Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne
Neugeborenen leben.
Schon viele Mütter hatten sich die Flügel verstümmelt und sich dann vom Felsen gestürzt, um ihre Kinder am Leben zu erhalten. Rantho redete seiner Valsa aber eine solche Tat aus, denn er hoffte, dass ihn auch bei seinem Kind sein sprichwörtlich gewordenes Glück nicht verließ. Er selbst stand tausend Ängste aus, aber es gelang ihm, Valsa zuversichtlich zu stimmen.
Dann schlug die Geburtsstunde ihres Kindes. Es war ein Sohn. Und dabei verließ Rantho sein Glück, denn es war ein Achter und musste getötet werden. Als Valsa dies hörte, wurde sie von einem Schwindel erfasst und stürzte bewusstlos vom Felsen. Bevor Rantho ihr nachfliegen konnte, war sie in einem Felsspalt verschwunden. Als man sie barg, war sie tot. Der Sohn aber wurde in die Lebensgemeinschaft in Moraur aufgenommen.
Dieser tragische Unfall lag nun schon sieben Zehnerreihen von Tagen zurück, aber Rantho war über den Verlust seiner Gefährtin noch nicht hinweggekommen. Und es schien, dass er damit sein Glück endgültig verloren hatte. Über ihn – und auch Moraur und alle anderen Felsenburgen – kam eine schwere Prüfung.
***
Rantho war einer der Ersten, die die Nachricht erreichte. Als er den aufgeregten Rufen folgte und in seinem Garten auf einen der obersten Felsvorsprünge trat, konnte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass die Meldeflieger mit ihrer Schreckensbotschaft nicht übertrieben hatten. Dort stand eine ungeheuer große Pyramide, höher als selbst Moraur, die auf ihrer Spitze eine gigantische Kugel trug.
Die zweite Schreckensbotschaft kam aus dem Innern der Bergfestung: Plötzlich, so wussten die Alten, die ihren Lebensabend in den inneren Regionen der Felsenburg fristeten, zu berichten, sei eine undurchdringliche Wand entstanden, die Moraur in der Mitte durchtrennte. Auch der Ältestenrat war davon betroffen. Während sich diesseits der durchsichtigen Mauer nur 13 Älteste aufhielten, befanden sich die restlichen 42 auf der anderen Seite.
Rantho scharte die besten erreichbaren Krieger um sich und stellte sich mit ihnen unter den Befehl von Korror, der nicht nur sein leiblicher Vater, sondern auch ein Zünder war. Zünderflieger standen im Rang weit über den Feuerfliegern, was schon allein daraus hervorging, dass sie sich drei Frauen halten und ebenso viele Nachkommen zeugen durften.
Korror stellte die Ordnung in Moraur bald wieder her, aber die Mauer konnte auch er nicht beseitigen. Zum Schrecken der Mucierer stellte sich bald heraus, dass diese Wand nicht nur innerhalb des Bergs existierte, sondern auch im Freien weiterreichte. Feuerflieger, die die unsichtbare Wand abgeflogen hatten, sagten aus, dass sie endlos sei und weit über das Herrschaftsgebiet der benachbarten Felsenburgen hinausreichte.
Selbst der dichte Wald rund um die Felsenburg Moraur war von der Barriere durchtrennt. Mucierer, die versucht hatten, sich auf der Ebene unter der Mauer durchzugraben, waren ohne Erfolg zurückgekehrt. Und noch etwas mussten die von Moraur erschrocken feststellen: Man konnte durch die unsichtbare Wand nicht zu den Mucierern auf der anderen Seite sprechen. Kein Laut drang durch das Hindernis, obwohl man sich zum Greifen nahe war. Mucierer, die in ihrer Panik mit Gewalt das Hindernis durchfliegen wollten, brachen sich daran die Flügel oder das Genick.
Der Ältestenrat wurde einberufen, und da er mit seinen 13 verbliebenen Mitgliedern unvollständig war, durften auch die Zünderflieger und erfolgreichsten Feuerflieger daran teilnehmen. Rantho empfand es als besondere Ehre, dass auch seine Anwesenheit gewünscht wurde.
In der Versammlung wurde von den Ältesten beschlossen, dass die Feuerflieger versuchen sollten, mit ihren Feuerlanzen eine Bresche in die unsichtbare Wand zu schlagen. Andere Trupps sollten in voller Bewaffnung zu der Pyramide mit ihrer Kugel fliegen und die Vorgänge dort beobachten. Außerdem kamen die Ältesten zu dem Schluss, dass ein neuer Gott auf ihre Welt herabgekommen sei, den vielleicht sogar Zeus gerufen hatte. Man sollte also sehr vorsichtig im Umgang mit jenen Geschöpfen und auch Dingen sein, die der Pyramide oder ihrer Kugel entstiegen. Jede Veränderung, sei es zum Guten oder Schlechten, musste sofort gemeldet werden.
Rantho wurde unter Korrors Befehl der Erkundungstruppe zugewiesen. Während man die Vorbereitungen für den Abflug traf – so viele Feuerlanzen und Abschussrampen wurden mitgenommen, wie die Feuerflieger tragen konnten –, gingen andere
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