Silberband 079 - Spur des Molkex
sich die Königin Rhodan bis auf wenige Schritte genähert hatte, wurde das Schweigen gebrochen. Die Männer bewegten sich unruhig und zeigten sichtlich, dass sie nervös waren. Ihre Stimmung war stellvertretend für die gesamte Besatzung. Nur Rhodan schien unerschütterlich ruhig.
»Ich begrüße Sie an Bord, Königin Jaymadahr Conzentryn!«
»Danke, Terraner!«, antwortete sie und machte eine Geste, die den Korridor und die Maschinen umfasste. Sie wirkte wie eine Erscheinung aus einem Alptraum. »Ein zurückhaltender Empfang für eine Königin!«
Rhodan sagte höflich: »Er zeigt Ihnen, dass wir kriegerische Aufmärsche und übertriebenes Waffenrasseln nicht sonderlich schätzen. Bitte, kommen Sie in diesen Saal. Hier können wir uns in Ruhe unterhalten.«
Die Königin schritt an Rhodan vorbei und blieb in der Mitte des Raums stehen. Ihre Krieger und die bewaffneten Terraner verteilten sich entlang der Wände. Ohne jeden Ausdruck sagte Jaymadahr: »Ich habe auf Ihre Forderung nach Verhandlungen eine Gegenforderung, Terraner.« Sie war also gewillt, einen harten Kurs zu vertreten.
»Bitte, tragen Sie die Forderung vor!«
»Sie sagen indirekt, uns zu Friedensverhandlungen zwingen zu können. Ich verlange, dass Sie mir Ihre Macht zeigen. Wenn Sie nur geblufft haben, wird Ihr Schiff im Feuer unserer Geschütze untergehen.«
Rhodan nickte langsam und setzte sich. Er blieb ruhig und zwang sich dazu, seine Worte sorgfältig zu wählen. Die Spannung im Raum war unerträglich. Das Fell des Dhiccers war jetzt fast durchgehend weiß. Das Tierchen zitterte in Daianas Brusttasche. Unauffällig veränderte Janner seinen Standort und näherte sich der Königin.
»Ich bluffe nicht!«
»Was haben Sie mir zu zeigen? Mit welcher Macht operieren Sie?«
»Ich habe den geheimen Planeten Gragh-Schanath entdeckt. Ich weiß, dass das Teymer dort für Ihr Volk lebensnotwendig ist. Habe ich Recht?«
Die Königin schwieg und ließ nicht erkennen, ob sie tief betroffen oder erleichtert war.
»Auf diesen Planeten, den Sie leicht auf unseren Bildschirmen erkennen können, habe ich eine Waffe bringen lassen. Auf welchem Weg – das bleibt mein Geheimnis. Mit dieser Waffe kann ich schlagartig das Teymer vernichten.«
Die Königin hob ihren Kopf und starrte Rhodan durchdringend an. »Das haben Sie gewagt, Terraner?«, zischte sie hasserfüllt. »Ich kann es nicht glauben. Demonstrieren Sie mir Ihre Macht! Setzen Sie die Waffe ein!«
Rhodan lächelte und meinte schließlich leise: »Das können Sie nicht ernsthaft wünschen, Königin!«
»Ich wünsche es!«
Rhodan hob die Schultern. Er war bereit, diese Demonstration durchzuführen. Die Königin überragte Rhodan um mehr als drei Meter. Die Insektenwachen, deren Raumanzüge deutlich die bizarren Formen der Körper erkennen ließen, rührten sich nicht. Die beiden unteren Gliedmaßen des Oberkörpers hakten sich in dem Gürtel des Raumanzugs fest, unruhig bewegten sich die acht Finger der zwei langen Arme. An dem dünnen Material der Raumhandschuhe glitzerten viele kostbare Schmuckstücke.
»Wenn diese Demonstration stattfindet, Königin«, erklärte Rhodan mit fester Stimme, »dann wird diese kostbare Substanz ganz oder zu großen Teilen vernichtet. Sie wissen genau, was das bedeutet?«
Die fächerartigen Fühler über den großen und schillernden Facettenaugen bewegten sich abermals unruhig. Die Augen ließen keinerlei Ausdruck erkennen. »Ich handle nicht auf Ihre Behauptungen hin. Ich muss sehen, was Sie bieten können!«
Die Königin war hereingekommen, ohne ihr zweites Armpaar zum Laufen zu verwenden. Noch immer stand sie starr da und drehte langsam den Kopf. Gegen dieses riesige, schlanke Lebewesen wirkten die Terraner samt Rhodan und die Insektenleibwache wie Zwerge. Vielleicht war es die körperliche Größe, die dieser Herrscherin einen derart hochfahrenden Ausdruck verlieh. Rhodan schloss deutlich: »Lassen Sie mir dreißig Minuten Zeit. Trauen Sie sich zu, mit mir allein den Versuch zu beobachten?«
»Eine Königin Jaymadahr Conzentryn kennt keine Furcht.«
»Vielleicht«, warf Daiana ein, der ununterbrochene Spannung und Unruhe im Raum registrierte, »wird sie es lernen, wenn sie sieht, wie das Teymer zerstört wird.«
Er erhielt keine Antwort.
Der Mausbiber erschien plötzlich in der kleinen Höhle. Dicht vor ihm lag die zweite Bombe in ihrer schützenden Umhüllung. Das Schwerkraftaggregat war abgeschaltet, und in der sauerstoffreichen Luft lag das feine, fast
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