Silberband 079 - Spur des Molkex
der Nähe der Nahtstelle zu erkunden und energetisch zu vermessen«, antwortete Pjotr Godunow.
»Sie kommen nicht aus unserer Galaxis?«, fragte das Insekt weiter.
»Nein«, antwortete Pjotr.
»Wie nennt sich Ihr Volk?«
»Ich gehöre zum Volk der Terraner«, sagte Pjotr. »Allerdings nennen wir uns auch Solarier.«
»Wo befindet sich das Heimatsystem der Terraner oder Solarier?«, wollte das Insekt wissen.
Pjotr atmete verstohlen auf. Wenn das Insekt nach dem Heimatplaneten gefragt hätte, dann hätte er zum ersten Mal lügen müssen – und er war nicht sicher, dass er überzeugend genug lügen konnte. So jedoch konnte er bei der Wahrheit bleiben, denn sie würde den Ploohns nichts nützen.
»In einer Galaxis, die wir Milchstraße nennen«, antwortete er.
»Und wo liegt diese Galaxis? Wie weit ist sie von hier entfernt?«
»Niemand von uns weiß das bisher«, sagte Pjotr Godunow. »Wir wurden gegen unseren Willen von unbekannten kosmischen Kräften in den Mahlstrom verschlagen und suchen keine Kämpfe, sondern erstreben friedliche Partnerschaft mit allen intelligenten Lebewesen.«
»Sie sind in unsere Interessensphäre eingedrungen«, behauptete das Insekt. »Das war eine feindselige Handlung. Wie heißt Ihr Oberkommandierender?«
Plötzlich erfüllte irrationaler Stolz Pjotr Godunow und eine ebenso irrationale Siegeszuversicht.
»Perry Rhodan!«, schrie er dem Insekt ins Gesicht. »Perry Rhodan ist unser Oberkommandierender und der Großadministrator des Solaren Imperiums!«
Dem Insekt war nicht anzumerken, ob es von seinem Gefühlsausbruch beeindruckt war oder nicht. Allerdings war die starre Chitinpanzerung seines Gesichts auch denkbar ungeeignet für den Ausdruck von Gefühlen. »Was bedeutet Großadministrator?«, erkundigte sich das Insekt. »Ist ein Großadministrator so etwas wie ein von der Königin eingesetzter Verwalter?«
Pjotr überlegte, wie die Fragen des Insekts zu verstehen seien. Er kam zu dem Schluss, dass das Rieseninsekt wahrscheinlich weiblichen Geschlechts und die Königin ihres Volkes war, und er dachte, dass er eigentlich früher hätte darauf kommen sollen, dass ein Insektenstaat wegen seiner existentiellen Abhängigkeit von einem Eier legenden Mutterwesen naturgemäß matriarchalisch von einer Königin regiert wurde.
Pjotr Godunow überlegte zu lange. Abermals wurde sein Körper in Schmerzwellen förmlich ertränkt. Diesmal jedoch war der Schmerz so stark, dass er genau das Gegenteil von dem bewirkte, was er bewirken sollte. Er versetzte den Leutnant in eine gnädige Ohnmacht.
Jaymadahr Conzentryn musterte den bewusstlosen Terraner nachdenklich. Er war nicht der erste Mensch, den sie verhört hatte. Allerdings war er der erste, dessen Gesundheitszustand noch so gut war, dass er die Behandlung mit dem Schmerzinjektor überlebt hatte.
Sie überlegte, ob sie ihn sezieren lassen sollte wie die anderen Gefangenen, die bei der Verhörprozedur gestorben oder bereits als Leichen eingeliefert worden waren.
Die Königin entschied sich dagegen. Der Terraner mit dem Namen Pjotr Godunow bewahrte wahrscheinlich noch viele wertvolle Informationen, und es wäre Verschwendung gewesen, einen so guten Informationsträger schon jetzt zu beseitigen, nur um die Ergebnisse der bisherigen Sezierungen bestätigt zu bekommen. Was man bisher über den organischen Aufbau der Terraner wusste, musste genügen.
Diese Wesen waren völlig fremdartig. Sie hatten sich auf einer viel späteren Zeitstufe entwickelt als beispielsweise die Insekten. Wahrscheinlich war es auf ihrem Heimatplaneten von Zeit zu Zeit zu stärkerer Einwirkung von Sekundärstrahlung gekommen als auf dem Heimatplaneten der Ploohns.
Jaymadahr Conzentryn hatte eine gründliche wissenschaftliche Ausbildung hinter sich. Sie wusste, dass zur Evolution des Lebens auf einem Planeten viele Faktoren notwendig waren. Einer der wichtigsten Faktoren aber war die so genannte Hintergrundstrahlung, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzte.
Einmal wurde die Hintergrundstrahlung von den in jeder Planetenkruste enthaltenen radioaktiven Elementen gespeist, ferner von der kosmischen Höhenstrahlung, die den Sperrgürtel des Sonnenwinds überwinden konnte, und schließlich noch von den radioaktiven Isotopen, die beim Aufprall des Sonnenwinds auf die Atmosphäre entstanden. Diese geringe radioaktive Strahlung war sozusagen der Motor der Evolution, denn sie bewirkte bei allen Lebewesen eines Planeten die Entstehung von Mutationen, durch die
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