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Silberband 079 - Spur des Molkex

Titel: Silberband 079 - Spur des Molkex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Sekunden nach der Übernahme des Mutanten, das Gleichgewicht ein zweites Mal abhanden kam, so dass er wankte und ziellos den Körper auf das Eindringen eines fremden Bewusstseins vorbereitete, dann nicht durch den Vorgang, sondern in dem Schock der Erkenntnis, die Thomas Kantenberg soeben gewonnen hatte.
    Es ging ihm nicht wie Krohl. Er spürte die Anwesenheit seines Mutanten durchaus, selbst jetzt noch, fast eine Minute nach dem Transfer. Er spürte sie deutlich und schmerzhaft. Fast glaubte er, den Punkt innerhalb des Gehirns bezeichnen zu können, an dem Tako Kakutas Bewusstsein sich niedergelassen hatte. Und mit schonungsloser Klarheit wurde ihm das Entsetzliche bewusst: Seine Abwehrmaßnahmen hatten versagt. Mühelos hatte der Geist des Mutanten die schützende Hülle des Pseudobewusstseins durchdrungen. Kantenberg wusste nicht, woher ihm diese Gewissheit kam; er war sicher, dass Tako Kakuta jede geheimste Regung seines echten Bewusstseins kannte.
    Ich war einem Verräter anheim gefallen! Welch fürchterlicher Plan, den Rest der Menschheit an Leticron zu verraten! Ich durfte es nicht zulassen. Ich musste dafür sorgen, dass die Absicht des Verräters bekannt wurde. Aber im Augenblick war ich hilflos. Ich war weiter nichts als ein Gast in seinem Körper. Die Befehlszentren seines Gehirns waren mir versperrt. Ich konnte diesen Körper nicht unter meine Kontrolle bekommen.
    Er wusste, dass ich alles wusste. Die Angst schüttelte ihn. Vielleicht würde er sich durch sein Benehmen selbst verraten. Er war ein latenter Psi-Träger. Er hatte versucht, eine falsche Erinnerung aufzubauen, um mich zu täuschen. Vor mir, dem Teleporter, glaubte er, keine Furcht haben zu müssen. Er wusste nicht, dass sich mein Bewusstsein dicht neben dem seinen ansiedeln würde. Ich konnte es sehen, so als wenn sich eine Landschaft vor mir ausgebreitet hätte, als hätte ich wieder Augen. Ich brauchte keine telepathische Begabung, um seine Gedanken zu erkennen: Ich sah sie vor mir. Und über allem lag wie ein halb durchsichtiger Dunstschleier das Pseudobewusstsein, mit dem er mich hatte irreführen wollen.
    Jetzt riss er sich zusammen. Ich konnte durch seine Augen nicht sehen, durch seine Ohren nicht hören; aber ich erkannte an den Veränderungen seines Bewusstseins, dass die anderen Verdacht geschöpft hatten. Er wurde ausgefragt. Er erfand Entschuldigungen, Erklärungen für sein merkwürdiges Verhalten. Er war ein Mann von großer Disziplin. Er brachte es fertig, die Angst zu bannen und sich auf das zu konzentrieren, was getan werden musste, wenn er sein Vorhaben weiterführen wollte. Es würde nicht leicht sein, ihn dazu zu bringen, dass er sich verriet. Aber ich durfte nicht aufgeben. Der Menschheit drohte die völlige Vernichtung.
    Ich musste ihn unter meine Gewalt bringen …!
    Stöhnend lehnte Kantenberg an der unregelmäßig gezackten Felswand. Wie durch einen dichten Nebel hindurch hörte er Krohls Stimme: »Was ist los mit Ihnen, Mann? Reißen Sie sich zusammen!«
    Kantenberg öffnete die Augen. Der Oberst hatte Recht. Er musste sich zusammenreißen, die Angst überwinden, sonst war alles verloren. Mit tastender Hand stieß er sich von der Felswand ab, stand einen Augenblick auf wankenden Beinen und gewann dann schließlich seinen Halt wieder.
    Krohl nickte ihm anerkennend zu. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Besser«, ächzte Kantenberg. »In den ersten Sekunden war es fast nicht zu ertragen, aber jetzt wird es allmählich besser.«
    »Es ist nur ein psychologischer Effekt«, tröstete ihn der Oberst. »Ihre Phantasie stört sich an der Vorstellung, dass Sie jetzt mit zwei Bewusstseinen ausgestattet sind. Unsere Psi-Leute haben sich ausgerechnet, dass bei dem Transfer weder für Geist noch für Körper Gefahr besteht. Wenigstens nicht für Sie. Wenn überhaupt, dann nur für den Mutanten, der in Ihnen sitzt.«
    Kantenberg atmete einmal tief durch. Das klärte das Gehirn und beseitigte die letzten Reste der Angst, die ihn eben noch fest in den Krallen gehabt hatte. »Sie haben natürlich Recht«, bestätigte er Krohl. »Ich merke es jetzt selbst. Es geht mir wieder gut. Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Sir.«
    Krohl wandte seine Aufmerksamkeit der kleinen Armenierin zu, die jetzt vor dem Paratransauge Aufstellung genommen hatte. Bei ihr ging der Transfer ohne Schwierigkeit vonstatten. Sie übernahm Betty Toufrys Bewusstsein, ohne mehr als jenen kurzen Schwindelanfall zu erleiden, den auch Krohl erfahren hatte. Die Übernahme

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