine Straße durch die Staubmassen öffnen wird.«
Perry Rhodan gab sich damit zufrieden – vorerst, wie er sich im stillen selbst versprach. Er war bereit, noch eine Zeitlang zu glauben, daß die beiden Vincraner es ehrlich mit der MARCO POLO meinten. Sollte er diesen Glauben verlieren, dann würde er Tastir und Testur notfalls mit Gewalt zwingen, das zu tun, was sie freiwillig nicht tun wollten.
Bevor es jedoch zu dieser Entscheidung kam, geschah das Unglück, das eine Reihe völlig unvorhersehbarer Ereignisse erzeugte.
An Bord der MARCO POLO war die Spannung der unbehaglichen Langeweile gewichen. Im Kommandostand wechselten lust- und geräuschlos die Wachen. Die Stunden rollten träge dahin. Perry Rhodans Ärger wuchs mit derselben Geschwindigkeit, in der sein Vertrauen zu den Vincranern schwand. An der Zentralkonsole besprach er sich mit Atlan und Roctin-Par.
»Ich glaube nicht, daß man sie zwingen kann«, antwortete der Provconer auf eine entsprechende Äußerung Rhodans. »Ihre geistigen Fähigkeiten sind bedeutend. Ich nehme an, daß sie zum Beispiel hypnotisch nicht beeinflußt werden können.«
»Es kommt auf eine Probe an«, meinte der Arkonide. »Ich persönlich neige immer mehr zu Perrys Meinung, daß Tastir und Testur nicht wirklich die Absicht haben, uns durch die Dunkelwolke zu bringen.«
»Warum sollten sie das nicht wollen?« ereiferte sich Roctin-Par. »Sie haben mich und meine Leute Hunderte von Malen sicher durch die Wolke gelotst. Ich betrachte sie als meine Freunde! Warum sollten sie auf einmal zu Verrätern werden?«
»Ich erinnere mich an Tastirs dunkle Aussprüche über das gestörte Verhältnis der Vincraner zu der Vergangenheit ihres Volkes«, antwortete Rhodan. »Ich halte es durchaus für denkbar, daß sie in uns als den Abkömmlingen der alten Lemurer eine Gefahr sehen und diese Gefahr möglichst rasch beseitigen wollen.«
»Ich sehe nicht ein, wie sie das tun könnten. Dieser Planet scheint über keine nennenswerten technischen Einrichtungen zu verfügen, zumal nicht über solche, die diesem Raumschiff gefährlich werden könnten. Überdies – wie wollten Tastir und Testur von hier entkommen, wenn sie das einzige Raumfahrzeug, das es hier gibt, vernichten?«
Perry Rhodan hatte die Antwort schon parat, aber er wurde unterbrochen. Das große Hauptschott öffnete sich, und die riesige Gestalt des Haluters Icho Tolot wurde sichtbar. Er sah sich um und erklärte ein wenig verlegen: »Ich habe gehört, daß die beiden Vincraner sich in ihren Privatquartieren befinden. Schadet es, wenn ich mir ein wenig die Beine vertrete?«
Perry Rhodan war das unerwartete Auftauchen des Haluters höchst unangenehm. Tastir und Testur mochten jeden Augenblick in den Kommandostand zurückkehren. Aber wie konnte er dem alten Freund verwehren, seine Unterkunft zu verlassen, in der er sich seit der Ankunft der Vincraner geduldig versteckt gehalten hatte? Roctin-Par allerdings schien ähnliche Bedenken nicht zu haben.
»Sie dürfen sich hier nicht sehen lassen!« rief er Icho Tolot zu, und sein Versuch, nicht allzu schroff zu sein, mißlang kläglich.
Der Haluter schüttelte gelassen das mächtige Haupt. »Auf Sie brauche ich nicht zu hören«, wies er den Provconer zurück.
»Einen Posten auf den Gang hinaus!« befahl Perry Rhodan. »Die Annäherung der Vincraner ist sofort zu melden!«
Der Befehl wurde weitergegeben. Ein junger Offizier trat durch das noch immer geöffnete Schott. An der Art, wie er zusammenzuckte, als er den Korridor im Blickfeld hatte, erkannte Rhodan, daß sein Befehl zu spät gekommen war. Das Unglück war geschehen. Der junge Leutnant wich zur Seite. Unter der breiten Schottöffnung erschienen die hochgewachsenen, hageren Gestalten der beiden Vincraner. Wie immer bewegte sich Tastir an der Spitze der kleinen Gruppe. Er trat über die Schwelle und erblickte den Haluter.
Seine Reaktion war die eines Mannes, vor dem sich unversehens ein Abgrund geöffnet hat. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Von einem Atemzug zum andern wurde er zur Statue. Nur in den Augen war noch Leben. Im Halbdunkel unter der vorgewölbten Stirn glühte es wie verzehrendes Feuer. Icho Tolot verhielt sich ebenfalls still. Er stand da und blickte über den Vincraner hinweg, als habe
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