Silberband 079 - Spur des Molkex
solchen kindlichen Späßen …«, seine Hand deutete auf den Dhiccer, der gerade mit ausgestreckten Gliedmaßen direkt auf den Zweiten Offizier der MARCO POLO zuschoss, »… abgelenkt und unterhalten. Wir sind gewohnt, schnell zu handeln. Das alles macht uns nervös.«
Daiana hob die Hand und streckte die Finger aus. Der Dhiccer pfiff sein Landesignal und ließ sich in die Finger und die Handfläche fallen. Seine krallenbewehrten Fingerchen klammerten sich am Stoff der Jacke fest, als er über den Ärmel zurück auf den Tisch kletterte.
»Wir sind ebenso gewohnt, schnell zu handeln. Aber oft führt unüberlegtes Handeln zu enttäuschenden Ergebnissen«, meinte Daiana.
»Sie denken also lange nach?«
»Ja, meist, und zwar alle Individuen. Wir sind von den Befehlen eines Herrschers nicht in dem Maß abhängig, wie es in Ihrer Kultur sein mag.«
»Wir sind gewohnt, an die Klugheit unserer Königinnen zu glauben!«
»Auch wir tun dies, in anderem Sinn. Aber um zu Entschlüssen zu kommen, ziehen unsere Anführer meist die Meinungen und die Kenntnisse ihrer Vertrauten hinzu. Vermutlich geschieht dies jetzt gerade.«
Der Insektenabkömmling richtete sich zu seiner vollen Größe auf, hob einen Arm und rief drohend: »Wir sollen hingehalten werden! Ich überlege gerade, ob dies als Verrat zu bezeichnen ist!«
»Schwerlich«, erwiderte Daiana und sah, dass das Fell des Dhiccers sich stark ins Weiße zu verfärben begann. »Wir beabsichtigen keinen Verrat. Das kann ich auf meine persönliche Ehre nehmen.«
»Wie lange muss ich noch warten?«
Daiana hob langsam den Kopf und betrachtete mit unbewegter Miene den fremdartigen Schädel des anderen. »Das weiß ich wirklich nicht!«
Ein unbehagliches, fast drohendes Schweigen erfüllte den großen Raum. Die Terraner saßen da und tranken Kaffee oder verschiedene Säfte, einige wanderten unruhig umher. Die drei Ploohns kauerten in ihren Sitzgelegenheiten und strahlten deutliche Zeichen der Unzufriedenheit und des Zorns aus.
Wo blieb Rhodan? Was hatte er vor?
26.
Während Rhodan auf den Mausbiber wartete, unterhielt er sich mit dem Stellvertreter Galbraith Deightons. Mit einigen kurzen Sätzen hatte Rhodan das neu entstandene Problem vor ihm ausgebreitet.
»Das Ganze ergibt für mich eine logische Kette«, sagte der Großadministrator, »mit nur wenigen Lücken.«
»Über eine wahrhaft kosmische Entfernung hinweg«, erhielt er zur Antwort, »hat sich Tschubai mit Ihnen mehr oder weniger exakt verständigen können. Sie ahnen natürlich die Zusammenhänge?«
Rhodans Gedanken arbeiteten bereits daran, Tschubais Botschaft mit den notwendigen Assoziationen zu verknüpfen. »Ich bin ziemlich sicher, dass meine Überlegungen richtig sind.«
Rhodan und alle Männer, die über die Botschaft Tschubais informiert waren, wussten von der Zeit, in der die Terraner gegen die Schreckwürmer und indirekt gegen das Molkex gekämpft hatten; erbarmungslose Schlachten mit vielen Verlusten hatten diese Phase des Solaren Imperiums gekennzeichnet.
»Ist es vielleicht denkbar, dass dieses Molkex von den Kräften des Mahlstroms eingefangen und irgendwo stabilisiert wurde? Auf alle Fälle haben die Ploohns eine enge Beziehung dazu.«
Rhodan biss auf seine Unterlippe. »Die Ploohns haben nach meiner Meinung das Molkex und sind davon irgendwie abhängig.«
»Das beweist auch die Unruhe ihres Abgesandten. Tschubai hat dies klar erkannt und etwas angezettelt, was die Ploohns in die Defensive treibt.«
Mit einem Schlag wurde vieles deutlich. Hier lag die erste und vermutlich auch einmalige Chance, mit diesen Fremden in Frieden leben zu können.
»Sicher. Er scheint den Ploohns irgendwie wirksam gedroht zu haben«, meinte Rhodan.
Welche Beziehung bestand zwischen diesem großen Insektenvolk und dem Molkex? Noch während beide Männer darüber sprachen, materialisierte Gucky in Rhodans Büro und rief: »Ich habe eben mit Janner Daiana gesprochen. Ich weiß alles!«
Rhodan lachte kurz und erwiderte: »Ausgezeichnet. Es ist gut, informierte Freunde zu haben. Und jetzt berichte uns bitte, was du zu dem Thema zu sagen hast.«
Gucky watschelte durch den halben Raum und teleportierte dann auf die Ecke des riesigen Schreibtischs. Er hob den Arm und begann zu erklären. »Ihr wisst, dass ich Toronar Kasom aus den Fäden im Mahlstrom gerettet habe. Mit dem Beiboot der SAN ANTONIO haben wir dann den Planeten Onyx angeflogen, auf dem die Psaltas leben. Dort fanden wir die Netze, mit denen die
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