Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
Sonnentransmitter aus dem Solsystem herauskatapultierte, war richtig. Niemand konnte damit rechnen, dass aus diesem Manöver eine Odyssee der Erde werden würde. Männer wie Oberst Germell waren überzeugt davon, dass Terra sogleich eine neue Sonne finden und dass dann alles in Ordnung sein würde.«
»Was hat das mit Rhodan zu tun, Kergijin?«
»Sehr viel. Bei allem Draufgängertum haben wir Terraner nun einmal ein ausgeprägtes Sicherheitsgefühl. Wir müssen wissen, dass wir auf einer Basis stehen, auf die wir uns immer wieder zurückziehen können. Rhodan hat uns die Basis genommen, an der wir uns orientieren können.«
»Sie täuschen sich. Wir haben nach wie vor unsere Erde – auch wenn sie sich nicht mehr in der Milchstraße, sondern im Mahlstrom befindet.«
»Das ist es ja eben, Jasser. Die Erde bietet keine Sicherheit mehr. Im psychologischen Sinne ist sie nicht mehr die Mutter, in deren Arme wir zurückkehren können. Wir befinden uns in einem unbekannten Winkel des Universums und müssen uns neu orientieren. Ich wäre nicht überrascht, wenn Oberst Germell und seine Anhänger sich eine Ersatzerde suchen würden, die ihnen neuen Rückhalt bieten soll.«
»Das wäre Meuterei.« Jasser Kanscho sah Kergijin Vasnotsch erschrocken an. Er nestelte nervös an seiner Brille herum und schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Germell so weit gehen würde. Er muss sich darüber klar sein, dass er damit zwei Lager an Bord schaffen würde. Eine Kluft würde entstehen, die zwanzigtausend Menschen in Meuterer und Rhodantreue teilen würde. Glauben Sie, er wüsste das nicht?«
Vasnotsch verbarg seine wahren Gedanken hinter einem jungenhaften Grinsen. Er wirkte sorglos, als er eine abwertende Geste machte. »Sie sehen das viel zu dramatisch, Jasser.« Er deutete zu den Männern hinunter, die auf der Plattform des Tenders arbeiteten. »Warten Sie nur ab. Wenn es uns gelingen sollte, die Milchstraße zu finden, dann lösen sich alle Probleme von selbst.«
»Meinen Sie wirklich?«, fragte Kanscho unsicher. Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, ohne darauf zu achten, dass er dabei seine Frisur durcheinander brachte.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Jasser. Wichtig ist nur, dass wir endlich Erfolg haben. Mit dem neuen SPARTAC haben wir die besten Chancen.«
»Vielleicht haben Sie Recht, Kergijin. Ich hätte wenig Lust, den Rest meines Lebens auf einem unbekannten Planeten zu verbringen und in Rhodans Augen als Verräter zu gelten.«
Er überlegte noch einen kurzen Moment, dann wandte er sich den Instrumenten der SPARTAC-Steuerung zu. Unmittelbar darauf hatte er alles vergessen, was nicht mit seiner Arbeit zusammenhing. Konzentriert überprüfte er die Einstellungen. Mit Hilfe der Projektoren, die von den Männern draußen auf der Plattform vorbereitet wurden, sollte ein Spiegelenergiefeld mit einem maximalen Durchmesser von sechstausend Kilometern aufgebaut werden. Dieses Hochenergiefeld verfügte über optische Eigenschaften, die sich kaum noch mit denen vergleichen ließen, die gläserne Spiegelteleskope erbrachten.
Naturgemäß blieb ein Hochleistungsinstrument dieser Art ein empfindliches Ding, das nur mit Hilfe von Großpositroniken ausgesteuert werden konnte. Der geringste Spannungsabfall in den Energiefeldprojektoren musste bereits zu optischen Störungen führen, die eine Beobachtung außerordentlich erschwerten, wenn nicht gar unmöglich machten. SPARTAC war wegen seiner gigantischen Ausmaße nur dann verwendbar, wenn es keine Störfaktoren gab.
»Ich rechne damit, dass wir Sektorverstärkungen machen müssen«, sagte Kanscho.
»Hoffentlich nicht.«
»Es wird schon gut gehen.« Jasser Kanscho war fest von der Leistungsfähigkeit SPARTACs überzeugt. Die Lichtausbeute des Energiefelds war so groß, dass sie normalerweise ausreichen musste, auch Galaxien zu identifizieren, die sich an der Grenze der Wahrnehmbarkeit befanden. Waren die Ergebnisse dennoch nicht befriedigend, ließen sich die Werte durch Laserzusatzgeräte nochmals verstärken. Dabei genügten allerdings kleine Störfaktoren, das gesamte Spiegelbild wertlos zu machen, weil auch sie durch Laser millionenfach anwuchsen.
Die MEBRECCO schwebte nunmehr fast bewegungslos im Raum. Kanscho hatte darauf bestanden, dass der Tender beim ersten Versuch keine Fahrt machte. Er hoffte, dadurch zu optimalen Ergebnissen kommen zu können.
Kergijin Vasnotsch überprüfte die Energiefeldprojektoren. Jasser Kanscho widmete sich derweil
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