Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
Er versuchte angestrengt, sie zu halten. Doch sie entglitten ihm wie ein flüchtiger Traum. Plötzlich war er wieder in dem Raum, fand sich mit Evargher und Ablonth am Tisch sitzen. Kenson wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Die Kraft, die ihn bisher so unbesiegbar gemacht hatte, war versiegt.
Ein Blick in die Augen seiner Kameraden zeigte ihm, dass es ihnen wie ihm erging. Der Mastibekk hatte es ihnen prophezeit, dass die Fähigkeiten, die sie aus der X-Dimension in ihre Welt mitnahmen, nur eine begrenzte Zeit anhalten würden.
Nach einer Weile bedrückten Schweigens ergriff Evargher das Wort. »Wir sollten unseren verlorenen Fähigkeiten nicht nachtrauern«, sagte er mit einem bitteren Lächeln. »Wir haben unser Ziel, die Zerschlagung der PEI, erreicht.«
»Ja, das ist uns gelungen. Aber was hilft uns das? Das EBK existiert praktisch auch nicht mehr.«
»Wir werden von vorne beginnen. Wir drei sind die Keimzelle des neuen Befreiungskomitees, das wie ein Phönix aus der Asche auferstehen wird. Bald schon werden wir den Kampf gegen die Unterdrückung wieder aufnehmen …«
Hotrenor-Taak überflog die neuesten Berichte. Es war gut, dass sich seine Leute und die Überschweren aus den Machtkämpfen der Ertruser herausgehalten hatten. Die beiden mächtigsten Widerstandsgruppen hatten sich gegenseitig selbst aufgerieben. Jetzt würde wieder eine Weile Ruhe auf Ertrus herrschen.
Er konnte das Kreit-System beruhigt verlassen und sich anderen Aufgaben zuwenden …
10.
Irgendwo zwischen den Systemen Gandomar und Kreytmagon trieb eine Insel der Greikos durch den Raum. Auf ihrer Unterseite war die Insel zerrissen und aufgewühlt von kosmischen Stürmen, Sonnenwind und Meteoreinschlägen, aber über ihrer Oberseite wölbte sich eine künstliche Atmosphäre, die von mehreren Atomsonnen beleuchtet wurde.
Im Innern der Insel brannten tausend kleine Buschfeuer, um die sich Hunderttausende von Greikos versammelt hatten, um gemeinsam zu meditieren. Wenn sie in die Flammen starrten, sahen sie Dinge jenseits der Feuerstellen.
Der Rausch der Greikos war still und erhaben, und wenn sie aus ihm erwachten, gab es kein Unbehagen, sondern Zufriedenheit und Freude. Nur Kroiterfahrn konnte an all diesen Dingen nicht mehr teilhaben. Von Buschfeuer zu Buschfeuer war er gewandert, aber der stille Rausch wollte nicht mehr über ihn kommen. Sein Verlangen nach Meditation ließ ihn allmählich verzweifeln, die Abruptheit seiner Bewegungen ließ eine innere Hektik vermuten.
Kroiterfahrn erkannte, dass er krank war. Seit er erfahren hatte, dass er zu den Auserwählten gehören sollte, die die befriedete Galaxis besuchen würden, fand er keine Ruhe mehr. Es war die Sehnsucht nach diesem unbekannten Paradies, die seine Gedanken beherrschte.
Nachdem er lange Zeit von Feuerstelle zu Feuerstelle gewandert war, zog er sich in ein Randgebiet der Insel zurück, wo er am Ufer eines Sees vor Erschöpfung zusammenbrach. Ein Erzähler, der zufällig vorbeikam, fand ihn dort liegen und alarmierte die Ärzte in den Zentralgebäuden im Inselinnern. Kroiterfahrn wurde in die kleine Klinik transportiert und untersucht. Man versetzte ihn in Tiefschlaf und maß dabei seine Gehirnströmungen. Die Ergebnisse machten deutlich, dass er sich in einem Zustand großer innerer Erregung befand.
»Er ist noch so jung, dass er seine Auswahl als Besucher der befriedeten Galaxis nicht verkraften kann«, sagten die Ärzte. »Er wurde von der Sehnsucht nach diesem neuen Paradies überwältigt, und diese Sehnsucht wird ihn aufzehren, wenn wir ihm nicht helfen.«
Kroiterfahrn erwachte und sah, dass er in einem Lichtbett lag. Die Decke über dem Raum war aufgeklappt, sodass Sonnenlicht und warme Luft in das Zimmer dringen konnten. Der Greiko brauchte nur Sekunden, um festzustellen, dass er sich noch immer auf der Insel befand. Er blieb reglos liegen und fragte sich, was in der Zwischenzeit passiert sein mochte. Nur dunkel konnte er sich daran erinnern, dass er an einem Seeufer das Bewusstsein verloren hatte.
Er stand auf, und das Lichtbett, plötzlich ohne materielle Belastung, erlosch. Kroiterfahrn verließ den Raum durch den Ausgangsschlitz und betrat die Gartenhalle, in die der Raum eingebettet lag. Um eine Kersavonablüte von ungewöhnlicher Pracht hatten sich drei Greikos versammelt und meditierten.
Kroiterfahrn sah, dass er sich in einer Klinik befand. Er gesellte sich zu den drei Patienten und blickte auf die Blüte. Sie wurde übermächtig groß und schien
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