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Silberband 078 - Suche nach der Erde

Titel: Silberband 078 - Suche nach der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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des Tuchs und hob es hoch. Das Gewebe zerriss unter der Berührung, brauner Staub rieselte auf beiden Seiten des Sockels herunter. Aber der Fetzen, den Ortokur jetzt fallen ließ, war groß genug gewesen, um erkennen zu lassen, was darunter lag. Sie starrten in das kalkweiße Gesicht eines Menschen – eines Lemurers.
    »Mumifiziert!«, brachte Neryman hervor.
    »Ein Dutzend mumifizierter Lemurer. Fünfzig Jahrtausende alt!«
    So vorsichtig und behutsam, wie sie es mit den dicken Handschuhen vermochten, hoben sie den Stoff der Decke herunter. Unter der Last des Staubs zerriss er in viele kleine Fetzen. Aber dann hatten sie den ersten der Körper freigelegt, der mit über der Brust gekreuzten Armen dalag. Es war ohne jeden Zweifel ein Lemurer. Der Mann war offenbar in mittleren Jahren gestorben.
    Als sich Neryman umdrehte, kam er mit der Hand an den Brustkorb der Mumie. Die Haut sackte ein, die Knochen lösten sich auf, und die Erschütterung ließ binnen drei Sekunden den gesamten, lang gestreckten Körper zerfallen. Nur noch eine helle Staubschicht lag auf dem Sockel.
    »Warum liegen ausgerechnet in einem Kontrollturm mumifizierte Lemurer?«, fragte sich Tenhaven.
    Bisher hatte die Besatzung des Raumschiffs geschwiegen und nur zugehört. Brester gab einen kurzen Bericht ab und fragte, was mit den Mumien geschehen sollte. Sie waren interessant, aber er konnte sich nicht vorstellen, welche Geheimnisse mit ihnen verbunden waren.
    »Sie müssen verstehen, Sir«, entschuldigte er sich am Schluss seiner Ausführungen. »Ich komme mir wie ein Leichenschänder vor. Jedes Mal, wenn wir nachsehen, zerfallen die Mumien. Ich glaube, sie haben ein Recht auf ihre Ruhe.«
    »Seht bitte trotzdem nach. Vielleicht hält eine der Mumien einen Speicherkristall oder einen anders gearteten Hinweis in den Fingern. Es tut mir Leid, Tenhaven.«
    »Mir auch, Sir«, brummte der Pilot.
    Sie untersuchten alle 14 Mumien. Alle zerfielen unter der behutsamsten Berührung, aber keine der Mumien hatte ihnen etwas zu bieten, was sie weitergeführt hätte.
    Im Schein der Lampen sahen sie sich gegenseitig in die Augen, und schließlich murmelte Neryman leise: »Suchen wir weiter. Nach unten, Freunde!«
    Sie verließen den Raum. Was hatten 14 Mumien in diesem Turm zu suchen? Es musste doch irgendein Geheimnis um sie sein. Diese leeren Augenhöhlen, die kalkweiße Haut, die völlige Nacktheit der Körper … es war beängstigend und grausig. Es waren sechs Frauen und acht Männer gewesen, in allen Altersstufen, vom jungen Erwachsenen bis zum Greis.
    »Ich komme einfach nicht davon los. Sie müssen eine bestimmte Bedeutung gehabt haben«, sagte Neryman. Auch ihn hatte dieses Erlebnis stärker berührt als der Kampf gegen die Geier und die Schlangen. »Jedes Volk, das seine Toten sorgfältig präpariert und auch noch in einem solch wuchtigen Gebäude auf Sockel legt und mit Stoffdecken zudeckt, bezweckt etwas. Ich sehe nur keinerlei Hinweis für spätere Entdecker.«
    Ortokur erwiderte etwas schroffer, als er beabsichtigt hatte, um die Diskussion zu beenden: »Auch die Pharaonen wurden nicht deshalb einbalsamiert, um ihren späteren Ausgräbern einen besonders schönen Anblick zu bieten, sondern weil sie im Sonnenreich gut erhalten ankommen sollten. Denk daran, Tungh, und dann wird aus dem Geheimnis eine verständliche Sache.«
    »Vielleicht hast du Recht, Tongh!«
    Sie brauchten eine Stunde, um drei weitere Ebenen abzusuchen. Dann kamen sie an einen verschlossenen Raum, sprengten ihn auf und befanden sich wieder in einer Zone des Turms, in der sich die Natur ausgebreitet hatte. Tiere flüchteten und griffen an, Vögel und Schlangen bildeten wilde Knäuel, und vor den beiden Öffnungen des Raums befanden sich die obersten Zweige der Bäume. Der Kopfschmerz des Majors nahm weiter zu.
    Die Räume über ihnen waren nicht leer, aber uninteressant. Keine Computer, keine Speicher, keine Zeugen der Vergangenheit, nur verrottete ehemalige Einrichtungsgegenstände.
    »Noch etwa dreißig Meter bis zum Boden. Hier ist das Schott, sprengen wir es auf!«, rief Tulocky.
    Die Waffen traten wieder in Aktion. Noch mehr Tiere rannten und flogen aus den großen, zersplitternden Maueröffnungen. Dann fiel ein Bodenschott in einen unbekannten Raum und schlug krachend mehrmals auf. Treppenstufen führten hinunter. Auch hier wieder Dunkelheit, Staub, Feuchtigkeit. Aber irgendwo in der Schwärze unter den Füßen der drei Eindringlinge konnten sie gleichzeitig ein

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