Silberband 079 - Spur des Molkex
Tschubai. »Dazu war aber die Neuentwicklung eines Mini-Hypertrons notwendig, das die Größe eines Fußballs hatte und in die Anti-Molkexbomben installiert wurde. Da solche Mini-Hypertrons nur eine Funktionsdauer von 45 Minuten hatten, wurden sie erst dann aktiviert, wenn eine Gefechtsberührung mit Bluesschiffen unmittelbar bevorstand. Auf diese Weise gelang es uns, die Überlegenheit der Blues auf dem Sektor Defensivwaffen zu brechen und sie zu einem vernünftigen Frieden zu bewegen.«
»Und nun taucht in der Ploohn-Galaxis wieder Molkex auf!«, überlegte ich laut. »Nur verwenden die Ploohns es nicht als Schiffspanzer, sondern als Düngemittel. Wie kommt dieses Molkex überhaupt hierher?«
»Das ist eine gute Frage«, sagte der Teleporter. »Wir wissen, dass sich die Molkexpanzer der Bluesraumschiffe nach dem Beschuss mit Anti-Molkexbomben von den Schiffen lösten und mit hohen Beschleunigungswerten davonflogen. Wir verfolgten diese davonrasenden Molkexfladen und -ballungen und stellten fest, dass sie nach Erreichen der Lichtgeschwindigkeit im Hyperraum verschwanden. Später wurde klar, dass alle Molkexmengen im alten galaktozentrischen Sonnensechsecktransmitter verschwanden und abgestrahlt wurden. Wohin, war bis heute unklar. Ich nehme an, dass es sich bei dem Molkex der Ploohns um jenes damals verschwundene Molkex handelt. Es muss damals, genau wie vor kurzem die Erde, vom energetischen Sog des Mahlstroms angezogen und rematerialisiert worden sein.«
»Und es wird von den Ploohns gebraucht, wahrscheinlich sogar dringend«, sagte Dalaimoc Rorvic. »Wenn wir noch Anti-Molkexbomben besäßen, könnten wir die Ploohns ihres hochwertigen Düngers berauben. Ich wette, dass sie dann in ernste Schwierigkeiten gerieten.«
»Das wäre unmenschlich!«, protestierte ich.
»Nicht unmenschlicher als eine Verlängerung des Krieges zwischen den Ploohns und uns«, sagte Tschubai. »Wenn wir das Molkex als Druckmittel verwenden können, um die Ploohns zum Frieden zu zwingen, erreichen wir damit sogar ein zutiefst menschliches Ziel.«
Ich schwieg, weil ich einsah, dass Tschubais Argument nicht zu widerlegen war. Vielleicht konnten wir den Ploohns doch noch klar machen, dass es besser war, in Frieden miteinander zu leben, anstatt sich gegenseitig Schwierigkeiten zu bereiten.
Greenor Varsk blickte auf den Armband-Chronographen. Noch acht Minuten bis zum vereinbarten Treffen mit der Gruppe Tschubai!
Der Leutnant war nervös und schwitzte. Außerdem machte ihm sein allergischer Schnupfen zu schaffen. Er nieste, rieb sich die Nase mit einem Papiertaschentuch trocken und blickte wieder auf den Schirm. In anderthalb Minuten musste er den Waring-Konverter einschalten und damit die Space-Jet in den Linearraum bringen, damit sie zum genau richtigen Zeitpunkt dicht vor der Atmosphäre des zweiten Planeten in den Normalraum zurückkehren und Tschubai und seine Begleiter aufnehmen konnte.
Alles war bis auf die Sekunde genau durchgerechnet worden. 16 Stunden nach dem Beginn des Einsatzes würden Tschubai und seine Begleiter auf ein kurzes Funksignal warten, das ihnen die Ankunft der Space-Jet meldete. Zu diesem Zeitpunkt musste das Schiff sich an einem genau festgelegten Koordinatenpunkt befinden, damit der Teleporter es nicht verfehlte. Ein Fehlsprung wäre zwar nicht unmittelbar tödlich für Tschubai und seine Gefährten, aber er würde Zeit kosten, was die Gefahr, entdeckt und beschossen zu werden, erheblich vergrößerte.
Greenor Varsk war sich seiner Verantwortung bewusst. Er wusste auch, warum ausgerechnet er für diesen Einsatz ausgewählt worden war. Die Hauptpositronik der MARCO POLO hatte ihn dazu bestimmt, weil seine Psychotests bewiesen hatten, dass er jenes besondere Einfühlungsvermögen in die Gesamtheit von funktionellen Abläufen eines Raumschiffs besaß, wie es Voraussetzung zur Ausbildung als Emotionaut war.
Damit waren gleichzeitig die Weichen für Varsks weitere berufliche Entwicklung gestellt worden. Noch immer gab es zu wenige Menschen, die von Natur aus jene Begabung mitbrachten, die Voraussetzung für die Ausbildung zum Emotionauten war. Dadurch herrschte ein ständiger Mangel an Menschen, die mit Hilfe einer SERT-Haube ein Raumschiff allein durch Gedankenbefehle steuern konnten. Greenor Varsk war ein solcher Mensch. Seine diesbezügliche Begabung hatte sich erst während seiner Praxis als Raumschiffspilot entwickelt, obwohl die Anlage dazu schon immer vorhanden gewesen sein musste.
Varsk lächelte. Nach
Weitere Kostenlose Bücher