Silberband 079 - Spur des Molkex
herabrutschende Kleidung verhüllte das rot anlaufende Gesicht des Scheusals. Das nächste Niesen erschütterte Rorvic noch stärker, so stark, dass er nach vorn kippte und auf den Boden prallte. Seine Hände fuchtelten umher, um den Kopf zu befreien. Als er es endlich geschafft hatte, setzte er sich schnaufend auf und starrte aus rot unterlaufenden Augen um sich. Ich öffnete die Tür der Nasszelle und sagte: »Gesundheit, Sir!«
Der Tibeter blickte mich tadelnd an. »Ich kann auf Ihre Wünsche verzichten, Captain Hainu«, sagte er streng. »Was suchen Sie hier?«
»Sie, Sir«, antwortete ich, »und zwar im Auftrag von Tschubai. Sie und ich sollen nach EBZ 333-D kommen.«
Dalaimoc Rorvic öffnete den Mund zu einer Antwort, doch dann verzog er das Gesicht – und wieder erschütterte eine Niesexplosion seinen ganzen Körper. »Ich muss mich erkältet haben, Tatcher«, erklärte Rorvic anschließend. »Würden Sie mir wohl ein Injektionspflaster geben, das die Erkältung unterdrückt?«
Ich wusste, wo der fette Tibeter seine Arzneimittel aufbewahrte, und ging zu einem Wandschrank. Zwischen leeren Flaschen lagen verschiedene Injektionspflaster. Ich wählte eines, dessen Wirkstoff als abführend deklariert war, riss den Informationsstreifen ab und kehrte zu Rorvic zurück. Er deutete auf sein Speckgenick, und ich knallte ihm das Injektionspflaster voller Vor- und Schadenfreude in den Nacken.
Ras Tschubai blickte ungeduldig auf, als wir eintraten. »Endlich kommen Sie, Captain a Hainu«, sagte er. »Konnten Sie sich nicht ein wenig beeilen?«
»Rorvic kommt ja auch nicht früher, und dem machen Sie keinen Vorwurf!«, protestierte ich.
»Für seine Verspätung sind Sie ebenfalls verantwortlich«, entgegnete der Teleporter. Aber so war es immer. Alle machten mich für die Fehlleistungen des leichenhäutigen Scheusals verantwortlich, das unglücklicherweise zu meinem Vorgesetzten bestimmt worden war. Ich sagte jedoch nichts, weil ich wusste, dass meine diesbezüglichen Vorhaltungen nichts fruchteten. Aber diesmal kam mir erstmalig der Verdacht, dass Dalaimoc Rorvic seine noch teilweise unbekannten parapsychischen Kräfte dazu benutzte, andere Menschen gegen mich einzunehmen.
Ras Tschubai räusperte sich, dann blickte er den hochgewachsenen Terraner an, der neben ihm stand. »Darf ich vorstellen: Leutnant Greenor Varsk«, sagte er. »Leutnant Varsk ist einer unserer besten Space-Jet-Piloten. Ich habe ihn hergebeten, weil er eine wichtige Rolle bei dem Einsatz zu spielen haben wird, den wir jetzt besprechen wollen.«
»Haaatschi!«, machte Varsk. Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte, entschuldigen Sie!«, sagte er. »Ich habe eine Allergie. Es ist kein richtiger Schnupfen.«
»Richtig«, meinte Tschubai. »Sie können sich also nicht infizieren, Rorvic und a Hainu. Kommen wir zur Sache. Die MARCO POLO befindet sich im Ortungsschutz einer Sonne, die im Ploohn-Sektor dieser Galaxis steht und von vier Planeten umkreist wird. Planet Nummer zwei scheint besonders wichtig für die Ploohns zu sein, denn er wird von mehr Raumschiffen bewacht als die übrigen drei Planeten.«
»Ich verstehe«, sagte Rorvic. »Wir sollen uns diesen zweiten Planeten aus der Nähe ansehen.«
Ras lächelte. »Aus allergrößter Nähe«, sagte er. »Sie, Rorvic, a Hainu und ich werden auf diesem Planeten landen und feststellen, welche besonderen Aufgaben er für die Ploohns erfüllt.«
»Warum ich, Sir?«, erkundigte ich mich. »Ich hatte eigentlich vor, mich auf die Bord-Schachmeisterschaft vorzubereiten.«
»Sie kommen mit, und damit basta!«, schrie Dalaimoc Rorvic mich an. »Vor jedem irgendwie gefährlichen Einsatz möchten Sie sich drücken, Sie verschrumpelte Marserbse! Aber ich werde schon dafür sorgen, dass Ihnen die Furcht vergeht!«
»Captain a Hainu fürchtet sich nicht«, warf Ras Tschubai ein. »Er ist nur etwas träge geworden, seitdem seine Einsätze spärlicher geworden waren. Ich denke, dass er mehr Eifer entwickeln wird, wenn er wieder einmal zeigen darf, was er leisten kann.«
»Haaatschi!«, pflichtete Leutnant Greenor Varsk ihm bei.
»Gesundheit!«, sagte Rorvic. Im nächsten Moment nieste er ebenfalls – und zwar so stark, dass Tschubai sich heute nicht mehr zu duschen brauchte.
Ras wischte sich die Feuchtigkeit aus den Augen, blickte den Tibeter verwundert an und meinte: »Offenbar ist Varsks Schnupfen doch keine reine Allergie, sondern eine Virusinfektion. Begeben Sie sich nach der Besprechung ins
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